Aus Politik, Wirtschaft und Sterne-Restaurants Das sind die Düsseldorfer Köpfe des Jahres 2024

Düsseldorf · Thomas Geisel und Marie-Agnes Strack-Zimmermann sorgten bundesweit für Schlagzeilen. In Kulturhäusern gab es überraschende Wechsel. Und die Stadt hat gleich zwei neue Sterne-Köche.

Ex-Ordnungsdezernentin Britta Zur zog es nach Berlin.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Für Düsseldorf hat dieses Jahr viele spannende Entwicklungen bereitgehalten. Stühlerücken im Rathaus, eine Europawahl, Nachrichten in der Wirtschaftswelt. Wir haben eine Reihe von Namen zusammengetragen, über die in diesem Jahr in der Landeshauptstadt besonders viel geredet wurde.

Britta Zur Die vielkritisierte Ordnungsdezernentin sorgte in diesem Jahr schließlich mit ihrem vorzeitigen Abgang für noch mehr Aufsehen. Die frühere Staatsanwältin in Düsseldorf und Polizeipräsidentin in Gelsenkirchen überraschte nämlich mit einem neuen Job in noch höherer Gehaltsklasse: Zur (geboren 1980) ist jetzt Vorsitzende der Geschäftsführung DB Sicherheit GmbH in Berlin.

Im Rathaus hatte es Zur zuvor schwer, Tritt zu fassen. Intern war sie sowohl bei der Politik als auch in Führungskreisen der Verwaltung sehr kritisch gesehen worden. Ein Vorwurf: Ein nicht ausreichend gutes Einarbeiten in die Fachthemen. Einem neuerlichen Karrieresprung stand das jetzt allerdings nicht im Weg. Zudem konnte Zur zuvor in Sachen Bürgerservice auch mehr und mehr positive Entwicklungen vermelden. Und sie fühlte sich offenbar zudem als Ordnungsdezernentin deutlich mehr zu Hause als in den Gebieten Bürgerservice und Sport, für die sie schon vorher zuständig war.

Thomas Geisel Der ehemalige Oberbürgermeister sorgte Anfang des Jahres sogar bundesweit für Schlagzeilen: Er verließ die SPD und trat dem neu gegründeten Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei. In Berlin saß er im Januar bei einer Pressekonferenz neben Wagenknecht auf dem Podium. Pikant: Erst kurz zuvor war Geisel für seine 40-jährige Mitgliedschaft in der SPD geehrt worden. Sozialdemokraten in der Tradition von Willy Brandt und Helmut Schmidt seien inzwischen „in der heutigen SPD heimatlos geworden“, sagte er über seinen Wechsel. Vor allem mit seiner Position gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ist er inhaltlich nah bei Wagenknecht.

Als Spitzenkandidat für die Europawahl schaffte es Geisel dann, ins Parlament in Straßburg und Brüssel einzuziehen. Ein neues Kapitel seiner politischen Karriere hat also begonnen. Aufgrund der Fraktionslosigkeit des BSW sind die politischen Einflussmöglichkeiten allerdings stark eingeschränkt.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann Die aktuell wohl bekannteste Düsseldorfer Politikerin hat in diesem Jahr ebenfalls den Job gewechselt. Sie war Spitzenkandidatin der FDP bei der Europawahl und zog als solche ins Parlament ein – und kann auf diese Weise ihrem langjährigen Kontrahenten Geisel weiter begegnen. In Düsseldorf holte die FDP damals übrigens starke 11,2 Prozent, noch mehr als bei der vorangegangenen Europawahl. In Strack-Zimmermanns Wohnstadtteil Carlstadt gab es das beste Ergebnis – 24,2 Prozent.

Passend zu dem neuen Schritt legte sie ihr Amt als Kreisvorsitzende der Liberalen nieder. In der jüngst aufgekommenen Debatte um den Parteivorsitzenden Christian Lindner wurde sie sogar als dessen mögliche Nachfolgerin gehandelt, winkte aber ab. Nichts geändert hat sich 2024 an der starken Medienpräsenz der Politikerin, die schon in Düsseldorf nie als Leisetreterin bekannt war. Auch in ihrer Heimatstadt ist sie weiterhin regelmäßig anzutreffen.

