Bewährungsstrafe nach Ausraster im Barmer Jobcenter
Familie ohne Geld: 24-Jähriger verlor die Nerven und entschuldigt sich.
Wuppertal. Manchmal ist man zur falschen Zeit am falschen Ort — selbst wenn es sich dabei um den eigenen Arbeitsplatz handelt. So erging es einem Mitarbeiter des Jobcenters an der Bachstraße, der einem ihm unbekannten Kunden im Treppenhaus begegnete und eine Schädelprellung davontrug. Der Angreifer wurde am Dienstag vom Amtsgericht zu einer fünfmonatigen Bewährungsstrafe und der Teilnahme an einem Anti-Aggressionstraining verurteilt.
Die Vorgeschichte: An einem Morgen im April dieses Jahres rief die Freundin an der Bachstraße an. Die monatliche ALG II-Zahlung war am Tag zuvor noch nicht auf dem Konto der jungen Familie eingegangen. Die Auskunft: Das Geld müsste nun eingetroffen sein. Zum Einkaufen fuhren der Angeklagte, seine Freundin und der erst wenige Wochen alte Sohn nach Elberfeld. Dort die Ernüchterung: Das Geld war nicht da.
Zurück in Barmen ging die Familie erneut zum Jobcenter. Weil er zunächst warten sollte, drohte der Angeklagte einem Mitarbeiter — das räumte er gestern ein — ihm „in die Fresse zu hauen“. Danach wurde die Familie erneut weg geschickt, um Kontoauszüge zu holen. Auch die besorgte der Vater. Weil auch das nicht half, bot das Jobcenter der Familie eine 50-Euro-Vorauszahlung an, „um übers Wochenende zu kommen“.
Doch dieses Angebot nahm der Angeklagte wohl gar nicht mehr wahr. In der Annahme, die nächsten Tage ohne Geld auskommen zu müssen, stürmte er schimpfend aus der Tür und soll deren Vorgesetzten gedroht haben, ihm „den Kopf abzuschneiden“.
„Ich war verzweifelt und fühlte mich wie Müll behandelt“, begründete der 24-Jährige gestern seinen Ausraster und entschuldigte sich bei den Mitarbeitern des Jobcenters und beim Zufallsopfer aus dem Treppenhaus. Das Opfer sagte aus, zunächst ein Gespräch versucht zu haben, „wie ich es im Deeskalationstraining gelernt habe“. Als ihn der 24-Jährige ins Gesicht spuckte habe er sich körperlich gewehrt. Mit Folgen: Der Angeklagte kassierte eine blutige Lippe.