Aus der Dunkelkammer an den Computer
20 Jahre lang fotografieren Jutta Winkler und ihre Mitstreiter gemeinsam. Anfangs waren sie fast zwei Dutzend — jetzt suchen sie Nachwuchs.
Wuppertal. Aus einem Kurs bei der Volkshochschule ist vor 20 Jahren die Interessengemeinschaft Fotografie entstanden. „Wir treffen uns immer donnerstagnachmittags im Seniorenheim Wuppertaler Hof und besprechen die Motive. Danach wird dann fotografiert“, erzählt Jutta Winkler. Sie seien eine Gruppe begeisterter Foto-Senioren, die seit ihrer Jugend und jetzt im Ruhestand ihrem Hobby nachgehen. Und es immer weiter vertiefen möchten. Regelmäßig bestücken die Fotofreunde Ausstellungen.
Noch bis zum 25. August sind ihre Fotografien in eigenen Rahmen unter dem Motto „Berge und Meer“ beispielsweise in der Zentralbibliothek an der Kolpingstraße zu sehen. Als Jutta Winkler (78) vor 15 Jahren dazu kam, da war sie das Küken in der Gruppe. „In guten Zeiten waren wir 22 Teilnehmer, dann lange elf.“ Jetzt sucht die Interessengemeinschaft intensiv Nachwuchs. Denn gerne würde man sich auch weiterhin mit gleichgesinnten Freunden austauschen. Außer den beiden Mitgliedern, die zurzeit wegen Krankheit nicht mitmachen können und einem Fotofreund, der in Kur ist, sind sie und Wilfried Platte (84) die einzigen Aktiven.
Wilfried Platte erinnert sich noch genau an seine Anfänge
Am vergangenen Donnerstag kam noch Siegward Naber dazu, der schon seit 50 Jahren mit der Kamera unterwegs ist. „Ich habe die tollen Bilder in der Stadtbücherei gesehen. Deshalb bin ich hierher gekommen, um mal zu hören, was hier gemacht wird“, erzählt er. Und den Flüchtling, den sie seit einiger Zeit betreut, den hat Jutta Winkler mit ihrem Hobby auch bereits begeistern können: „Er hat Interesse und will mal mitkommen.“
Die digitale Fototechnik ist auch an den Fotofreunden nicht vorbeigegangen. „Früher hatten wir eine Dunkelkammer. Da gab es schon eine Entwicklungsmaschine, das Blatt ging automatisch durch die Bäder. Bloß entwässern musste man am Ende selbst“, kann sich Wilfried Platte noch gut an dieses Prozedere erinnern.
Inzwischen arbeitet er längst am Computer, druckt seine Bilder auch selbst aus. „Man braucht Ruhe und Zeit“, sagt er und erzählt, dass er in punkto Fotografie erblich belastet sei. Der Vater habe mit einer Plattenkamera neun mal zwölf fotografiert. Die habe er heute noch. „Meine erste Kamera sechs mal neun hat 1945 der Ami kassiert. Nach meiner Lehre habe ich mir von meinem ersten Geld als Geselle dann wieder eine Kamera gekauft. Erst eine kleine, dann eine Spiegelreflex-Kamera.“ Seine Urlaubsbilder brennt er auf eine DVD und guckt sie sich anschließend im Fernseher an.
Im Wuppertaler Hof haben die Fotofreunde einen Beamer, die Fotos werden direkt von der Speicherkarte begutachtet. Zum Dank, dass sie im Seniorenheim ihren Treffpunkt haben, kostenlos logieren dürfen, gestalten die Fotofreunde einmal dort einmal im Monat einen Dia-Vortrag. „Am liebsten mögen es die Bewohner, wenn wir viel Natur — eben Berge und Meer — zeigen“, sagt Jutta Winkler. Und weiß, dass diese Nachmittage auch bei der Heimleitung gut ankommen.