Internationale Tango-Szene trifft sich in der Stadthalle

Wahre Tango-Meister trafen sich zum kollektiven Tanz – und durchs Publikum ging ein andächtiges Raunen.

Wuppertal. Paare winden sich umeinander wie Schlangen. Männer schauen in gespielter Starrheit über die Schulter ihrer Partnerin, Frauen wirbeln lachend um die eigene Achse. Einigen ist anzusehen, wie sie überaus konzentriert die in den Milongas erlernten Schrittfolgen abrufen. Andere erfinden ihren eigenen beschwipsten Tanz. So ist das beim Tango.

Wer ein leidenschaftlicher Tangotänzer ist, der hat in seinem Filofax einen Termin verzeichnet, der offensichtlich noch schöner als Weihnachten ist: der Ball Tango Argentino. Am Wochenende traf sich die Szene zu ihrer Lieblingsveranstaltung und feierte bis in die frühen Morgenstunden den XI. Tangoball in der Stadthalle.

Unnötig zu erwähnen, dass Tango kein Fossil aus Pomade und Mottenkugeln, sondern längst zum Sound der Nacht avanciert ist. Vorbildlich organisiert von Carsten "Mr. Tango" Heveling ("ein Riesenfestival, ich bin total glücklich"), gab es maximales Entertainment rund um die getanzte Passion.

Für Livemusik sorgten das Orquesta San Telmo Lounge und das Grán Orquesta Típica Ciudad Baigòn, die kleinen Säle wurden zur Tango Flavour Lounge mit DJ Leandro Furian und VJ Volker Tanguerilla, und das Foyer verwandelte sich in eine Shopping-Meile für Tango-Assecoires.

Absolutes Glanzlicht des Abends war der Auftritt von Alejandra Mantiñan und Gregorio Garrido. "Ich habe schon so oft versucht, die beiden zum Ball einzuladen. In diesem Jahr ist das endlich gelungen", freute sich Heveling.

Und mit ihm die geschätzten 800 Gäste. Was das Ausnahme-Tanzpaar auf dem Parkett an flinken Schrittfolgen und Sprüngen zeigte, war großartig. Andächtiges Raunen und huldigende Stille seitens der sonst so feierfreudigen Entourage begleiteten die Performance.

Den Ball Tango Argentino "nur" als Tanzvergnügen zu beschreiben, würde eine wichtige Facette außer Acht lassen: Man ist hier auch im Dienst der Verständigung unterwegs. Tangotänzer sind eine grenzüberschreitende Familie. Für ein solches Event beispielsweise aus Riga anzureisen, ist selbstverständlich. Und Tango kennt kein Alter.

Zu den traurigen, flirrenden Gefühlstönen, die sich mit den letzte Sonnenstrahlen an einem Herbsttag vergleichen lassen, bewegen sich fein bekleidete Arme und Beine und rotieren zum Stakkato des Akkordeons. Ein Mann, Mitte 60, greift seiner Partnerin ähnlichen Jahrgangs um die Taille und biegt sie hintenüber, bis ihre rotblonden Haare den Boden berühren. So ist das beim Tango.