Schule in Wuppertal Schulweg mit Suchtfaktor

Arne Ulbricht schwört aufs Radfahren. Auch als Kind ist er nie mit dem Auto zur Schule gefahren worden.

Arne Ulricht.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

Zur Schule ohne Auto ist einfach nur herrlich! In den zurückliegenden 40 Jahren habe ich meinen Schulweg (fast) immer ohne Auto zurückgelegt. Als Schüler ging ich zu meiner Grundschule (1979-1983 in Kiel) zu Fuß, zur weiterführenden Schule (auch in Kiel) fuhr ich mit meinen Kumpels mit dem Bus. Eine Fahrt dauerte 35 Minuten. Wir setzten uns auf einen Vierer, einer holte die Hausaufgaben heraus, die anderen schrieben ab, manchmal lernten wir auch Vokabeln oder sprachen über, wie es so schön heißt, Gott und die Welt.

Auf unserer ersten Fahrt waren wir zehn Jahre alt, auf unserer letzten 19. Zu keinem Zeitpunkt fragten wir unsere Eltern, ob sie uns fahren könnten, und umgekehrt wären unsere Eltern nie auf die Idee gekommen, es uns anzubieten. (Damals hat man als Kind viel mehr allein gemacht.)

Die Bahnfahrten reichten
für „Krieg und Frieden“

Später, als ich Lehrer war, fuhr ich in Hamburg und Berlin mit der S- oder U-Bahn zu meinen Schulen. Auf der Hinfahrt las ich Zeitung und auf der Rückfahrt ein Buch – in einem meiner sechs Hamburger Schuljahre haben die Fahrten für „Krieg und Frieden“ gereicht. Als ich an einer Abendschule tätig war und mein Unterricht erst um 22.10 Uhr endete, gönnte ich mir gleich auf dem Heimweg mein erstes Feierabendbier. (Eine Schülerin, die mich dabei sah, meldete sich kurze Zeit später ab. Ich frage mich heute noch, ob das Bier schuld daran war.)

Irgendwann, inzwischen lebte ich in Wuppertal, gewöhnte ich mir an, mit dem Rad zu fahren. Jahrelang von Elberfeld nach Mettmann, jetzt nach Vohwinkel. Anfangs nur bei gutem Wetter, dann selbst bei Regen und leichtem Schneefall. Längst ist das Radfahren wie eine Sucht, obwohl ich mich in der Schule oft umziehen muss. (Manchmal komplett.) Und ich möchte es nie mehr missen, denn an schlechten Tagen werden alle Sorgen vom Gegenwind weggepustet, an guten Tagen verstärkt es den positiven Rausch, und die Zeit, die man verliert, spart man woanders: Einen Parkplatz sucht man nie, im Stau steht man nie.

Natürlich haben viele Kollegen gute Gründe, aufs Auto nicht verzichten zu wollen. Aber an Fridays for Future-Tagen könnten sie es doch mal ausprobieren, ohne Auto zur Schule zu fahren. Auf diese Weise würden wir unseren Schülern zeigen, dass auch wir an Klimaschutz interessiert sind.

Das wäre doch was!