Pläne der Stadtverwaltung Wie Nettetal noch mehr KI nutzen will

Nettetal · Für Angela Merkel war das Internet 2013 noch Neuland, elf Jahre später will Nettetal ein bisschen Pionierarbeit bei der Digitalisierung der Verwaltung leisten. Künstliche Intelligenz soll dabei eine wichtige Rolle spielen.

Deutschlands Behörden hinken beim Einsatz neuer Technologien hinterher, beklagen Fans der Digitaliserung. Nettetal hat Pläne, wie die Stadt das ändern soll.

Foto: dpa/Jens Büttner

Ohne Anglizismen geht’s nimmermehr. Also sei’s drum: Das Bremerhavener Unternehmen Neuraflow hat den Smart Country Startup Award 2024“ gewonnen. Tusch! Was das mit Nettetal zu tun hat? Neuraflow ist die Firma, die der Stadtverwaltung den mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) betriebenen Chatbot geliefert hat. Dieser digitale Knecht tut auf den Internetseiten der Stadt Dienst und beantwortet Fragen von Nutzern im Stil eines Whats-App-Dialogs. Der Preis, den Neuraflow vom Digitalverband Bitkom verliehen bekommen hat, wirft auch ein bisschen Glanz auf Nettetal. „Wir waren die Ersten, die sich getraut haben, damit online zu gehen“, sagt Thorsten Rode vom IT- und E-Government-Service der Stadt Nettetal.

Ein Ende vergangenen Jahres gewagter Schritt, der sich gelohnt hat. Der Bot liefert überzeugende Ergebnisse bei Fragen etwa zu Dienstleistungen der Verwaltung und hat alsbald auch andere Kommunen in Deutschland neugierig gemacht. Damit nicht genug: Nettetal hat noch einiges bei Digitalisierung und Einsatz von KI.

„Ein zweites System steht kurz vor dem Launch. Ich kann mir vorstellen, dass es noch in diesem Jahr online geht“, sagt Rode. Er meint damit eine KI-Software, die sich auf das Ratsinformationssystem der Stadt stürzt und Bürgern Antworten und Informationen zu dem liefern soll, was Politik und Verwaltung im Stadtrat und seinen Ausschüssen verhandeln und beschließen. Eine Aufgabe, für die die KI noch ein bisschen intelligenter sein muss als der bereits beschäftigte digitale Kollege. Denn erstens erfordert die Beantwortung von Fragen zum Verwaltungshandeln und politischen Aushandeln einiges an Hintergrundwissen. Und zweitens: Bei Auskünften zu solchen Themen seien Fehler nicht zu verschmerzen, meint Rode. Die Entwickler bei Neuraflow, die auch die Software für die Ratsinfo-KI liefern sollen, legten darauf Wert.

Fragen beantworten, Hinweise und Links auf Formulare liefern – so soll der bereits in Dienst gestellte Chatbot den Verkehr mit Ämtern erleichtern. Immer mehr Formalitäten immer leichter auf digitalem Wege zu erledigen, ist ein Service, den die Stadt Bürgern künftig noch umfassender bieten will. Aber KI soll auch die „interne“ Arbeit in den Amtsstuben erleichtern.

Eine Idee ist beispielsweise der Einsatz von Sensoren im öffentlichen Raum, deren Daten dann von einer KI ausgewertet werden. „Eisspion“ nennt Rode, was in näherer Zukunft einmal in der Stadt zum Einsatz kommen könnte. Im Stadtgebiet gebe es einige neuralgische Stellen, die Mitarbeitern der Stadt bei Kontrollfahrten Aufschluss geben, ob der Winterdienst Wege streuen sollte. Als Frühwarnsystem könnten da auch mal Sensoren helfen und eine KI, die Daten auswertet und Alarm schlägt, wenn Streuen ihrer Meinung nach nötig ist. Was für die menschlichen Mitarbeiter des Baubetriebshofs zumindest eine nützliche Assistenz sein kann.

Auch hilfreich: Ein Wissensmanagement-System, das verwaltungsintern gewonnene Erkenntnisse und Know-how unter Kollegen vermittelbar macht. „Es könnte zum Beispiel einen digitalen Assistenten geben, der einem neuen Kollegen bei der Einarbeitung unterstützt“, sagt Rode.

Weit vorne unter den Kommunen sieht Rode Nettetal auch, was die Einführung eines „KI-Kompasses“ für die Mitarbeiter der Verwaltung angeht. In Zeiten, in denen jeder Schüler ein KI-Programm wie Chat GPT nutzen kann, will auch Nettetal die Nutzung von KI seinen Mitarbeitern nicht verbieten. Allerdings sollen sie damit verantwortungsvoll und transparent umgehen. Dazu hält sie der Kompass an. „Bei der Verwendung von KI-generierten Inhalten trägt der Mensch die Verantwortung. Ergebnisse der KI müssen kritisch überprüft und auf inhaltliche Richtigkeit und ethische Aspekte (wie z. B. Gleichbehandlung, Antidiskriminierung) plausibilisiert werden“, heißt einer der Grundsätze darin. Ein anderer: „Die Verwendung von durch generative KI erstellten Inhalten in Schriftstücken, Präsentationen, E-Mails etc. ist in der Kommunikation nach außen entsprechend transparent zu machen.“