Bahndirektion am Hauptbahnhof Architekten in Stein verewigt

Büsten in der Fassade der ehemaligen Bahndirektion am Hauptbahnhof zeigen zwei Fachleute von der Restaurierung der Fassade im Jahr 2000. Bildhauer Karsten Müller schuf die ungewöhnlichen Kunstwerke.

Foto: Andreas Fischer (2)/Karsten Müller (2)

Wuppertal. Sie fallen kaum auf und wirken so, als gehörten sie schon immer zum Gebäude der ehemaligen Bahndirektion, in das demnächst womöglich ein FOC ziehen soll. Dabei blicken die beiden Herren von ihren Nischen erst seit 15 Jahren auf das Treiben in der Stadt. Und sind auch keine Götter, Sagenhelden oder Symbolfiguren, sondern leibhaftige Menschen.

Es sind zwei Fachleute, die an der Restaurierung der Gebäudefassade um die Jahrtausendwende beteiligt waren. Willi Gaubatz, Projektleiter der Bahn, und Heinz Herglotz, Architekt der Sanierung, standen Modell für die beiden Büsten, die auf Säulen in den Nischen in luftiger Höhe stehen — einer Richtung Bahnhof, einer Richtung Schwebebahn.

Der Bildhauer Karsten Müller hat damals die Büsten geschaffen und erinnert sich: „Man wusste wohl nicht, was vorher in den Nischen war. Da ist man auf die Idee gekommen, die beiden Architekten zu porträtieren.“ Die beiden hätten einfach gesagt: ,Dann kann man ja uns nehmen’.“

Karsten Müller war in Wuppertal bekannt, war er doch an der Restaurierung vieler historischer Gebäude in der Stadt beteiligt, etwa beim Elisenturm, den Denkmälern von Johann Stephan Anton Diemel auf der Hardt und Wilhelm Werlé in den Barmer Anlagen und eben auch bei der ehemaligen Bahndirektion, beriet dabei die Fachleute, welche Farbe sich für die Fassade eignet.

Er arbeitet aber auch als Künstler und schafft Porträt-Skulpturen. So hat ihn jemand für den ungewöhnlichen Auftrag empfohlen.

Seine Entwurfszeichnungen fanden Gefallen, auch das Denkmalamt war einverstanden. „Denen waren die Köpfe egal, nur der Stil musste passen.“ Er hatte passend zu dem neoklassizistischen Gebäude die dorisch-ionische Säulenform gewählt. Für die Köpfe nutzte er zahlreiche Fotos als Vorlage. Und modellierte die Köpfe erst in Ton, machte dann einen Gipsabdruck, um schließlich die Büsten aus Kunststein zu gießen. „Hochwertiger Stein wäre zu teuer gewesen“, sagt Karsten Müller. Rund sechs Wochen sei er täglich viele Stunden mit den Büsten beschäftigt gewesen.

Seine Modelle waren viele Male zu Besuch: „Es war eine tolle Zusammenarbeit“, sagt Karsten Müller. „Sie waren völlig glücklich, haben ohne Ende Bilder von den Büsten gemacht.“ Etwa 1,85 Meter sind Säule und Büste zusammen jeweils groß, jedes Ensemble wiegt seiner Erinnerung nach rund 200 Kilogramm.

Das Anbringen war für den Bildhauer nicht ohne: „Wir sind mit einem Hubwagen hochgefahren, dabei war mir schon ein bisschen mulmig. Zunächst verankerte er die Säulen auf dem Boden der Nischen, dann die Köpfe auf den Säulen. Von den Köpfen gehen noch starke Queranker in die Rückwand. „Dabei sind wir mit dem Bohrer bis in das dahinter liegende Büro gekommen.“ Er denkt heute noch gern an diesen besonderen Auftrag zurück: „Das war einer der ersten großen Aufträge, bei dem ich noch alles selbst gemacht habe“, erklärt er.

Die Geschichte ist wenig bekannt, aber die Stadtführer erzählen sie bei ihren Rundgängen gern. „Die Leute lachen sich kaputt“, sagt Martin Bang, Chef von Wuppertal Marketing. „Genau das sind die Details, mit denen man die Leute gern überrascht.“ Und die die Zuhörer dann ebenso gern weitererzählen.