Besuch bei Familie Kuhr: Ein bisschen wie Urlaub

Regina und Werner Kuhr bewohnen ein Fachwerkhaus von 1688. Viel von dem alten Charme haben die beiden erhalten können.

Foto: Andreas Fischer

Katernberg. Wenn die mittlerweile erwachsenen Kinder zu Besuch kommen, dann bleiben sie oft gleich da. „Die haben gar keine Lust, wieder in die Innenstadt zu fahren. Das ist wie ein kleiner Urlaub für sie“, sagt Regina Kuhr und lacht. Wer bei ihr und ihrem Mann Werner zu Gast ist, vergisst gleich, dass er eigentlich noch in Wuppertal ist. Das Fachwerkhaus, das die beiden an der Straße Untenrohleder bewohnen, liegt mitten im Grünen. Ein kleiner Bach plätschert vorbei, der Garten, zum Teil am Hang entlang, breitet sich auf gut 1000 Quadratmetern aus. „Manchmal fressen uns die Rehe die Rosen weg“, erzählt Werner Kuhr schmunzelnd. Viel mehr Natur geht nicht.

Werner Kuhr erinnert sich an den Kauf — zum Glück ist er Tischlermeister

Und dann ist da natürlich noch das Haus selbst. „DER MENSCH LEBET NICHT ALLEIN VOM BROT SONDEREN VON EINEM JEGLICHEN WORT GOTTES LVC 4 ANNO 1688“, verrät eine Inschrift auf der uralten Holztür m vorderen Gebäudeteil als Baujahr. „Es dürfte wohl eins der ältesten in Wuppertal sein“, vermutet Kuhr. Früher gaben die örtlichen Bauern ihre Lehen dort ab.

Leben

im Denkmal

„Später war es jahrelang ein Richterhaus“, weiß der 56-jährige. 2002 kaufte er mit seiner Frau die Immobilie. „Die Eigentümerfamilie suchte damals jemanden mit handwerklichem Geschick“, sagt er. Das sei genau die richtige Aufgabe für einen Tischlermeister gewesen. Das Haus habe sich trotz jahrelangen Leerstandes zwar in gutem Zustand befunden. „Aber es gab doch einiges zu tun“, erinnert sich Kuhr, der beruflich mit vielen Denkmälern und Altbauten zu tun hat.

Vor allem das alte Fachwerk war beschädigt. Ein halbes Jahr stand das Haus während der Sanierung deshalb auf Stützen. „Und wir haben es komplett entkern.“ Der alte Anbau wurde — in Absprache mit dem Denkmalamt — entfernt, ein neuer drangesetzt. Damit kommt das Paar jetzt auf eine Wohnfläche von 185 statt vorher 85 Quadratmeter.

Auch wenn die Kuhrs natürlich modern wohnen möchten — vom alten Charme ist vieles erhalten geblieben. Im neuen Bad erinnert zum Beispiel die alte Bruchsteinmauer an die Historie des Gebäudes. Und auch die Holzbalken sind an vielen Stellen noch zu sehen. Einen historischen Eichenbalken hat sich Kuhr extra in Aachen besorgt, um damit den alten, nicht mehr zu rettenden, zu ersetzen.

Neu gemacht wurden die Wände und mit Lehm verstärkt. „Ein tolles Baumaterial“, schwärmt der Profi.

Gut ein Jahr brauchten die beiden, bis der Einzug stattfinden konnte. „Und dann waren auch schon alle Fußleisten dran“, sagt Kuhr. „Alles, was ein Tischler selbst machen kann, habe ich selbst gemacht“, erzählt Kuhr stolz. „Und ich habe die Idee gehabt“, fügt seine Frau lachend an. Das gelte zum Beispiel auch für die Möbel, die ihr Mann dann baut. Bei den vielen Schrägen und Balken seien Maßanfertigungen die beste Lösung. Natürlich gebe es in einem Denkmal immer etwas zu tun. „Aber das ist ja einem Neubau auch nicht anders. Und wir wollten es ja so“, verrät Regina Kuhr, die sich aktuell den traumhaften Garten vorgenommen hat.