Fitness und Freizeit Die Stadt im Laufschritt entdecken
Wuppertal · Sight Running NRW bietet für Wuppertal eine Route an, die auch Einheimischen beim Sport ein paar interessante neue Einblicke gewährt.
In Coronazeiten sind Sportideen besonders gefragt. Die Übungsstunde im Verein fällt derzeit genauso aus wie der Lauftreff. Da muss man sich schon selbst aufmachen und dabei auch mal für Abwechslung sorgen. Sind Sie beispielsweise schon einmal mitten durch Ihre Stadt gejoggt? Die Lauf-App Sight Running NRW, die Routen für mehrere Großstädte unseres Bundeslandes vorschlägt, hat auch für Wuppertal einen solchen Rundkurs ausgearbeitet. Der ist vor allem für Auswärtige interessant, gewährt aber auch den Einheimischen teilweise einen ganz anderen Blick auf die Stadt und ihre Bauten. Sie eignet sich für Hobbyläufer genauso wie für Spaziergänger. In beiden Fällen sind allerdings elf Kilometer zu bewältigen. Wer genügend Zeit und Kraft mitbringt, für den bieten sich auch noch Abstecher – etwa auf die Hardt – an.
Vorne hui und hinten pfui am Hauptbahnhof
Die App selbst bietet vom Ausgangspunkt am Hauptbahnhof aus zwölf Informationspunkte an. Wer umweltfreundlich mit dem Zug anreist, der erhält am Bahnhof allerdings erst einmal keinen guten Eindruck. Vorne (bereits saniert) hui, hinten allerdings pfui, inklusive Blick durch zerbrochene Scheiben einstiger Büros, die heute nur Rumpelkammer sind. Lieber schnell den Startknopf der App drücken und Richtung Stadthalle laufen.
Dort gibt es dann auch die ersten Infos zu einem der Wuppertaler Schmuckkästchen. Die Stadthalle ist wie so viele imposante Bauten in der Blütezeit von Elberfeld und Barmen um die Jahrhundertwende 1900 entstanden und gilt auch dank umfangreicher Restaurierung als eines der führenden Konzerthäuser im Lande. Das nächste Beispiel gelungener Restaurierung wartet nur wenige Schritte weiter mit der Schwimmoper, zu der es selbstverständlich auch Informationen gibt.
Es geht nun bergab Richtung Wupper, elegant die B7 auf dem Überflieger an der Ohligsmühle überquerend und hinein in die City. Nach Infos zur außergewöhnlichen Hängekonstruktion des Sparkassenturms heißt es nun: „Maske aufsetzen“, was die Schritte deutlich schwerer werden lässt. Zum Von der Heydt-Museum, dem ehemaligen Rathaus, das man am Wall passiert, hätte man sich zur Ablenkung noch ein paar Infos gewünscht, die gibt es aber erst wieder am neuen Elberfelder Rathaus, das um 1900 herum als repräsentativer Sandsteinbau errichtet worden war.
Die Kleine Klotzbahn hinauf muss die Maske leider noch anbleiben. Danach kann man zum Glück wieder leichter Luft holen, wenn es die Nordstraße hinauf Richtung Bahnhof Mirke geht. Die größte Steigung der Strecke ist damit überwunden und auf der flachen Nordbahntrasse kann man sich für gut drei Kilometer etwas entspannen oder je nach Belieben auch Tempo machen. Ein Sonntagmorgen bietet sich dazu an, weil dann der Ausflugsverkehr auf der Nordbahntrasse genauso wie die Zahl der Passanten in der City gering ist.
Orientierungsschwierigkeiten nach dem Rotter Tunnel
Im 364 Meter langen Rotter Tunnel vor dem Kuhler Viadukt kommt die App mangels Standortinfo ins Schleudern. Wenn der Läufer nachher auf den „Fortfahren“-Knopf drückt, kann es passieren, dass man gleich schon Infos zum Opernhaus unten im Talgrund erhält, das man erst später passiert.
Erst geht es hinter dem Viadukt hinunter von der Trasse in Richtung Rathaus Barmen. Vorsicht bei Regen, denn die Treppen vom Rathausneubau hinunter können rutschig sein. Für Hochgeschwindigkeitsläufer eignet sich die Runde ohnehin nicht. Jetzt geht es ein Stück durch die Fußgängerzone (wieder mit Maske). Hinter dem Alten Markt läuft man ein kleines Stück direkt an der Wupper entlang, bevor es über den Fluss an die B7 und zum Opernhaus geht. Wer schon am Schwebebahnlauf teilgenommen hat, dem dürfte der nächste Abschnitt bekannt vorkommen, vor dem Loh biegt man ab Richtung Junior Uni, dem neuesten der besprochenen Bauwerke.
Jetzt heißt es Luft holen, denn hinter der Loher Brücke geht es wieder aufwärts, Richtung Hardt. Wir bewegen uns zwar auf halber Höhe, doch auch die will erst einmal erklommen werden. Zeitweise auf Augenhöhe mit der Schwebebahn geht es zurück nach Elberfeld, wo man hinter dem so genannten Wunderbau auf die Talachse absteigt. Der Name ist dem im Auftrag des Weinhändlers Peter vom Heydt in den Felsen hinein errichteten Sandsteinbau wohl verliehen worden, weil die terrassenförmigen Gärten dahinter an das Weltwunder der hängenden Gärten der Semiramis erinnern sollten.
Auf ein Wunder muss der Läufer nun nicht mehr hoffen. Flach geht es die B7 entlang vorbei am Schauspielhaus zurück zum Bahnhof. Auch zum Schauspielhaus gibt es natürlich Informationen, die – wie auch andere – zum Teil aber nicht mehr ganz aktuell sind. So hat sich die genannte Investitionssumme für die Wiedereröffnung als Pina-Bausch-Zentrum von den genannten 50 Millionen Euro inzwischen deutlich erhöht.
Dennoch ein lohnender Ausflug für Körper und Geist, den man auch mit Besuch gut mal wiederholen kann. Gute Laufschuhe sind dabei allerdings genauso wichtig wie Kopfhörer fürs Handy.