Häfen, Strände und eine Insel Die Planung für den Tagebau-See steht

Tagebau Garzweiler · Nach Ende des Tagebaus Garzweiler soll sich der entstehende See zu einem touristischen Hotspot entwickeln – mit Cafés, Sporthäfen, Stränden und Campingplätzen. Wie das realisiert werden soll und worauf sich Mönchengladbacher freuen können.

So soll der See im Tagebau Garzweiler aussehen, wenn er Ende der 2060er Jahre fertig ist.

Foto: Fachbüro RHA

15 Monate lang wurde intensiv geplant, am Dienstag ist der „Masterplan Seeentwicklung“ in Erkelenz verabschiedet worden. Damit steht nun fest, wie der See, der mithilfe von Rheinwasser aus dem Tagebau Garzweiler entstehen soll, und die Landschaft gestaltet werden soll. „Damit haben wir jetzt ein Drehbuch, wie wir uns die Zukunft unserer Region nach dem Ende des Braunkohletagebaus vorstellen“, sagte Harald Zillikens, Bürgermeister von Jüchen und Vorsteher des Zweckverbands Landfolge Garzweiler. „Unser Ziel war es, einen gemeinsamen See für die gesamte Region zu gestalten – über Grenzen von Städten, Gemeinden und Kreisen hinweg. Das ist gelungen.“ Zu dem Zweckverband haben sich die um den Tagebau liegenden Kommunen Erkelenz, Mönchengladbach, Jüchen, Grevenbroich, Titz und in Kürze auch Bedburg zusammengeschlossen.

Was soll entstehen?

Ziel des Zweckverbandes war es, mit dem Masterplan eine attraktive Seelandschaft zu schaffen, die in der Region einen einmaligen Freizeitwert haben soll. Der Tagestourismus soll dabei besonders im Fokus stehen. So sind rund um den See Strände, Marinas, kleine und größere Häfen und Campingplätze vorgesehen – allerdings keine großen Hotels. Besondere Highlights könnten dabei ein Event- und Festivalgelände vor Hochneukirch, ein Erlebnisgelände bei Wanlo und das Seedorf Keyenberg werden. Zudem soll im See vor Wanlo und Keyenberg eine kleine Insel entstehen. Rund 1000 Boote, vor allem Segelboote, sollen auf dem neuen See beheimatet sein. In Jackerath soll ein technischer Hafen mit Werft und Werkstätten entstehen, dort ist auch das einzige Gewerbegebiet am See vorgesehen.

Laut den Planern soll die Landschaft aber auch genug Rückzugsgebiete für Flora und Fauna bieten. Insgesamt sind knapp 50 Prozent der Uferbereiche als Naturschutzflächen oder für die naturnahe Gestaltung vorgesehen. Ein Drittel sind Freiflächen, die vom Menschen – beispielsweise landwirtschaftlich – genutzt werden. Und etwa 16 Prozent des Ufers sind Strukturen für Freizeit, Tourismus, Siedlung und Infrastruktur.

Wie ist der Zeitplan?

Noch bis spätestens 2033 wird im Tagebau Garzweiler Braunkohle gefördert. Ab 2035 beginnt die „Rekultivierung“, ab 2036 fließt durch eine Pipeline Rheinwasser in das Restloch. War bislang von einem Zeitraum von knapp 40 Jahren die Rede, soll es jetzt nur noch 30 Jahre dauern, bis der See voll ist. Heißt: 2066 könnte der See vollgelaufen sein. Das bedeutet aber nicht, dass sich bis dahin nichts tut: Schon 2041 soll der See zur Hälfte gefüllt sein, erste Nutzungen auf dem Wasser werden möglich. Und auch die „Zwischenlandschaft“ soll genutzt werden, wie aus dem Masterplan hervorgeht. „Man wird diese sich wandelnde Landschaft auch in der Zwischenzeit erleben und nutzen können“, sagt Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbands.

2037 findet rund um den Tagebau zudem die Internationale Gartenausstellung (IGA) statt, den Zuschlag dazu hatte sich der Zweckverband im vergangenen Jahr gesichert. Bis zu zwei Millionen Besucher könnten dann in die Region strömen. Schon bis dahin sollen zahlreiche Landschaftsprojekte umgesetzt sein. Harald Zillikens bezeichnete die IGA als „Katalysator“ für viele Projekte in der Region.

Die Eckdaten

Der See wird mit einer Fläche von 2200 Hektar und einer Tiefe von 165 Metern einer der größten im ganzen Land werden. Nach dem benachbarten Tagebausee Hambach wird er das zweitgrößte künstliche Gewässer Deutschlands, im direkten Einzugsgebiet leben rund 450.000 Menschen. Einen Namen gibt es für den See noch nicht.

Wie wurde der Plan entwickelt?

Gemeinsam mit dem Zweckverband Landfolge haben die Fachbüros Reicher Haase Assoziierte, Club 94, Planersozietät sowie Project M das Konzept entwickelt. Beteiligt war neben verschiedenen Behörden auch RWE als Tagebaubetreiber. In verschiedenen Bürgerbeteiligungsformaten vor Ort und online gingen zudem rund 4500 Eingaben aus der Bevölkerung ein.

Wer finanziert das?

Ein großer Teil der Mittel wird vom Land NRW, dem Bund und aus dem Strukturwandelpaket fließen. Ein Fingerzeig: Schon für die IGA 2037 mit prognostizierten Gesamtkosten von 315 Millionen Euro soll das Land mit mehr als 200 Millionen Euro den Löwenanteil übernehmen. Auch RWE wird sich tatkräftig beteiligen, denn der Bergbautreibende hat nach Ende des Braunkohleabbaus die Wiederherstellung und Revitalisierung der Landschaft sicherzustellen.

Wie geht es weiter?

„Wir sprechen hier über ein Jahrhundertprojekt. Nicht nur in Bezug auf die Dauer, sondern auch was die Komplexität und Kosten angeht“, sagte Harald Zillikens. Der nun verabschiedete Masterplan soll in den kommenden Jahren immer weiter verfeinert und angepasst werden, zumal sich die Rahmenbedingungen in den kommenden Jahrzehnten noch verändern werden. RWE-Tagebauentwickler Michael Eyll-Vetter meinte: „2036 hört sich noch weit weg an, aber in einem planerischen Kontext ist das nicht viel Zeit. Wir müssen jetzt anfangen, die Weichen zu stellen.“

(cpas mwi)