Neusser Tierschützer geben Tipps Tipps für Haustierhalter an Silvester
Neuss · Für viele Haus- und Wildtiere ist die Silvesternacht mit Stress verbunden. Der Tierschutzbund fordert deshalb, privates Feuerwerk zu verbieten. Was Neusser Tierschützer dazu sagen und wie man Haustieren helfen kann.
Das Feuerwerk in der Silvesternacht ist für viele Tiere ein großer Angst-Auslöser: Nicht nur die lauten Knallgeräusche, auch die hellen Blitze am Nachthimmel versetzen sie in Alarmbereitschaft. Zuletzt hat der Deutsche Tierschutzbund aus diesem Grund gefordert, den privaten Kauf und Gebrauch von Pyrotechnik zu verbieten oder stattdessen Böllerverbotszonen rund um Einrichtungen zu schaffen, in denen Tiere gehalten werden.
In Neuss gibt es aktuell generell keine Böllerverbotszonen. Und da das Neusser Tierheim Bettikum nach eigenen Angaben „mitten im Feld“ liegt, habe es dort bisher keine Probleme gegeben. Dennoch werden Vorkehrungen getroffen: Im Tierheim sei immer jemand vor Ort, Katzen haben an jenem Datum keinen Freigang und Hunde werden beim Gassi gehen, doppelt gesichert, um ein plötzliches Losreißen zu verhindern. Häufig sind nämlich schon am Vortag oder auch am Nachmittag des 31. Dezembers einzelne Knallgeräusche zu hören. Die Forderung des Tierschutzbundes kann die Vorsitzende Claudia Hachaj nachvollziehen. „Für Tiere bedeutet das Feuerwerk enormen Stress bis hin zur Lebensgefahr“, sagt sie und fügt hinzu: „Wenn ich nur alleine darüber nachdenke, wie viele Vögel es jedes Jahr das Leben kostet, ist es einfach nur traurig und nicht mehr zeitgemäß.“
Ähnlich sieht das Christina Recek vom Neusser Tierschutzverein: Eine gute Lösung sei es ihrer Meinung nach, spezielle Orte einzurichten, an denen ein Profifeuerwerk veranstaltet wird. Auch sie beobachtet, dass sie Zahl der entlaufenen Tiere rund um Silvester zunimmt. Teilweise würden Halter die Panik ihrer Tiere nicht ernst nehmen oder es käme durch das plötzliche Losreißen des Tieres zu Unfällen. „Oft endet die wilde Flucht mit dem Tod des entlaufenen Tieres“, sagt sie.
Auch Babette Terveer, Gründerin des Neusser „Federheims“, ein Tierheim speziell für Vögel, erlebt, dass rund um Silvester mehr Tiere zu ihnen gebracht werden. Neben gestressten Singvögeln sei auch schon ein Schwan darunter gewesen: „Je nach Schwere der Verletzungen entscheiden wir dann, wie es mit ihnen weiter geht. Einige werden zum Tierarzt gebracht, andere können sich bei uns von dem Stress erholen, ehe wir sie wieder auswildern“, erzählt die Tierschützerin.
Auch der Rhein-Kreis appelliert, zum Schutz der Wildtiere, das Feuerwerk nicht an Waldrändern oder in der Feldflur zu zünden. Während die Tiere zwar an normale Alltagsbeschallung gewöhnt seien, gelte das nicht für die „überraschende Knallerei.“ Gefährlich kann das werden, weil viele Wildtiere sich zu jener Zeit im Winterschlaf oder in der Winterruhe befinden, um ihren Energiebedarf zu reduzieren. Die Feuerwerksgeräusche, aber auch das grelle Licht und der Rauch würden sie in Panik versetzen. Der Stress wiederum führe dazu, dass sie unnötigerweise Fettreserven, die für den Winter gedacht sind, abbauen.
Eine weitere Gefahr für Wildtiere, so führt der Kreis aus, stellen Plastikreste von Böllern da. So könnten beispielsweise Kleinsäuger in Raketenhülsen verenden. Deswegen sollten die Überreste von Feuerwerkskörpern mitgenommen werden. Nur in Maßen zu böllern und Haustiere in der Wohnung lassen, ist ein weiterer Tipp des Kreises.
Räume sollten
abgedunkelt werden
Die Neusser Tierärztin Astrid Urlaub empfiehlt, am Silvesterabend die Räume abzudunkeln, sodass die Haustiere, sich nicht vor den grellen Blitzen erschrecken. Außerdem könnten Hintergrundgeräusche eingeschaltet werden. Und die Tiere sollten eine Möglichkeit zum Rückzug haben. Dennoch empfiehlt sie den Haltern, in ihrer Sorge nicht zu sehr auf den verängstigenden Hund oder die Katze einzugehen. „Die Tiere merken, wenn der Besitzer aufgeregt ist und fühlen dann erst recht, dass etwas nicht stimmt“, sagt sie. Kurz vor Jahresende würde in ihrer Praxis die Nachfrage nach Beruhigungsmitteln für Tiere steigen.
Davon rät sie jedoch ab: Unter dem Einfluss von den Medikamenten könnten dem Tier Bewegungen schwerer fallen, was zu einer zusätzlichen Verunsicherung führen kann. Von einigen Kunden bekomme sie mit, dass sie mit ihren Tieren in die Eifel fahren – denn in Naturschutzgebieten ist das Böllern verboten – oder den Düsseldorfer Flughafen – dort ist ebenfalls Feuerwerksverbot – aufsuchen.
Außerdem könne man Tiere auf die Silvesternacht mit Hilfe von speziellen CDs und Videos vorbereiten. „Es hilft auch, den Hund im ganzen Jahr in seinem Wesen zu bestärken“, sagt sie. Ein solches Training sei noch das beste Mittel gegen die Angst an Silvester.