Wuppertal Bei der Arbeitslosenquote tritt Wuppertal auf der Stelle

Trotz der anhaltend guten Konjunktur liegt die Stadt seit vielen Jahren deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Das hat Gründe.

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Wuppertal. Im Januar ist die Arbeitslosenquote wieder in zweistellige Höhen geklettert. Die Zahlen für den Februar dürften nur unwesentlich besser ausfallen. Experten beschreiben den Sprung von 9,5 im Dezember 2016 auf zehn Prozent im Januar 2017 zwar als saisontypisch, aber das ist ein schwacher Trost. Seit einigen Jahren pendelt die Quote zwischen neun und zehn Prozent — und das in einer Phase der bundesweiten Hochkonjunktur mit Vollbeschäftigung in Teilen Süddeutschlands. Am Wuppertaler Arbeitsmarkt kommt der wirtschaftliche Aufschwung offenbar nicht an. Da wächst die Furcht vor den Folgen eines konjunkturellen Abschwungs, der durch weltweite Krisen entstehen könnte. Ein solcher Abschwung könnte Wuppertal besonders hart treffen, da die Ausgangslage weit schlechter ist als in Städten mit einer besseren Arbeitslosenquote.

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Doch warum entwickeln sich die Zahlen schon vor einem möglichen Abschwung wieder in die falsche Richtung? Thomas Lenz, Geschäftsführer des Jobcenters, hat eine Reihe von Gründen ausgemacht. „Wuppertal ist eine Großstadt. Auch in München, Nürnberg oder in anderen süddeutschen Großstädten ist die Quote schlechter als in der Fläche. In Großstädten leben nun einmal mehr Menschen, die über eine schlechtere Ausbildung und ein geringeres Qualifizierungsniveau verfügen. Das ist ein Großstadtproblem, die Vollbeschäftigung werden wir in großen Städten nie erreichen können“, sagt Thomas Lenz.

Positiv sei, dass in Wuppertal die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse nach der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahre 2009 inzwischen wieder auf 122 000 angestiegen sei. In den 1970er und 1980er Jahren habe es noch bis zu 160 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gegeben. „Das ist eine Zahl, die kaum mehr zu erreichen ist, denn viele der damaligen Jobs für Ungelernte und Hilfsarbeiter im produzierenden Gewerbe oder auf dem Bau gibt es heute gar nicht mehr“, so Thomas Lenz.

Die aktuelle Arbeitslosenquote wertet Rolf Volmerig, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, als einen relativen Erfolg. „Wegen der Zuwanderungswelle gab es die Befürchtung, dass die Quote wieder deutlich zweistellig wird. Wir hatten schon einmal 16,5 Prozent. Ich bin zuversichtlich, dass wir wieder unter die Marke von zehn Prozent kommen“, so Volmerig.

6000 anerkannte Flüchtlinge wurden im vergangenen Jahr als arbeitslos registriert. Nur einem Teil dieser Menschen gelinge es, auf Anhieb auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Bei den anderen mangele es oft an der beruflichen Qualifikation, den geforderten Sprachkenntnissen und den gesundheitlichen Voraussetzungen, so Thomas Lenz.

„Wenn man die Flüchtlinge abzieht, würden wir bei einer Quote von acht Prozent liegen“, schätzt Lenz. Schließlich sei es andererseits 2016 gelungen, 6000 Menschen wieder in den ersten Arbeitsmarkt einzugliedern. Die Chancen, auf diesem Gebiet weiterhin erfolgreich zu sein, stünden gut, denn vom Bund erhält das Jobcenter 20 Millionen Euro zusätzlich für besonders Benachteiligte. 32 Millionen Euro werden für Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen bereitgestellt. Nach Einschätzung von Thomas Lenz sind dies ganz wichtige Investitionen für Wuppertal: „Es geht nicht nur um die Vermittlung von Arbeitsplätzen, sondern auch um den sozialen Frieden und das soziale Klima in der Stadt. Niemand will in einer Stadt mit gigantischen sozialen Problemen leben.“

Ein Prozent runter mit der Quote pro Jahr — so kann sich Rolf Volmerig die Zielvorstellung vorstellen. Er lobt die Arbeit des Jobcenters, gibt aber zu bedenken, dass Wuppertal den Strukturwandel noch nicht abgeschlossen habe. Bei der Ansiedlung von neuem Gewerbe müsse berücksichtigt werden, dass auch Jobs mit einem niedrigeren Anforderungsprofil für die Mitarbeiter wie zum Beispiel in der Logistik entstünden, sagt Volmerig.