Zeitarbeit: Chance und Risiko

Jobbörse: Der Job Agentur EN bot ausgewählten Zeitarbeitsfirmen im Kreishaus ein Forum. Auch der DGB sieht nicht nur negative Seiten.

Sprockhövel. Es herrschte eine gespannte Atmosphäre. Ein Spiegel der Situation auf dem Arbeitsmarkt, der für Hochqualifizierte gute Chancen bietet, für Langzeitarbeitslose aber auch viel Perspektivlosigkeit vermittelt. Die JobAgentur EN hatte gestern zu einer Jobbörse ins Schwelmer Kreishaus eingeladen. Kern der Präsentation waren zehn Zeitarbeitsunternehmen aus der Region, eine handverlesene Runde, denn die JobAgentur hatte die Auswahl unter rund 80 Firmen nach festen Kriterien getroffen.

"Wir haben uns für Unternehmen entschieden, mit denen wir schon länger zusammenarbeiten und die vernünftige Löhne zahlen", erläuterte Sprecherin Elke Sander. Am Beispiel dieser Firmen möchte die Agentur aufzeigen, dass Zeitarbeit eine Möglichkeit zum Wiedereinstieg wie auch zur Qualifizierung sein kann. Sie stellt die Musterlaufbahn der Industriekauffrau Christiane Möller aus Hattingen vor, bei der sich trotz der Insolvenz ihre Ausbildungsbetriebs noch ein ansehnlicher Arbeitsvertrag ergeben hatte.

Gleich am Eingang zur Börse vermittelte die Gesellschaft für Personalentwicklung und Soziale Dienstleistungen (PeSO) aus Gevelsberg in der Tat den Eindruck, dass nicht alle Zeitarbeitsfirmen über einen Kamm zu scheren sind. PeSo hat sich auf Arbeitsvermittlung im Bereich von Soziales und Gesundheit spezialisiert und zählt hauptsächlich Frauen zur Klientel.

Da sei es bei der Börse auch schon zu guten Gesprächen gekommen, sagt Ulrike Ochmann, doch junge Frauen könnten oft nicht eingestellt werden, da sie keine Betreuung für ihre Kinder hätten. Viele Bewerber, so bedauert Regina Benkhardt von der Firma Zeitplan, seien schon lange arbeitslos. Die Einschätzung teilt Markus Zimmermann vom DGB: "Hier läuft eine Menge Not herum." Kritisch merkt er an, dass bei der Organisation nicht berücksichtigt wurde, wie die Empfänger von Hartz IV überhaupt die Anfahrt zur Börse bezahlen sollen.

Wo die Notversorgung nicht gesichert ist, werden Verträge unter Druck und entsprechend unbesonnen geschlossen. Der DGB hatte deshalb eine Checkliste erarbeitet, nach der schwarze Schafe im Geschäft aufzuspüren sind: Ist die Zeitarbeitsfirma dem Tarifvertrag des DGB mit den Zeitarbeitsverbänden BZA oder IGZ beigetreten? Stellt sie schriftliche Arbeitsverträge aus? Gibt es einen Betriebsrat und sind Qualifizierungsmaßnahmen im Angebot?

Er sehe positive Seiten bei der Zeitarbeit, sagt Jochen Stobbe von der IG Metall. Die Grauzone unredlicher Firmen sei aber erschreckend groß. Sein Schluss lautet: "Ich hoffe, dass dies keine Showveranstaltung ist."