„Wir müssen die Mieten stabilisieren“

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach sprach in der Sparkasse über künftigen Wohnungsbau.

Foto: Anna Schwartz

Sprockhövel. Hoher Besuch aus Düsseldorf am Donnerstagabend im Veranstaltungsraum der Stadtsparkasse: Landesbauministerin Ina Scharrenbach referierte über Probleme und Steuerungsmöglichkeiten des barrierefreien Wohnungsbaus. Die Expertin sprach zunächst die Problematik der besonders heterogenen Wohnungsräume NRWs an. „Hier müssen wir dafür Sorge tragen, die Mieten überall zu stabilisieren und die Baukosten in den Griff zu kriegen.“

„Wir wollen, dass Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt zu Hause wohnen können“, stellte die CDU-Politikerin klar. Gegen das aktuelle Ziel von Barrierefreiheit stünde jedoch eine weitreichende Bestandsproblematik. So sei bis in die 70er Jahre anders gebaut worden, wobei es sich hierbei um Bestände handele, die man abgesehen von einer Duschtrassenabsenkung nachträglich nicht mehr barrierefrei anpassen könne. Mehr als die Hälfte aller heutigen Wohnungen würde dies betreffen.

Auf der anderen Seite stünde ein inzwischen „komplett veränderter Wohnbedarf“. Personen wollten inzwischen mehr Platz. Daher wolle man den Wohnungsbau nun umso stärker barrierefrei gestalten und habe dazu vor wenigen Tagen ein neues Landesbauordnungsgesetz verabschiedet. Demnach sollen ab 2019 ausschließlich barrierefreie Wohnungen entstehen und nicht mehr, wie in der vorherigen Bauverordnung, nur in mindestens einem Geschoss. Zusätzlich müssten, da wo es möglich ist, aber auch Bestandsbauten in verstärktem Maße barrierefrei umgebaut werden. „Bei diesem Konzept gilt es, alle Beteiligten einzubeziehen, also Investoren, Vermieter als auch Mieter.“

Grundsätzlich unterscheiden müsse man jedoch zwischen barrierefrei und rollstuhlgerecht, klärte die Ministerin auf und verwies darauf, dass Rollstuhlfahrer um einiges mehr Platz bräuchten.

Darüber hinaus verdeutlichte Scharrenbach, dass der Wohnungsbau der Zukunft längst nicht nur in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen mitnehmen dürfe, sondern „auch die breite Masse ansprechen“ müsse und nicht zuletzt auch jungen Familien dienen solle. „Auch hier kann von mehr Komfort profitiert werden“, erklärt die Ministerin und stellt klar, dass Barrierefreiheit grundsätzlich auch Menschen mit Kinderwagen anspreche. Scharrenbach verschwieg jedoch auch nicht, dass der komfortablere Wohnungsraum immer wieder zu einem Spannungsfeld führen würde und zu höheren Mieten und nicht zuletzt auch einer Erhöhung der „zweiten Miete“, die Steuern, städtische Gebühren und Umlagen für Aufzugskosten meint, führe. In diesem Zusammenhang sei es in Zukunft umso wichtiger, „schwarze Schafe rauszukriegen“ und andererseits dafür zu appellieren, „im Zweifelsfall auch mal auf Rendite zu verzichten“.