Christoph Meyer Zum Ende des Jahres wurde überraschend bekannt, dass der Generalintendant der Rheinoper aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig sein Amt aufgeben wird – nämlich schon im März 2025, obwohl er eigentlich noch einen Vertrag bis 2027 hat. Bereits seit 2009 war Meyer an der Rheinoper tätig, entsprechend betroffen wurde die Nachricht in Düsseldorf aufgenommen. Bei einem kurzen Auftritt beim Konzertabend „Weihnachten mit Freunden“ gab es vor einigen Tagen stehenden Applaus für den sichtlich bewegten Opernchef.

Miriam Brauns 2024 war ihr erstes volles Jahr in Düsseldorf: Die Polizeipräsidentin Miriam Brauns trat das Amt im Dezember des Vorjahres nach zehnmonatiger Vakanz an. Die Erwartungen waren hoch, ihr Vorgänger Norbert Wesseler war nach längerer Krankschreibung und unter hohem politischem Druck in den Ruhestand gegangen. Eine ihrer ersten Amtshandlungen: eine neue Kooperation gegen häusliche Gewalt mit der Frauenberatungsstelle in Düsseldorf. Seitdem bemüht sie sich in Präsenz und klare Worte in der Öffentlichkeit, unter anderem bei den Themen Messergewalt und Raubüberfälle – Punkte, die bei ihrem Vorgänger zuletzt in der Kritik standen. Im kommenden Jahr steht ein wichtiger Schritt bei der Polizei an: Das Präsidium am Jürgensplatz wird nach jahrelangen Bauarbeiten fertig. Die Dienststellen werden dann wieder näher zusammenrücken können. Der Standort hatte auch anderweitig für Diskussionen gesorgt. So hatte Brauns vorgeschlagen, den historisch belasteten Jürgensplatz in „Platz der Polizei“ umzubenennen. Die Idee stieß bei einer Informationsveranstaltung zunächst auf große Zustimmung, dann stand der Name „Klaus-Dönecke-Platz“ im Raum. Nun ist die Entscheidung verschoben, auf das kommende Jahr.

Lukas Jakobi und Jörg Wissmann Er servierte bei einer Aktion vietnamesische Sandwiches in der Altstadt, erneuerte das frühere „Dr. Kosch“ in Derendorf und betreibt sein eigenes Lokal in Bilk: Lukas Jakobi ist ein äußerst umtriebiger Koch. Im März wurde sein Restaurant mit einem der begehrten Michelin-Sterne geehrt. Insgesamt neun Düsseldorfer Gastrobetriebe erhielten 2024 die Auszeichnung. Neben Jakobi ist Jörg Wissmann der zweite Newcomer am Sternenhimmel in der Landeshauptstadt.

Wissmann erkochte bereits vor mehr als zehn Jahren im Agata’s seinen ersten Stern und konnte diesen bis zu seinem Weggang 2020 halten. Im Dezember verwandelte er eine Eckkneipe in Friedrichstadt in das Restaurant Jae. Knapp 15 Monate nach der Eröffnung wurde seine dortige Arbeit mit einem Michelin-Stern belohnt. Lukas Jakobi dagegen hat 2023 in Bilk sein Lokal „Zwanzig23“ in Betrieb genommen. Knapp ein halbes Jahr später gab es den ersten Stern und obendrauf noch einen „grünen Stern“ für Nachhaltigkeit.

Kristin Schwierz Die Sozialwissenschaftlerin steht seit Juni an der Spitze des Zakk. Als neue Geschäftsführerin will sie das Kulturzentrum in die Zukunft führen. Einfach dürfte diese Aufgabe nicht werden – so ist unter anderem eine Sanierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes an der Fichtenstraße nötig. Schwierz wechselte im Sommer aus Bochum nach Düsseldorf. Sie studierte und arbeitete an der Ruhr-Universität. Zuletzt war sie Programmverantwortliche für den Bereich „Politik und Gesellschaft“ am Bahnhof Langendreer (dieser ist ebenfalls ein soziokulturelles Zentrum). In Düsseldorf ist die 46-Jährige Nachfolgerin von Till Krägeloh. Dieser hatte das Amt als Zakk-Chef nach nur drei Jahren aus familiären Gründen niedergelegt. Ihn zog es zurück nach Norddeutschland.

(ale/nic/veke mbo)