Kultur in Wuppertal Auf den Spuren von Else Lasker-Schüler
Zum 150. Geburstag der Dichterin nähern sich Schüler im Opernhaus ihren Werken.
Mit geradem Rücken steht Saleh im Opernhaus und blickt in die Kamera. Die Hände hat der 14-Jährige hinter dem Rücken gefaltet, dann atmet er tief ein. Und los. „Erzähl mir tausend Lügen, ich würd’ sie dir alle glauben“, sagt er. „Ich bin Else.“ Pause. „Ich bin Saleh.“
Saleh ist natürlich nicht Else, aber an diesem Vormittag nähert er sich der Namensgeberin seiner Schule an. Else Lasker-Schüler wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden, anlässlich dieses Geburtstages widmet sich das Schauspiel Wuppertal vom 6. bis zum 13. Juli in den Riedel-Hallen ihrem letzten Drama „Ichundich“.
Doch es soll nicht nur eine rein hochkulturelle Annäherung an die bedeutende Dichterin sein, eine „interdisziplinäre, begehbare Rauminstallation“ verspricht das Schauspiel – darüber hinaus sollen sich Schüler von drei Wuppertaler Schulen im Vorprogramm wiederfinden.
Die Gesamtschule Uellendahl-Katernberg kümmert sich um ein Fotoprojekt, die Pina-Bausch-Gesamtschule nähert sich Lasker-Schüler bildnerisch – und die 8e der Gesamtschule Else Lasker-Schüler mit einem Videoprojekt. Seit mehr als zwei Monaten haben Lehrer Patrick Taeger und Referendar Alexander Lurtz mit ihren Schülern Stadtrundgänge gemacht, die Jugendlichen arbeiteten Referate aus und lernten so jeden Tag ein bisschen mehr über die Biographie Lasker-Schülers.
„Wir wollten zeigen, dass sie nicht so weit entfernt sind von dieser Frau von vor 150 Jahren“, sagt Taeger, „dass sie ähnliche Gefühle haben“. Also hat er sich mit Sylvia Martin zusammengetan und mit der Theaterpädagogin an den Bühnen das Videoprojekt ausgearbeitet.
Viel mehr als
nur die Namensgeberin
Sie haben den Schülern Zitate der Dichterin vorgegeben, die diese in die heutige Zeit übersetzen und mit ihren eigenen Gedanken anreichern konnten. So entstanden 100 ganz individuelle Statements, die die Schüler im Opernhaus auf Video aufnahmen und von denen die Hälfte im Juli gezeigt werden soll.
Beatrice Anani und Amelie Kasper haben in den vergangenen Wochen viel gelernt, wie sie erzählen – und dabei vor allem viel Spaß gehabt. Sie kannten Else Lasker-Schüler zwar als Dichterin und Namensgeberin ihrer Schule, „es war aber spannend, durch die Stadt zu gehen“, sagen die beiden Schülerinnen.
Was sie vor der Kamera erzählt haben? Es ging um Angst vor dem Englisch-Unterricht, heute und vor 150 Jahren – und darum, „dass manche Menschen so schwer zu finden sind wie Diamanten“.