Wuppertal 20-Millionen-Wohnprojekt an der Alten Dorfstraße soll endlich Fahrt aufnehmen
Sonnborn. · Erster Bauabschnitt wird wohl erst im März 2021 fertig werden. Einige Mitglieder der Genossenschaft ärgern sich über die Verzögerungen.
Weihnachten naht. Doch auch in diesem Jahr wird Ursula Altengarten das Fest nicht in ihrer neuen Wohnung verbringen — die ist nämlich schlichtweg noch nicht fertig. Und 2020 wird es voraussichtlich ebenfalls nichts, auch wenn das Bauschild etwas anderes verhieß. März 2021 peilt die I.D.G. Immobilien Dienstleistungs-Aktien Gesellschaft jetzt für den Abschluss des ersten Bauabschnitts an der Alten Dorfstraße an. 40 Wohneinheiten sollen bis dahin entstehen. In einem zweiten Abschnitt kommen dann noch mal 28 dazu. Gesamtinvestitionskosten: gut 20 Millionen.
Eigentlich hätte sie Weihnachten 2017 schon in ihrer Wohnung sitzen sollen, sagt Altengarten. Doch so richtig von der Stelle kam das Genossenschafts-Wohnprojekt, das auch den Stadtteil voranbringen, neue Bewohner locken soll, bislang nicht — zum Leidwesen der Genossenschaftsmitglieder wie Altengarten oder Holger Reinhardt, die praktisch seit Beginn dabei sind. „Es ist ein gutes Projekt“, betonen beide immer wieder. Doch die Verzögerungen sorgen für Kritik.
Projekt soll
den ganzen Stadtteil voranbringen
Die I.D.G. schob den Schwarzen Peter, was die lange Bearbeitung des Bauantrages anging, an die Stadt ab. Die Verwaltung, die sich nur ungern zu privaten Bauvorhaben äußert, räumte in der Vergangenheit zwar ein, dass der Personalengpass im Fachressort durchaus eine Rolle spiele, deutete aber auch Fehler des Unternehmens bei der Beantragung an — was die I.D.G. schließlich bestätigte.
Wer an was schuld war, ist Altengarten & Co. längst herzlich egal. „Es soll endlich losgehen.“ Dass auf Mitgliederversammlungen der im April 2016 gegründeten Genossenschaft über „Nebenaspekte“ wie das E-Fahrzeug, das angeschafft werden soll, und ähnliches diskutiert werde, passe da nicht. „Fangt an zu bauen“, sage nicht nur Altengarten, wie sie betont.
Mittlerweile gebe es zwei Lager in der Genossenschaft mit ihren für beide Bauabschnitte zusammengerechneten 45 Mitgliedern, sagt die 70-Jährige. Kritisch würden die Situation natürlich vor allem die sehen, die schon länger dabei seien. Ein Beispiel: Die Wohnungsgrößen hätten sich mehrfach geändert — nach oben. Die Wohnungen seien so schon deutlich teurer geworden. Ein „Aussteigen“ sei zwar hin und wieder Thema gewesen. „Aber dann würde man viel Geld, das man schon eingezahlt hat, verlieren“, erklären Altengarten und Reinhardt. Also heißt es Abwarten, zumal beide ja an sich hinter dem Projekt stehen, den Gedanken der Nachhaltigkeit hervorheben.
Lobend hatte sich immer wieder der Bürgerverein Sonnborn-Zoo-Varresbeck geäußert, der sich von diesem Projekt in Verbindung mit den Bauvorhaben an der unteren und oberen Kirchhofstraße einen Aufschwung für Sonnborn erhofft. Dass sich die Arbeiten an der Alten Dorfstraße so hinziehen, sei insbesondere auch schade für die Genossenschaftsmitglieder.
Anwohner der Baustelle im Herzen Sonnborns, wo früher eine alte Schule stand, berichteten zuletzt gegenüber der WZ von „großem Gerät“, dass die Baufirmen vor Ort aufgefahren hätten. In Kürze sollen Aushubarbeiten für die Tiefgarage starten, sagt Josef Hennebrüder von der I.D.G., im Dezember dann der Rohbau für Bauabschnitt eins. Er wehrt sich gegen Vorwürfe, das „noch kaum etwas passiert sei“. 25 000 Kubikmeter seien allein bei ersten Aushubarbeiten seit Anfang des Jahres abtransportiert worden.
Doch zuletzt hätten Sondierungsbohrungen wegen möglicher Kampfmittel für erneute Verzögerungen gesorgt, sagt Hennebrüder. Dass die Genossenschaftsmitglieder sauer sind, kann er in Teilen nachvollziehen. Allerdings: „Sie sind auch Mitglieder einer Bauherrengesellschaft.“ Und müssten auch mit den Schwierigkeiten eines Bauherren leben. Man müsse erst das Grundstück kaufen und „man kann erst bauen, wenn das Geld da ist“. Das Interesse an dem Projekt sei jedenfalls groß, das zeige auch die Tatsache, dass zuletzt noch weitere Mitglieder für den zweiten Bauabschnitt gewonnen werden konnten.
Und auch wenn Hennebrüder die Zusammenarbeit mit der Wuppertaler Verwaltung manchmal durchaus kritisch sah: Abgeschreckt hat sie ihn offenbar nicht. Er suche bereits ein weiteres Grundstück in der Stadt, sagt er gegenüber der WZ.