Bonus für Gewerkschafter?

Streit um Sonderleistung für Mitglieder von IG Metall und Verdi.

Wuppertal. Die Tarifverhandlungen in der Metall-Industrie haben gerade erst begonnen - und schon entzündet sich Streit. Im Fokus: der Tarifbonus. Bei einer Wuppertaler Firma waren es 250 Euro. Die erhielten zuerst die Mitglieder der IG Metall, nachdem der Betrieb die härtesten Zeiten überstanden hatte und die Sanierung abgeschlossen war.

In einem weiteren Wuppertaler Unternehmen ging es ebenfalls nach einer Tarifabweichung um 100 Euro, die nach überstandener Sanierung fällig waren. In beiden Fällen kamen die Gewerkschafts-Mitglieder zuerst in den Genuss der Einmalzahlungen. Mit einem weiteren Wuppertaler Betrieb hatte die IG Metall Tankgutscheine für ihre Mitglieder ausgehandelt.

Es sind Vorgänge wie diese, wenn es um den sogenannten Tarifbonus geht. Genau das ist es, was die Verbände der NRW-Arbeitgeber seit Jahren ablehnen. Jeder Versuch der Gewerkschaften (insbesondere von Verdi und IG Metall), Sonderbegünstigungen für ihre Mitglieder durchzusetzen, stößt bei den Arbeitgeberverbänden auf heftige Kritik.

Vehement erneuert die Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände (VBU) diese Haltung jetzt. Anlass: Die CDU-Landtagsfraktion deutete jüngst an, "moderate tarifvertragliche Differenzierungsklauseln" könnten eine Stärkung der Tarif-Autonomie bedeuten.

Die Gewerkschaften registrieren das mit freundlicher Skepsis. Denn die hiesige IG Metall wie auch Verdi machen kein Geheimnis daraus, dass der Tarifbonus natürlich ein Instrument ist, um Beschäftigte zum Eintritt in die Gewerkschaft zu motivieren.

Steckt ein Unternehmen in der Klemme, will mit Tarifabweichungen arbeiten und geht es in den Verhandlungen daraufhin um diesen Bonus, dann laufen die Gespräche in Wuppertal unter Umständen ohne Beteiligung des hiesigen Arbeitgeberverbandes, so Bernd Lange von der IG Metall.

Haltung der Arbeitgeber: Können sich in Not geratene einzelne Unternehmen den Forderungen der Gewerkschaft nicht entziehen, so dürfe das "nicht als Einverständnis mit dieser Vorgehensweise verstanden werden". Jürgen Steidel von den VBU sagt, rein vom Prinzip her solle niemand hervorgehoben und niemand benachteiligt werden. Zudem schränke der Bonus die Wahlfreiheit ein.

Der Tarifbonus scheitert unter Umständen aber sogar innerhalb der Arbeitnehmerseite: Lange berichtet von einem Wuppertaler Fall, bei dem die Belegschaft der Tarifabweichung trotz Intervention der IG Metall ein klares Nein erteilte.

Die Folge: Der Tarif blieb erhalten, 20 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. Vergeblich hat auch Verdi-Chef Dietmar Bell einmal versucht, in einer Wuppertaler Firma zusätzliche Altervorsorgeleistungen und Zusatzversicherungen bei Zahnersatz für die Verdi-Mitglieder zu erstreiten.

Bernd Lange hebt in Sachen Bonus vor allem den Kündigungsschutz hervor. Auch in Wuppertal bereits vorgekommen: Stehen betriebsbedingte Kündigungen an, lässt sich die Gewerkschaft die Namen kommen, prüft die Mitgliedschaft und versucht ihre Mitglieder zu schützen.