70 Mitarbeiter sollen betroffen sein Verlässt die Firma Toyo Willich?
Willich · 2011 eröffnete der japanische Reifenhersteller seine Europazentrale in Willich, 2019 wurde hier das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum eröffnet. Doch nun steht wohl ein Umzug nach Serbien an.
32 japanische Firmen gibt es in Willich – und hier ist man stolz darauf, gute Beziehungen zum Land der aufgehenden Sonne zu pflegen. Vor zwei Jahren wurde bei der städtischen Wirtschaftsförderung eigens ein Japan-Desk gegründet, Marugame ist seit 2023 Partnerstadt. Ein nicht unbekanntes Unternehmen wird nun aber nach Informationen unserer Redaktion zum Ende kommenden Jahres Willich verlassen: die seit 2011 im Gewerbegebiet Münchheide ansässige Europazentrale der Firma Toyo Tires, die Reifen im mittleren Preissegment produziert. Etwa 70 Mitarbeiter in Willich sollen betroffen sein, weitere in anderen europäischen Standorten. Hintergrund: 2022 wurde eine neue Produktionsanlage in Indjija in Serbien eröffnet.
Vor knapp zwei Wochen sollen die Mitarbeiter in Willich bei einer Betriebsversammlung über die Pläne informiert worden sein, erste Kündigungen seien schon geschrieben, heißt es weiter. Zudem gibt es ein Schreiben an die Mitarbeiter, das unserer Redaktion vorliegt. Auch Willichs Bürgermeister Christian Pakusch (CDU) habe von den Gerüchten gehört und sich an das Unternehmen gewandt – bisher habe er allerdings keine Rückmeldung bekommen, so Pakusch.
Auf Nachfrage unserer Redaktion gibt es ein wenig konkretes Statement der Toyo-Zentrale in Japan: „Toyo Tire analysiert, wie viele multinationale Großkonzerne, konstant seine Geschäftsstrategien weltweit, um kontinuierliche Optimierungen gewährleisten zu können. Hierzu gehört auch die Analyse des Europageschäfts, die bereits vor einigen Wochen liniiert und in deren Verlauf auch die Mitarbeitenden in den letzten Tagen europaweit einbezogen wurden.“ Diese derzeit noch laufenden Analysen seien aber noch nicht final abgeschlossen. „Sobald es konkrete Ergebnisse dieser laufenden Analysen gibt, werden wir diese allen Beteiligten natürlich in einer offiziellen Mitteilung kommunizieren“, heißt es weiter. Welche konkreten Auswirkungen dies für die Europa-Zentrale in Willich und alle europaweit Mitarbeitenden mittel- und langfristig haben werde, könne man auch noch nicht sagen. „Es steht dabei jedoch außer Frage, dass es das Ziel der Analyse ist, Toyo Tire auch in Zukunft eine profitable Präsenz in Europa zu ermöglichen“, so das Unternehmen weiter.
Konkreter ist das Schreiben an die Mitarbeiter, in dem es unter anderem heißt: Zwar gebe es „deutliche Fortschritte bei der Profitabilität“, umfangreiche Analysen der letzten Monate hätten aber gezeigt, dass dazu eine grundlegende Neuausrichtung notwendig sei, „die unter besonderer Berücksichtigung der Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern erfolgen wird. Eine zentrale Maßnahme dieser Neuausrichtung ist die Verlagerung der Holdingfunktionen, die bisher von der Toyo Tire Holdings of Europe GmbH in Willich wahrgenommen wurden, in eine neu gegründete Unternehmenseinheit am Standort des im Jahr 2023 in Betrieb genommenen Reifenwerks in Serbien. Dieser Prozess soll im Jahr 2025 schrittweise bis spätestens jedoch zum Ende des dritten Quartals 2025 abgeschlossen sein.“ Alle betroffenen Mitarbeiter würden in Kürze „mit weiteren Informationen zu den bevorstehenden Schritten und Maßnahmen sowie zu individuellen Paketen (Abfindungen/Bindungsleistungen usw.) angesprochen“.
Willichs Bürgermeister Pakusch war vor zwei Jahren mit einer Delegation nach Japan gereist und hatte dort neben anderen ebenfalls in Willich ansässigen Unternehmen auch die Firma Toyo besucht, weil Toyo in Willich ein wichtiger Arbeitgeber sei. Damals habe sich von den Plänen, Willich zu verlassen, noch nichts abgezeichnet, sagt Pakusch. Er wäre erstaunt, wenn Toyo Willich verlassen würde, „schließlich hat das Unternehmen hier viel Geld investiert“, so Pakusch. Denn: Im November 2019 wurde in Willich das europäische Forschungs- und Entwicklungszentrum eröffnet. „Dort werden modernste Rohstoffe erforscht, Markt-und Fahrzeuginformationen gesammelt und verarbeitet und die Weiterentwicklung von High-performance-Technologien in jedem Designprozess von der Struktur, der Form bis zum Profil vorangetrieben“, so das Unternehmen auf seiner Internetseite.
Der Japan-Desk der Willicher Wirtschaftsförderung sei ein besonderer Service und laufe gut, betont Pakusch. Der Japan-Desk arbeite eng mit dem Japan-Club Willich und dessen Präsidenten Yasuo Inadome zusammen. Großes Glück habe die Wirtschaftsförderung mit ihrer Mitarbeiterin Birgit von Billerbeck, die ebenfalls Japanisch spricht. „Wir merken, dass die japanischen Firmen vom Japan-Desk sehr angetan sind“, sagt von Billerbeck. In Spitzenzeiten geben es mehrere Anfragen pro Woche, dabei gehe es oft um Themen der Ausländerbehörde, etwa wenn Mitarbeiter aus Japan in Willich arbeiten sollen. Aber auch, wenn japanische Firmen auf Standortsuche seien, sei der Japan-Desk ein Angebot, das durchaus ein Argument für den Standort Willich sein könne, so Birgit von Billerbeck.