Wuppertaler Feriensport Beim LSC Wuppertal das Erlebnis Segelfliegen spüren

Wuppertal/Radevormwald · Zwölf Jugendliche nehmen in dieser Woche am Schnupperkurs teil. Schon am ersten Tag heben sie ab. Dabei gibt es auch eine außerplanmäßige Landung.

Joachim Suszka (kniend) erklärt den jugendlichen Kursteilnehmern die Funktionen eines Segelflugzeugs.

Foto: JA/Andreas Fischer

Marta (14) aus Beyenburg wollte eigentlich zum Paddelkurs, ist aber stets für „Action“ zu haben, wie sie sagt. Die Brüder Emil (14) und Jakob (16) aus Ronsdorf haben sich schon immer fürs Fliegen interessiert, bisher aber nur in den Ferien in Schweden in einem Flugsimulator ein bisschen Gefühl dafür sammeln können. Am Montag schnellen ihre Finger in die Höhe, als Harald Priese, erfahrener Fluglehrer des Luftsportclubs Wuppertal, fragt, wer denn als Erster abheben möchte.

Tag eins beim Angebot Segelfliegen im Rahmen des Wuppertaler Feriensports. Erstmals seit Jahren hat der LSC sich wieder zum Mitmachen gemeldet, und kein Wunder, dass die zwölf Plätze ausgebucht sind. Für den Klub mit seinen rund 70 Aktiven, der auf dem Flugplatz Wellingrade in Radevormwald zu Hause ist, ist der Schnupperkurs ein Versuch, Nachwuchs zu finden, für die Jugendlichen – sie müssen mindestens 14 Jahre alt sein, wie sie am Morgen bei einer längeren mündlichen Einweisung erfahren – ein Riesenerlebnis. Fünf Flüge soll jeder bis Freitag absolvieren können, wenn das Wetter mitspielt. Am Montag sah das gut aus.

„Lass deine Füße erst mal von den Steuerpedalen weg und genieße die Aussicht“, instruiert Fluglehrer Priese Flugschüler Jakob, der beim Ausknobeln des ersten Starts mit Marta und Emil den kürzesten Halm gezogen hat. Während bei Jakob der Puls steigt, als das Schleppflugzeug die ASK 13 schon nach den ersten Metern abheben lässt, ist Priese die Ruhe selbst. „Wenn der mal laut wird, dann muss es wirklich schlimm kommen“, sagt Marcel Lippmann. Der 18-Jährige ist seit 2019 Flugschüler und braucht nur noch eine Prüfung zum Segelflugschein. Bei der Feriensportmaßnahme ist er als Helfer eingesetzt. Er ist mit den Teilnehmern – sie sind in zwei Sechsergruppen eingeteilt, weil auch mit zwei Segelflugzeugen geflogen wird – vorher die Checkliste durchgegangen, die genau wie bei jedem Jet vor dem Start abgearbeitet werden muss. Dazu gehört auch die Erklärung des Fallschirmrucksacks, den jeder zur Sicherheit tragen muss. „Hier ist es aber noch nie vorgekommen, dass jemand im Flug aussteigen musste, Segelfliegen gehört zu den sichersten Sportarten überhaupt“, beruhigt Lippmann gleichzeitig.

Während Jakob mit Harald Priese noch in der Luft schwebt, ist das Schleppflugzeug schon wieder gelandet und nimmt die zweite Schulmaschine an den Haken. „Heidi“ steht auf dem Rumpf, denn sie wurde nach Heidi Klum benannt, wie damals sogar die Bildzeitung berichtet hatte. Als Fluglehrer am Steuerknüppel sitzt hier Joachim Suszka, einst Flugkapitän bei der Lufthansa. Alles wirkt eingespielt und routiniert. Nur acht Minuten nach der ASK 13, die schon fast wieder im Anflug ist, hebt auch die Heidi ab. Kurz darauf hat die Erde „Premierenschüler“ Jakob wieder. „Beeindruckend“ ist das erste Wort, das der 16-Jährige herausbringt, nachdem er aus dem schmalen Cockpit gestiegen ist. Er braucht einen Moment, um seine Emotionen beschreiben zu können. „Vor allem wenn es aufwärts oder abwärts geht, ist das ein ganz besonderes Gefühl, man spürt das im Gesäß und auch im Rücken“, wird er konkreter. Wie schnell sie geflogen sind? „Ich weiß gar nicht.“ Bei all den Eindrücken hat er nicht bewusst auf den Geschwindigkeitsmesser geschaut, der für ihn, genauso wie für Fluglehrer Priese auf dem Platz hinter ihm, zu den Instrumenten gehört. Kurz habe er auch mal die Pedale bedienen können, ansonsten aber nur die Hände ganz leicht am Steuerknüppel gehabt, der sich simultan mit dem von Priese bedienten bewegte. „Um ein Gefühl dafür zu bekommen“, so Jakob. 

Dieses Gefühl durften bis zum Nachmittag noch zehn der Kursteilnehmer spüren – einer ganz besonders. Denn beim vierten Flug der ASK 13, gleich nach der Mittagspause, musste Fluglehrer Priese die Luftfahrt kurz nach dem Start aufgrund „anspruchsvoller Wetterbedingungen“ abbrechen und auf einer Wiese außerhalb des Flugplatzes landen. „Alles kein Problem. Für den Jungen, der dabei war, war die Außenlandung aber ein ganz spezielles Erlebnis. Er war begeistert“, so Helmut Schöfer, der den Schnupperkurs organisiert. Das Segelflugzeug musste mit dem Hänger und abmontierten Flügeln zum Flugplatz zurückgebracht werden, weshalb zwei weitere für diesen Tag geplante Starts ausfallen mussten. „Wir holen das aber nach, sodass jeder auf seine Kosten kommt“, verspricht Schöfer. Am Dienstag soll es wieder in die Luft gehen. Die Jugendlichen dürften es kaum erwarten können.