Stadtjubiläum 2008: Als Wuppertal ein ganzes Land zu Gast hatte

Wuppertal · Ein Wochenende im August zeigte einmal mehr, zu was die Stadt im Stande ist, wenn alle mitziehen.

Vom 28. bis 30. August 2008 fand der NRW-Tag in Wuppertal statt.

Foto: JA/Fischer, A. (f22)

Als Wuppertal 60 Jahre alt wurde, hatte es kein Geld. Das war 1989 und die Geburtsstunde eines Festes, wie es nirgendwo ein zweites gibt. Der Lange Tisch schrieb sich ins Geschichtsbuch Wuppertals und bleibt bis heute unerreicht. Aber das letzte Wochenende im August des Jahres 2008 ist in der Erinnerung vieler Einwohner und vieler Gäste in fast ebenso lebhaftem Gedächtnis. Vom 28. bis 30. August hatte Wuppertal ein ganzes Bundesland zu Gast. Nordrhein-Westfalen feierte sich, und die Bühne dafür war die Stadt mit der Schwebebahn. Wer auch sonst, ist der Gast von damals heute noch geneigt zu fragen. Denn es war einer jener Zeitpunkte, an dem Wuppertaler stolz sein konnten auf ihre Stadt. Unter stahlblauem Himmel bei strahlendem Sonnenschein zog Wuppertal alle Register seines Könnens. Die zahllosen Ahs und Ohs der Zigtausenden von Besuchern hallen heute noch in den Ohren jener, die mit Gästen aus Köln und Düsseldorf, Wesel und Moers, Paderborn und Siegburg am Wegesrand standen, um fast 2000 Musikern zuzuhören und fast 60 bunten Gruppen aus allen Regionen des größten deutschen Bundeslandes zuzuschauen. Wer Wuppertal bis dahin nicht kannte, der hat es noch heute in bester Erinnerung.

Rund 300 Stunden
Programm an drei Tagen

Die Veranstaltung des NRW-Tages war einer der größten Coups der Stadtmarketinggesellschaft. Deren damaliger Chef Georg Sander und dessen Mitarbeiter bewiesen bei der Zusammenstellung des Programms für die drei Tage währende Partie eine ausgesprochen glückliche Hand. An diesem Wochenende war wirklich für jeden etwas dabei. Die Schwoofer tingelten durch die weithin bekannten Clubs Wuppertals, den Ohren der Klassik-Freunde schmeichelte das Sinfonieorchester der Stadt, dem Auge war einiges geboten, 300 Stunden Progamm spiegelten Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt Wuppertal wider. Wer zu Besuch war, für den ist Wuppertal fortan keine triste Stadt im Ruhrgebiet mehr, sondern eine Perle im Bergischen Land, eine grüne Oase zwischen Rheinland und Westfalen, eine Stadt mit Vergangenheit und Perspektive.

Es war deshalb auch keine professionelle Lobhudelei, als ein paar Tage später Post aus Düsseldorf beim Wuppertaler Stadtmarketing eintraf. Der damals amtierende Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte es sich nicht nehmen lassen, Georg Sander und dessen Mitarbeitern zu einem NRW-Tag zu gratulieren, wie ihn sich ein Landesvater schöner kaum wünschen konnte. „Mir ist es wichtig, nach dem Herrn Oberbürgermeister auch Ihnen sehr herzlich für den gelungenen Nordrhein-Westfalen-Tag 2008 in Wuppertal zu danken“, schrieb Rüttgers. Und: Sie haben ein über alle Maßen erfolgreiches Modell für ein partnerfinanziertes Landesfest geschaffen und ein Programm kreiert und vor allem auf die Plätze und Straßen der sonnigen Stadt gebracht, das originell, in jeder Hinsicht bewegend und zugleich hervorragende Stadtwerbung für Wuppertal als auch ein wunderbares Werk für die landesweite Ausstrahlung des Nordrhein-Westfalen-Tages war. Ich gratuliere Ihnen dazu!“

Die dreitägige Feier hat
eine Million Euro gekostet

Tatsächlich war der NRW-Tag gerade für Wuppertal nicht nur gelungen, sondern im Preis auch verhältnismäßig günstig. Ganz nach der Tradition dieser Stadt wurden Sponsoren, in diesem Fall Unternehmen, gesucht, die sich an den Kosten von insgesamt einer Million Euro beteiligten. Die steuerte das Land bei.

Vieles spricht dafür, dass der NRW-Tag in Wuppertal auch deshalb als einer der schönsten in die Geschichte des Bundeslandes eingegangen ist, weil er Wuppertal-typisch, also mit Beteiligung von Vereinen, Unternehmen und vielen ehrenamtlichen Helfern organisiert wordn ist. Wie schon am ersten Langen Tisch knapp 20 Jahre zuvor bewiesen zahllose Wuppertaler, dass sie sich für gute Ideen begeistern lassen und bereit sind, anzupacken zum Wohle ihrer Stadt.

Das hat es in dieser Form seither nicht mehr gegeben. Aber vielleicht erinnert sich der eine oder andere Politiker oder Stadtverwalter im Rathaus ja auch noch an dieses Wochende im August des Jahres 2008. Es könnte ihnen ins Gedächtnis rufen, zu was diese Stadt im Stande ist, wenn alle mitziehen. Für gute Ideen sind Wuppertaler anscheinend immer zu haben. Kostenlos, aber mit Leidenschaft und Herz.