Starmusiker Augustin Hadelich in Düsseldorf Geigen ist wie Singen

Düsseldorf · Der international renommierte Violinist Augustin Hadelich kommt mit dem Salzburger Mozarteum-Orchester am 14. Dezember nach Düsseldorf.

Der Violinist Augustin Hadelich spielt im Heinersdorff-Konzert in der Tonhalle.

Foto: Suxiao Yang

Sein Violinton hat eine einzigartige, wiedererkennbare Qualität. Ob Bach oder Barber, Paganini oder Prokofieff, Sibelius oder Schostakowitsch: Bei Augustin Hadelich klingt alles flüssig, warm und wohlartikuliert, ohne über den gleichen Kamm geschoren zu werden. Dafür spielt er stilistisch viel zu genau. Reinheit verbindet sich bei ihm mit einem ausgesprochen sanglichen Ausdruck. Am 14. Dezember ist der phänomenale Geiger im Heinersdorff-Konzert in der Tonhalle zu erleben.

Der in Italien geborene Deutsch-Amerikaner, der im April seinen 40. Geburtstag feierte, bringt zwei Violinkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart nach Düsseldorf mit. Das Mozarteum-Orchester Salzburg, das er bereits gut kennt, begleitet ihn unter der Leitung des Briten Andrew Manze. Hadelich spielt zunächst das Konzert Nr. 5 A-Dur (KV 219), das nicht zuletzt für die türkischen Klänge im Finalsatz berühmt ist. Dem folgt das reizvolle „kleine“ D-Dur-Konzert (Nr. 2 KV 211), das viel seltener gespielt wird als das Bruderwerk in der gleichen Tonart (KV 218).

Wer je erlebt hat, wie locker und zugleich blitzblank Hadelich die größten Teufeleien von Paganini oder Eugène Ysaÿe vor Publikum spielt, fragt sich unwillkürlich, ob Mozart trotz allem noch eine Herausforderung für ihn darstellt. Darauf erwidert der Künstler, dass Mozart oft eine Nervensache sei, weil alles so transparent ist: „In gewisser Weise ist es manchmal leichter, etwas im Konzert zu spielen, wo man sich erst einmal ein bisschen austoben und mit großem Ton spielen kann. Das ist weniger heikel, als ein Stück zu spielen, wo alles mit einer gewissen Leichtfüßigkeit gespielt werden muss, aber trotzdem alles ganz genau sitzen muss.“

Weil sie schon lange Teil seines Repertoires sind, haben Mozarts Konzerte bei Hadelich verschiedene Phasen durchlaufen. Als er sie kennenlernte, war es üblich, sie sehr romantisch zu spielen: langsam, laut und mit üppigem Ton. Dann kam die historische Aufführungspraxis, die ihm „sehr eingeleuchtet“ habe: „Irgendwann hatte ich aber auch das Gefühl, dass es passieren kann, dass man Mozart zu sehr mit Samthandschuhen anfasst. Und dann die Energie ein bisschen fehlt. Es ist wirklich schwierig, im richtigen Maße alle Elemente zusammenzubringen.“

Hadelich spielt Mozarts Konzerte mit selbst komponierten Kadenzen, die er im Laufe der Zeit immer wieder überarbeitet. Da das Violinspiel aufgrund der unnatürlichen Haltung auch ein wenig „Extremsport“ sei, hält er es für notwendig, die Technik ständig weiterzuentwickeln und die Haltung anzupassen, um auf Dauer im Musikbetrieb zu bestehen. „Vor 15 Jahren habe ich viel angespannter gespielt, besonders in der linken Hand“, verrät er: „Man muss immer irgendetwas dazulernen. Wenn etwas nicht besser wird, dann wird’s schlechter!“

Hadelich lebt seit 2004 in New York City und hat seit 2014 neben der deutschen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Zu seinen vielen Lehrern gehören Christoph Poppen, Igor Ozim und Norbert Brainin, Primgeiger des Amadeus-Quartetts. Als er an der New Yorker Juilliard School bei Joel Smirnoff studierte, begann er, viel Kammermusik zu spielen. Das hat seinen Blick auf Partituren, sein Gefühl für Zusammenspiel geprägt.

Vor fünf Jahren legte Hadelich die Stradivari „ex Kiesewetter“ beiseite, um fortan die 1744 gebaute Guarneri del Gesù namens „Leduc“ zu spielen, die einst im Besitz des polnischen Geigers Henryk Szeryng war. Mit diesem Instrument hat er seine „Stimme“ gefunden, kann den Klang umsetzen, der ihm als Ideal vorschwebt. Es ist kein Zufall, dass er dabei an die Ausdruckskraft eines Liedsängers denkt. Weil auf dem elterlichen Weingut in der Toskana oft mit Klavierbegleitung gesungen wurde, lernte er Schuberts Lieder bereits als Kind kennen.

(ande / w.g.)