Aids: Horror-Nachricht im Krankenhaus
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen steigt bundesweit. Viele Betroffene erfahren durch einen Zufall von ihrer Infektion.
Wuppertal. Der Schock ist unvorstellbar: Ein Patient wird mit Beschwerden ins Krankenhaus aufgenommen und dort erfährt er unvermittelt - ohne vorher überhaupt an die Krankheit gedacht zu haben - dass er an Aids erkrankt ist.
Die Reaktionen seien ganz unterschiedlich: "Einige brechen vollkommen zusammen, andere sagen, dass sie so etwas schon befürchtet haben", sagt Sandmann. Alle betroffenen Patienten gehörten zu den so genannten Risiko-Gruppen und hatten sich durch ungeschützen homosexuellen Geschlechtsverkehr oder durch intravenösen Drogenkonsom angesteckt.
"Sie sind über viele Jahre mit der Infektion rumgelaufen ohne davon zu wissen", so Sandmann. Zum Zeitpunkt der Einlieferung in die Klinik sei ihr Immunsystem teilweise schon vollkommen zerstört gewesen. Bedrohlich: Weil die Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung geahnt haben, wächst die Gefahr der Ansteckung für Dritte.
Ähnliche Erfahrungen und eine grundsätzliche Zunahme der so genannten aidsdefinierenden Erkrankungen (zum Beispiel Lungenentzündung, Pilzinfektionen der Atemwege), hätten auch andere Einrichtungen beobachtet. Auch die Aids-Hilge Wuppertal: "Wir beobachten, dass Frauen während der Schwangerschaft einen Test machen und dann aus allen Wolken fallen", sagt Andrea Wetzchewald.
Für beide beweist diese Entwicklung den sorgloseren Umgang mit der Krankheit. "Das Virus hat viel von seinem Schrecken verloren", sagt Sandmann. Das könne auch daran liegen, dass sich die medikamentöse Behandlung deutlich verbessert habe - obwohl die Betroffenen noch immer ein Leben lang mit starken Nebenwirkungen zu tun hätten. "Dabei vergessen viele, dass eine Heilung noch immer nicht möglich ist", sagt er.
Die HIV-Ambulanz am Petrus-Krankenhaus betreut konstant 100 HIV-Positive. Insgesamt schätzt Sandmann, dass in Wuppertal und Umgebung rund 180 bis 250 Menschen mit dem Virus infiziert sind. Ein Großteil seiner Patienten seien homosexuelle Männer.