Haßlinghausen: Kalte Füße beim Verkaufen
Mäßiger Andrang herrscht in Haßlinghausen. Die Trödler sind zufrieden,die Händler weniger.
Haßlinghausen. Gequälte Herbstgesichter, hier und dort sogar eine Wolldecke auf den Knien - ein solches Szenario hatte der Werbering Haßlinghausen, unermüdlicher Organisator des traditionellen Trödelmarktes, nicht verdient. Nachdem bereits im Vorjahr ein leichter Besucherrückgang zu verzeichnen war, blieb es gestern in der 37. Runde noch stiller.
"Heute Morgen war es mit dem Wetter kaum auszuhalten", findet Parfümerie-Inhaber Wolfgang Weiss. Während seine Damen draußen an einem Verkaufsstand frieren, wärmt er sich im Geschäft beim Plausch mit Henryk Siska vom Werbering auf. "Schleppend, aber es geht", lautet Siskas Resümee für den Tag. Die Trödler hätten sich wahrscheinlich von der entmutigenden Wettervorhersage abschrecken lassen.
Dann sei noch die Konkurrenz zu bedenken: großes Fest in Schwelm, Formel 1 im Fernsehen. "Hatten wir immer", winkt Weiss ab. So bleibt die Analyse zum flauen Geschäft ähnlich unergiebig wie die beliebten Après-Fußball-Betrachtungen.
Dabei ist die Stimmung an den Ständen nicht einmal so übel. Oliver Hugendick aus Hatzfeld hat "den größten Teil vom Angebot schon verkauft", darunter eine Carrera-Bahn. "Verschenkt hast du die", findet Standnachbar Michael Rämer und erinnert an den Erlös von nur zehn Euro. "Und die Seele verkaufst du auch noch." Nun gut, für den Verkauf von Trödel gelten höchstens ungeschriebene Gesetze, da muss jeder mit sich selbst hadern.
Ob "Wohnungstür weiß, Linksanschlag" oder Ivan Rebroffs "Lieder der Welt" - das Angebot ist breit gestreut. Kleidung und Stoffe lädt Trödler Ralf Böhle aus Gevelsberg bereits wieder ins Auto. Entnervt? "Nein, wir sind zufrieden mit dem Verkauf." Gedrückte Stimmung herrscht jedoch bei Spielwaren Schneider. "Seit 1880" vermerkt das Werbeschild zur Firmengeschichte, aber Friedrich Schneider ergänzt: "Wir sind erst seit Juni hier an diesem Standort." Es seien zu viele Veranstaltungen auf einmal im Angebot, da müsse man sich künftig besser absprechen, meint er und wirft noch einmal einen versonnenen Blick auf den großen Erfolg beim Nach(t)schlag am vergangenen Wochenende.
Vor der Ladentür defilieren die Oldtimer des MSC Sprockhövel über die Straße, ein weiteres Paralleluniversum. Dann fallen kurz vor 15 Uhr erste Regentropfen. "In Schwelm kein Parkplatz, hier das Sauwetter", brummelt ein Familienvater. "Gehen wir nach Hause und backen Kuchen." Nur die Unermüdlichen bleiben noch, darunter ein kleiner Junge, der im allzu geläufigen Jargon bittet: "Kann ich ’ne Waffel?"