Kultur „Die Zusammenarbeit ist ein Gewinn“

Bei Familienstücken zur Weihnachtszeit, zum Beispiel „Robin Hood“, lebt die Tradition wieder auf.

Die Proben zu „Robin Hood“ laufen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Björn Schwarz spielt seit mehr als 20 Jahren Geige im Wuppertaler Sinfonieorchester. Als er 1999 seine Tätigkeit dort begann, wurde Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“ unter der Regie von Holk Freytag aufgeführt. Das Sinfonieorchester spielte dazu die Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy und auch die Damen vom Opernchor waren beteiligt.

Wenig später begleitete das Sinfonieorchester Goethes Trauerspiel „Egmont“ mit Beethovens „Egmont“-Komposition. Björn Schwarz erinnert sich an einige großartige gemeinsame Produktionen. „Leider gab es diese Tradition längere Zeit nicht“, bedauert er und beschreibt, wie sehr Musiker die Kooperation mit dem anderen Genre schätzen und als Bereicherung empfinden. Bei Familienstücken zur Weihnachtszeit lebt die Tradition nun wieder auf.

Kooperationen stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl

Geiger Björn Schwarz, der bereits im vorigen Jahr bei der Kooperation von Schauspiel und Sinfonieorchester mitwirkte, freut sich über die gemeinsame Arbeit beim Weihnachtsstück „Robin Hood“. „Es begeistert mich, hautnah zu erleben, wie die Kollegen vom Sprechtheater arbeiten. Ich bekomme als Musiker ein ganz anderes Gefühl für das Schauspiel“, sagt Schwarz. Er ist der Meinung, dass diese Kooperationen auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der unterschiedlichen Beteiligten der Wuppertaler Bühnen stärken kann. Sein Wunsch: Mehr Klassiker mit Musik auf die Bühne bringen!

„Die Zusammenarbeit mit dem Schauspiel ist in vielerlei Hinsicht für uns als Orchester ein großer Gewinn“, sagt auch Orchestermanager Benjamin Reissenberger. „Die Musiker des Sinfonieorchesters sind bei den Produktionen des Schauspiels in einer ganz anderen Art und Weise gefordert: Die Anforderungen an Klangentwicklung, dynamische Differenzierung und Tempoorganisation sind beim Musizieren zu einem Theaterstück gänzlich andere.“ Der Manager des Orchesters ist begeistert, wie flexibel sich die Musiker auf neue Situationen einlassen können. „Diese Flexibilität wirkt sich auch wieder positiv auf die Tätigkeit im Orchester aus“, sagt er.

Durch die Musik
entstehen neue Dinge

Auch Schauspielerin Silvia Munzón López liebt die gemeinsame Arbeit: „Es war ein großartiges Erlebnis beim Familienstück ,Der kleine Lord’, mit den Musikern zusammen auf der Bühne zu sein“, sagt sie. „Es war toll für uns Darsteller. Wir sind auf der Musik gesurft.“ Sie beschreibt, wie durch die Musik neue Dinge entstanden und Szenen oder Aktionen der Schauspieler auch mal anders ausprobiert wurden. Die gebürtige Wuppertalerin erinnert sich noch genau an die Weihnachtstücke, die sie als Kind im Schauspielhaus gesehen hat. „Dschungelbuch“ oder „Christmas Carol“ mit Bernd Kuschmann als Mr. Scrooge. Der Zauber dieser Stücke hat sie so eingenommen, dass sie schon früh beschloss, Schauspielerin zu werden.

Die Premiere des aktuellen Weihnachtsstücks musste im November wegen des Lockdowns ausfallen, aber „Robin Hood“ wird weiterhin geprobt, denn das Ensemble hofft auf spätere Aufführungen. Die Musik, die Komponist William Shaw mit 16 Musikern des Sinfonieorchesters eingespielt hat, kommt bei den Proben vom Band. „Zur Livemusik zu spielen, ist noch viel besser“, sagt López, denn es entwickelt sich eine ganz andere Atmosphäre.“ Das Miteinander der Genres empfindet López als große Bereicherung. „Wir befinden uns mit den Musikern im ständigen Dialog, das macht die Sache so spannend.“ Sie ist überzeugt davon, dass Musik nicht nur das Dargestellte bekräftigt, sondern auch die Fantasie anregt. „Wenn Sprache, Bewegung und Musik zu einem gemeinsamen wunderbaren Ton verschmelzen, ist das Theater“, sagt sie und wünscht sich mehr davon.

Schauspielintendant Thomas Braus freut sich über die positiven Rückmeldungen aus Schauspielensemble und Orchester. „Ich habe die Zusammenarbeit seit Beginn meiner Intendanz als Schwerpunkt angesehen und möchte sie intensivieren“, sagt er. Als Schauspieler, der bereits seit 19 Jahren bei den Bühnen engagiert ist, kennt Braus die Kooperation und „die Kraft der Musik“, wie er sagt, aus persönlicher Erfahrung. In Shakespeares Stück „Viel Lärm um nichts“, in dem er 2014 mitspielte, präsentierte das Sinfonieorchester die Bühnenmusik von E.W. Korngold.

Als Rezitator stand Braus schon oft gemeinsam mit Musikern auf der Bühne. Als Intendant ist es sein großes Ziel, noch viel mehr in dieser Richtung zu machen. „Bei unserem Stück ,Die Weber’ spielte ein Streichquartett der Sinfoniker mit und ein ,Schnappschuss’ fand ebenfalls gemeinsam mit Orchestermusikern statt“, sagt Braus, und er hat noch viele Ideen für gemeinsame Formate. Benjamin Reissenberger nennt es eine „Win-Win-Situation“ für alle Seiten, die die Programmvielfalt des Dreispartenhauses ungemein bereichert.