1,5 Millionen Euro weniger pro Jahr: Uni schnallt den Gürtel enger
Die Kompensationsmittel des Landes gleichen den Wegfall der Studienbeiträge nicht aus: Minus von 1,5 Millionen pro Jahr.
Wuppertal. Schwere politische Geschütze hat der FDP-Landtagsabgeordnete Marcel Hafke gegen den SPD-Abgeordneten Dietmar Bell aufgefahren. Die Stimme von Dietmar Bell im Wissenschaftsausschuss habe die Bergische Universität Wuppertal fast eine Million Euro gekostet, behauptet Hafke, der sich auf die von Rot-Grün mit Hilfe der Linkspartei beschlossene Verordnung zur Verteilung der Kompensationsmittel für Hochschulen bezieht.
Im Februar hatte die rot-grüne Minderheitsregierung im Landtag ihren politischen Willen durchgesetzt und die Studienbeiträge abgeschafft. Seitdem wurde über die Höhe der Kompensationsmittel gestritten. Nach Ansicht von Uni-Rektor Lambert T. Koch ist es aber nicht die Stimme Dietmar Bells, die viel Geld gekostet habe, sondern ein Veto der Linken. Das habe verhindert, dass es eine größere Entlastung für Universitäten gebe, die bisher Gebühren erheben. Hintergrund ist nach Einschätzung von Koch, dass die Linke Universitäten für deren Gebührenforderungen de facto bestrafen beziehungsweise nicht auch noch belohnen wolle.
Dass sich für die Bergische Universität unter dem Strich nun größere Einbußen als befürchtet abzeichnen, bestätigt Kanzler Roland Kischkel gegenüber der WZ. Ab 2012 wird die Bergische Universität jährlich „nur“ 7,9 Millionen Euro an Kompensationsmitteln erhalten. Aus Studienbeiträgen hatte die Uni dagegen 2010 9,4 Millionen Euro erhalten. Das Wintersemester 2011/12 ist für die Studenten bereits beitragsfrei. 700 000 Euro landen deshalb allein in diesem Jahr weniger in der Uni-Kasse. Ab 2012 werden es jährlich sogar rund 1,5 Millionen Euro weniger sein.
Das Minus in der Kasse werde sich in Zukunft negativ auf die personelle und bauliche Ausstattung der Bergischen Universität auswirken, befürchtet Roland Kischkel und nennt Beispiele für die bisherige Verwendung von Studiengebühren: In die technische und bauliche Ausstattung des Hörsaalzentrums flossen drei Millionen Euro aus Studienbeiträgen. Und die Aufstockung der Uni-Bibliothek wird sogar zur Hälfte aus Studienbeitragsmitteln finanziert. Mit Studienbeiträgen werden aber auch wissenschaftliche Standards angehoben. „So zum Beispiel haben wir eine Reihe von Juniorprofessuren finanziert“, sagt Kischkel, der auf laufende Verpflichtungen verweist. Und diese habe die Universität bei Vertragslaufzeiten bis zu sechs Jahren auch mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten zu erfüllen.