Abenteuer: Bei Windstärke 10 ohne Funk auf der Südsee

Jean-Pierre Lacoste, ehemaliger Vorwerk-Chef, durchsegelte die Südsee – auf einem historischem Katamaran.

Wuppertal/Südsee. Jean-Pierre Lacoste ging an Bord und hisste die französische Flagge- backbord. So sind sie die Franzosen, sagt Klaus Hympendahl und lacht:"Wir hatten auch andere Nationen dabei, aber die französischeGastflagge musste sein."

Auch Jean-Pierre Lacoste, ehemals Chef derWuppertaler Firma Vorwerk, lacht. Gemeinsam mit Abenteurer Hympendahlund seinem Team durchsegelte er die Südsee. Auf den Philipinnenstartete die Reise der Abenteurer - auf den Südseeinseln Tikopia undAnuta endete die Fahrt der Teams.

Eine Strecke, die vor 3500 Jahren bereits die Polynesier wählten, alssie das Gebiet besiedelten. "Wir wollten zeigen, dass das möglich ist",sagt Hympendahl. "Auf historischen Schiffen."

Und so sind dieKatamarane den 3500 Jahre alten Bauten der Polynesier nachempfunden. DieDielen sind ohne Schrauben zusammengefügt, zwischen den Planken schießtwährend der gesamten Fahrt Seewasser an Deck. Eine Toilette gibt esnicht. Nur ein kreisrundes Loch im Bug des Schiffes. Auch Kajütenkannten die Polynesier vor 3500 Jahren nicht - nur vier kleine Kojen,die sich mit einem Deckel schließen lassen, 2,10 Meter lang,60 Zentimeter breit, 1,10 Meter hoch.

"Wie ein Sarg", sagt Lacoste, derHympendahl drei Wochen auf dessen Fahrt begleitete. "Die Segel hingenso tief, dass wir an Bord nur kriechen konnten." Für einen Mann, der imLeben viel am Schreibtisch gesessen hätte, sei das eine riesigeLeistung, sagt Hympendahl: "Das hat Jean-Pierre top gemacht."

Als gewöhnungsbedürftig beschreibt Lacoste die Reise. "Es gab schöneund weniger schöne Momente." Die weniger schönen Momente: DurchwachteNächten bei Windstärke zehn zum Beispiel - das ist ein ausgewachsenerSturm. Nach kurzer Zeit waren alle Segler durchnässt.

Noch vor derReise hatte Lacoste im Discounter Regenkleidung für die gesamteMannschaft gekauft - für zehn Euro. Sie hielt dem Salzwasser keinen Tagstand. Dann fielen GPS und Funktelefon aus. Lacoste, Hympendahl undihre Mitsegler klammerten sich über Stunden am Schiff fest. "Wäre einervon uns über Bord gegangen, hätten wir ihm nicht helfen können", sagtHympendahl. Erst als der Wind sicht legte, konnten die Seglerdurchatmen. Der schöne Moment: "Wir hatten riesiges Glück", sagtLacoste.

Glück, ein Wort, dass Lacoste in seinen Erzählungen oft wählt. Ausdem Landesinneren spülen Ströme riesige Baumstämme aufs Wasser derSüdsee, Riffe lauern unter der Oberfläche, nachts ist es stockdunkel.Die solarbetriebene Leuchte am Mast reicht nur wenige Meter. "Es gabsehr viele Gefahren." Lacoste ist der einzige Segler der die Reise mitkleinen Blessuren übersteht. Kleine Kratzer entzünden sich im Klima derSüdsee rasend schnell. Ein Segler muss frühzeitig abreisen.

Lacostes Abreise dagegen verzögert sich. Als die Segler amEtappenziel eintreffen, speit ein Vulkan nahe des Flughafens Rauch. DieLandebahn ist blockiert. Lacoste kann erst später starten. Am meistenhabe er sich da auf sein Bett gefreut.

"Die Kojen waren klein", sagt erwieder. "Und der Haferschleim grauenhaft." Wie die KatamaraneHympendahls auf Tikopia und Anuta eintreffen, die Stämme die Seglerfeiern, ihnen Geschenke machen, erlebt Lacoste nicht mehr - erschlummert bereits im heimischen Bett. Der Segler aber hat dazubeigetragen, dass die Insulaner nun selbst in See stechen können. Diezwei Katamarane gehören jetzt ihnen. "Das war unser zweites Ziel", sagtHympendahl.