Einstellungsstopps und Kurzarbeit Uni ohne Abschied und ein holpriger Start ins Berufsleben
Wuppertal · Absolventen der Bergischen Uni kämpfen mit Einstellungsstopps und Kurzarbeit bereits in der Probezeit. Als Ersatz zum ausgefallenen Uniball gab es ein Fotoshooting im Talar.
Traditionell findet Anfang November in der Historischen Stadthalle der Uniball der Bergischen Universität Wuppertal statt. Absolventen der Bachelor- und Masterstudiengänge feiern im prunkvollen Ambiente den Abschluss ihrer Studienzeit. Vorab werden in den unterschiedlichen Fachbereichen Zeugnisse verliehen – feierlich, in Begleitung der Eltern und Geschwister und mit anschließendem Sektempfang. In diesem Jahr fand keine offizielle Zeugnisverleihung statt, die Türen der Historischen Stadthalle blieben geschlossen, das Ballkleid blieb im Schrank hängen. Studierende und Absolventen hatten stattdessen mit Hybridsemestern und verschobenen Klausuren zu kämpfen. Beim Start in den Arbeitsmarkt mit plötzlichen Einstellungsstopps und Kurzarbeit bereits in der Probezeit.
„Ich habe eine Stelle bekommen, dann kam der Einstellungsstopp.“
Bislang haben in den vergangenen zwei Semestern 2767 Studenten an der Uni Wuppertal ihren Abschluss gemacht, berichtet Stefanie Schitteck von der Universitätskommunikation. „Durch Corona hat es allerdings einige Verschiebungen gegeben, da Fristen verlängert wurden. Einige Verfahren laufen noch, endgültige Zahlen liegen erst Mitte Dezember vor.“ Um den Studierenden trotz Corona-Krise einen erinnerungswürdigen Abschied zu bereiten, lud der Alumni Service der Bergischen Uni Absolventen ein, sich einzeln und mit coronakonformen Abstand in Talar und mit Zeugnis in der Hand fotografieren zu lassen. Eine Woche lang lief die Aktion, Termine wurden nach vorheriger Anmeldung vergeben – und die Idee kam mehr als gut an. „Das Shooting war mit 133 Teilnehmern restlos ausverkauft. Aufgrund der hohen Nachfrage sollen zeitnah weitere Termine vergeben werden“, sagt Schitteck.
Tim Raudzis, 26 Jahre alt, ist einer der Studenten, die an der Aktion teilnahmen. Im Dezember 2019 schloss er seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften ab, im Januar kam die Note, kurz darauf ging es mit Corona los. „Ich habe trotzdem im Februar eine Stelle bekommen“, berichtet er. „Doch dann kam der Einstellungsstopp.“ Der Job war verloren. Im April startete er wie geplant einen berufsbegleitenden Master in Teilzeit an der Fernuni Hagen – nur ohne Beruf. Im Spätsommer hat es dann schließlich doch noch geklappt, seit dem 1. Oktober arbeitet der 26-Jährige Vollzeit bei der Allianz Versicherung. „Ich habe Glück gehabt“, resümiert er. Gefeiert wurde der Abschluss allerdings nicht mit einem großen Ball, sondern in ganz kleinem Kreis. Sein Zeugnis holte er ohne großes Tamtam im Prüfungsamt ab. „Dabei hatte ich mich schon so auf den Uniball gefreut.“ Immerhin das Foto im Talar für das Jahrbuch, das war dann doch noch möglich.
„Zwei Monate war ich da, von Anfang an in Kurzarbeit.“
Helena Hagemeier, Mediendesign-Studentin, hatte nicht ganz so viel Glück. Ihren Bachelor schloss sie Anfang April ab, zuvor hatte sie bereits einen Job bei einem Unternehmen ergattert, das online Reisen verkauft. „Zwei Monate war ich da, von Anfang an in Kurzarbeit. Dann kam die Kündigung“, berichtet sie. Auf neue Bewerbungen erhielt sie nur Absagen. Die Begründungen: Corona, Einstellungsstopp, Kurzarbeit. Am Ende entschloss sie sich dann doch für einen Masterstudiengang. „Mit den Fristen war es etwas knapp, aber es hat geklappt“, erzählt sie.
Um einen sicheren Job musste sich Esther Schönkes, 26 Jahre alt, keine Sorgen machen. Sie studierte auf Lehramt, startete im November ins Referendariat. „Aber das letzte Semester war holprig“, berichtet sie. „Es wurde viel abgesagt, lange Zeit war gar nicht klar, ob alle Fristen eingehalten werden können. Und auch der Start in der Schule war nicht ganz einfach. Unterricht unter Corona-Bedingungen, immer mit Maske und ständiges Lüften.“ An der Fotoaktion im Talar nahm sie zusammen mit ihrer Mitbewohnerin teil. „Besser als gar nichts“, freut sich die 26-Jährige über das Angebot. „Schließlich konnten wir unseren Abschluss nicht feiern, es war ein Gehen ohne Abschied. Jetzt haben wir eine Erinnerung.“