Organisation in Nettetal Human Plus – ein Vierteljahrhundert weltweit hilfsbereit

Nettetal-Lobberich · Es begann 1999 als One-Man-Show, heute ist Human Plus eine weltweit agierende und für ihr Engagement mehrfach ausgezeichnete Hilfsorganisation. Unermüdlicher Motor des Vereins ist Anestis Ioannidis.

Hilfspakete besorgen und von Nettetal aus auf die Reise schicken, damit hat Anestis Ioannidis schon ungezählte Stunden verbracht. Foto: Jörg Knappe

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Anestis Ioannidis hat selbst erlebt, was Not bedeutet. Nach dem Zweiten Weltkrieg litt seine Familie in seiner Heimat Griechenland Hunger. Doch es kam Hilfe in Form eines Care-Pakets aus den USA, mit Zucker, Honig, Rosinen, Kaffee und weiteren Lebensmitteln. Das reichte für vier Wochen, ausgenommen die Schokolade, die der kleine Anestis direkt für sich beanspruchte.

Daran erinnert sich der Vorstandsvorsitzende der Nettetaler Hilfsorganisation Human Plus noch heute: „Als kleiner Junge habe ich mir gelobt: Wenn ich groß bin, möchte ich das auch machen. Auch ich möchte anderen Menschen in Not helfen.“

So begann Ioannidis 1998 mit humanitärer Hilfe für notleidende Menschen in Griechenland. Im Jahr darauf gab es ein verheerendes Erdbeben in der Ägäis, das Zehntausende Menschenleben forderte und Hunderttausende urplötzlich obdach- und mittellos machte. Für Ioannidis war sofort klar: „Da muss ich helfen!“ Schon wenige Monate später hatte er zahlreiche Unternehmen als Partner gewonnen, mit deren Unterstützung die Menge der Hilfsgüter deutlich erhöht und die Hilfe noch zielgerichteter geleistet werden konnte. Mit der 2002 gestarteten Kooperation mit der SDO (Solidarity Development Organization), einer der führenden Hilfsorganisationen Griechenlands, konnten die Hilfsaktivitäten erheblich intensiviert und auf weitere Länder ausgedehnt werden.

2004 wurde mit der SDO Europe eine eigenständige Organisation gegründet und als Verein eingetragen, aus dem Ende 2006 der eingetragene Verein Human Plus, mit Stammsitz in Nettetal, hervorging. Nahezu gleichzeitig wurden in den griechischen Städten Athen und Thessaloniki Tochter-Organisationen unter dem Dachverein Human Plus gegründet. Weitere Niederlassungen in Europe, Asien, Afrika und den USA sind im Aufbau.

Die Spenden erhält die Organisation ausschließlich von Unternehmen und Privatleuten, ohne deren Unterstützung ihre Arbeit nicht möglich wäre. Vor dem Versand müssen die gelieferten Waren in Nettetal sortiert und verpackt werden, wozu ein Stab ehrenamtlicher Mitarbeiter zur Verfügung steht. Neben der weltweiten Tätigkeit vergisst der Verein aber nicht die Heimat. So konnte etwa mit seiner Unterstützung die Nettetaler Tafel ihre Kunden während der Coronazeit weiterhin beliefern und den Menschen im Ahrtal nach der Flutkatastrophe geholfen werden. Human Plus ermöglicht auch jedes Jahr den Aufbau von Sandkästen inklusive Spielgeräten in den Zentren von Lobberich und Kaldenkirchen möglich, und unterstützt das Kinderheim St. Annenhof in Kempen.

Human Plus will allen helfen, Hautfarbe, Nationalität, Alter, Geschlecht und Herkunft dürfen nicht die geringste Rolle spielen. Für sich sieht der Verein in erster Linie zwei Kernaufgaben: Opfern von sozialen, wirtschaftlichen Krisen, Krieg und Naturkatastrophen zu helfen – und zwar schnell. Wichtig ist dem Verein auch Engagement in der Entwicklungshilfe.

Darunter versteht Human Plus „Hilfe zur Selbsthilfe“. Es geht nicht nur um Geld- oder Sachleistungen. Vielmehr wird eine nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände vor Ort angestrebt. Daher unterstützt man den Bau und die Einrichtung von Schulen und Krankenhäusern, sorgt außerdem für Bildungsmöglichkeiten und eine moderne medizinische Versorgung und holt Unterstützung der jeweiligen Landesregierung und Industrieunternehmen ein.

Geholfen wurde weltweit, vom Mittelmeerraum über Vorderasien (Syrien, Türkei) und Fernost (Tsunami in Japan), über Ostafrika (Somalia) bis nach Mittelamerika (Haiti) und Europa. Momentaner Schwerpunkt ist die Ukraine, wohin zum Beispiel 2023 Lebensmittel- und Kleidungspakete an mehr als 16.000 bedürftige Familien geliefert wurden, überwiegend an Rentner und alleinerziehende Mütter mit Kindern. Neben Lebensmitteln, Kleidung, Hygieneartikeln und Verbandstoffen wurden auch schon Klappbetten, große Heizgeräte sowie ein Sanitätswagen (Ukraine) oder ein Feuerwehrwagen (Griechenland) verschickt.