"Kultur am Vormittag" braucht Paten
„Kultur am Vormittag“ sucht Sponsoren, damit es nach den Ferien weitergehen kann.
Wuppertal. Das Projekt „Kunst am Vormittag“ ist in Gefahr. Was vor zwölf Jahren als „Mus-E“-Projekt begann und Kindern aus sozial problematischen Stadtteilen Kunst und Kultur nahegebracht hat, kann nach derzeitigem Stand der Dinge nur noch bis zu den Sommerferien finanziert werden.
Hintergrund: Die Yehudi-Menuhin-Stiftung, die zwölf Jahre lang für die Finanzierung des ambitionierten Projekts gesorgt hat, musste Anfang des Jahres Insolvenz anmelden. In Wuppertal ist zwar die Winzig-Stiftung eingesprungen und hat die einstweilige Fortsetzung von „Kultur am Vormittag“ ermöglicht. Doch die unmittelbare Zukunft ist ungewiss — wenn auch nicht hoffnungslos. Rüdiger Theis, Vorstand der Winzig-Stiftung, möchte das Projekt künftig mit Hilfe von Paten ermöglichen.
„Schon mit kleinem finanziellen Aufwand kann jeder einzelne helfen“, sagt Theis. So ist es etwa möglich, Pate eines Schülers oder gleich einer ganzen Klasse zu werden (Infos siehe Kasten). Derzeit steht „Kultur am Vormittag“ an sieben Wuppertaler Grundschulen auf dem Plan — insgesamt 38 Klassen nehmen teil. Auf diese Weise werden 860 Schüler erreicht.
Viele dieser Kinder kommen aus schwierigen Verhältnissen — gerade deshalb ist es allen Beteiligten wichtig, dass das Projekt nicht aufgegeben werden muss: Lehrern, Künstlern, der Stadt, der Winzig-Stiftung und nicht zuletzt den Kindern. „Es gibt hier wohl kaum ein Kind, das mit seinen Eltern mal ins Theater gegangen ist“, sagt Herbert Peifer, Schulleiter der Grundschule Opphofer Straße. Da sei „Kultur am Vormittag“ Gold wert — auch aus entwicklungspsychologischer Sicht. „Die Kinder erlernen ein elementares Muster“, sagt Rüdiger Theis. „Sie strengen sich an und merken, dass sie dafür belohnt werden — zum Beispiel, wenn sie das Erlernte vor Publikum aufführen.“ Dieses Wechselspiel könne den weiteren Lebensverlauf entscheidend prägen — durch die Erkenntnis, dass Leistung auch richtig Spaß machen kann.
Dass dies keine leere Floskel ist, merkt man nach der großen Pause in der Aula der Grundschule. Der Tänzer Udo Sträßer, einer der am Projekt beteiligten Künstler, studiert mit der Klasse 4a eine Choreografie ein. Die Kinder sind mit Ernst dabei — man merkt, dass sie ihre Sache gut machen wollen. Sie hören auf Sträßers Kommandos und bewegen sich zu Salsa-Musik. „Bei mir haben die Kinder gewisse Freiheiten, aber sie halten sich auch an die Regeln“, sagt er. Den bevorstehenden Aufführungen steht nichts mehr im Wege.