Offen gesagt Bergische Klötze am Bein

Wuppertal. Das war eine schlechte Woche für das Bergische Land, sicher eine der schlechtesten Wochen seit langem und der Fingerzeig in eine Zukunft, die eines sicher nicht verheißt: Partnerschaft.

Lothar Leuschen

Foto: Schwartz, Anna (as)

Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz hat beschlossen, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Seine Klage gegen den Döppersberg ist nicht einfach nur albern. Das ginge ja noch. Sie ist leider auch ein diplomatischer Offenbarungseid. Wo Erpressung anfängt, hört Miteinanderreden auf. Und nichts anderes als Erpressung ist es, Wuppertal durch eine Klage gegen den Döppersberg zur Rücknahme der Klage gegen das Designer-Outlet-Center in Lennep zwingen zu wollen. Dass Remscheid sich dabei noch nicht einmal ansatzweise geschickt anstellt, macht die Sache nicht besser. Überhaupt wäre interessant zu erfahren, wie Remscheids angeschlagene Innenstadt den Wettbewerb mit dem Outlet-Center in Lennep überleben soll.

Sei’s drum. Das ist Sache der Remscheider. Sache der Wuppertaler ist es, unbeirrt auf Kurs zu bleiben. Die Gefahr, dass Mast-Weisz mit seiner Klage gegen das Jahrhundertprojekt in Elberfeld irgendetwas erreicht, ist ohnehin ungefähr höchstens so groß wie die Chance, dass Schalke 04 noch einmal Deutscher Fußballmeister wird.

Dennoch wiegt der Schaden schwer. Remscheids juristische Schritte verstellen zumindest vorläufig den Weg zu einem Konzept, welches das Bergische Städtedreieck im Grunde dringend nötig hat. Dabei geht es nicht um die vom IHK-Präsidenten Thomas Meyer favorisierte Gleichmacherei von Solingen, Remscheid und Wuppertal. Es geht um das Bekenntnis, dass ein Starker die Schwächeren langfristig mitziehen kann. Wuppertal ist das Oberzentrum der Region. Deshalb und nur deshalb ist es logisch, dass alle Kraft darauf gelenkt wird, dieses Oberzentrum so stark wie möglich zu machen. Düsseldorfs Stadtentwicklungspolitik wird auch nicht nach Rücksprache mit dem Bürgermeister von Korschenbroich gemacht. Aber Korschenbroich profitiert unter anderem als Schlafstadt für Düsseldorf von dessen Wirtschaftskraft.

So gesehen ist Remscheid, wenn alles gut läuft, was Burkhard Mast-Weisz nicht wahrhaben will: ein Vorort von Wuppertal. Warum auch nicht, wenn die Stadt und ihre Bürger letztlich vom überlaufenden Wohlstand des Oberzentrums profitieren? Das ist keine Beleidigung. Da bricht keinem Oberbürgermeister ein Zacken aus der Krone.

Auf der anderen Seite muss Wuppertal bereit sein, seinen Erfolg zu teilen, wenn es denn in zehn, 20 Jahren einmal so weit sein sollte. Mit Bremserei und Kirchturmpolitik wird es allerdings nie so weit sein. Nichts spricht dagegen, auf Verwaltungsebene zu kooperieren. Aber selbst dem sind dank anachronistischer Eitelkeiten ja schon enge Grenzen gesetzt. Umso notwendiger ist es, dass die Städte sich endlich auf einen gemeinsamen Kurs verständigen. Schon die Idee war falsch, in Remscheid ein Outlet-Center zu errichten. Ebenso kurzsichtig ist es von Solingen, ein eigenes FOC in der Innenstadt zu bauen. Das wird im schlechtesten Fall zu drei Centern führen, die allesamt erfolglos sind.

Im besten Fall unterstützen Remscheid und Solingen Wuppertal in seinem Bemühen, die Rolle spielen zu können, die ein Oberzentrum für sein Umland spielen muss — mit Döppersberg und mit Factory-Outlet-Center in der Bundesbahndirektion sowie am Kleeblatt. Denn mit zwei Bergischen Klötzen am Bein wird Wuppertal das nicht schaffen.