Wenn die Kunst in den Hintergrund rückt

Ein Wartehäuschen an einer Bushaltestelle versperrt den Blick auf Skulpturen am Bahnhof Vohwinkel.

Foto: Stefan Fries

Vohwinkel. Freie Sicht auf seine Skulpturen am Bahnhofsvorplatz — das wünscht sich Künstler Eckehard Lowisch. Der Vohwinkeler Bildhauer hatte im vergangenen Jahr fünf großformatige Werke gestaltet. Diese wurden in den freigelegten Nischen auf der Westseite des Platzes aufgestellt. Seit dem Herbst sorgen die Kunstobjekte am Vohwinkeler Bahnhof für Aufsehen und angeregte Diskussionen. Einziger Wermutstropfen: Das neue Wartehäuschen für die Endhaltestelle der Linie 784 wurde genau vor der Ausstellung aufgestellt.

Eckehard Lowisch findet es sehr schade, dass dadurch der Gesamteindruck des Ensembles beeinträchtigt wird. „Natürlich hat der Bus auch vorher schon hier gehalten, aber das war nur eine zeitweise Einschränkung“, sagt der Bildhauer. Für ihn hat die Haltestelle durchaus auch positive Aspekte, da der Blick der Fahrgäste direkt auf die Kunstwerke fällt. „Das Wartehäuschen ist aber ein Problem“, findet Eckehard Lowisch und ist bei dieser Einschätzung nicht allein.

Auch die Mitglieder des Kulturausschusses und der Vohwinkeler Bezirksvertretung wünschen sich einen alternativen Standort des Wartepunkts. „Die Skulpturen bedeuten eine deutliche Aufwertung des Bahnhofsvorplatzes und es wäre schön, wenn wir eine freie Sicht auf die Ausstellung hätten“, sagt Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD). In der kommenden Woche soll es dazu einen gemeinsamen Ortstermin mit den zuständigen Behörden geben. „Es sind zwar noch einige technische Details zu klären, aber ich bin zuversichtlich, dass wir hier eine gute Lösung finden“, sagt Fragemann.

Für Eckehard Lowisch ist das eine gute Nachricht. Er kann sich über eine große Resonanz der Betrachter freuen. „Wir hatten hier sogar schon internationale Gäste“, berichtet der Bildhauer. Für ihn ist der Bahnhofsvorplatz ein idealer Standort für die Ausstellung. „ Ich sehe die Aufgabe der Kunst darin, den Menschen herauszufordern, sich zu interessieren. Also muss vor dem Interesse das Unerwartete zu den gewohnten Orten gebracht werden“, erläutert Lowisch.

Die Skulpturen sollen mindestens noch bis Ende des kommenden Jahres am Bahnhofsvorplatz stehen. Ziel ist es, dass sie dort mit Hilfe von Sponsoren möglichst dauerhaft eine Heimat finden können.

Für das Kunstprojekt hat Lowisch viel Aufwand betrieben. Die Torbögen wurden im ersten Schritt gereinigt und von Farbresten befreit. Dann begann die Arbeit an den tonnenschweren Sockeln, die vor Ort mit Flüssigbeton gegossen wurden. Parallel gestaltete der Künstler die teils zweieinhalb Meter hohen Skulpturen in seinem Atelier. Diese wurden von ihm kostenlos zur Verfügung gestellt. Für die Finanzierung des Transports und der Konstruktion der Sockel gab es Unterstützung von Sponsoren. „Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir die Ausstellung an diesem besonderen Ort umsetzen konnten“, sagt Eckehard Lowisch.