Chancen einer schrumpfenden Stadt: Wie weniger mehr sein kann

Oscar Reutter sprach über Chancen einer schrumpfenden Stadt.

Wuppertal. Von den „Grenzen des Wachstums“ handelte ein Bestseller über die Zukunft der Weltwirtschaft. Vier Jahrzehnte nach der Veröffentlichung haben sich viele Thesen längst bewahrheitet, dennoch ist Wachstum immer noch oberste Maxime der Wirtschaft.

In einer Ringvorlesung zur postulierten „Wachstums-Wende“ referierte Professor Oscar Reutter am Mittwoch in der Aula des Wuppertal Instituts über „Schrumpfung als Chance in Stadt und Region am Beispiel Wuppertal“. Dabei legte er als Fachmann in Sachen Verkehr den Fokus auf jene Chancen, die sich durch einen verminderten und veränderten Individualverkehr ergeben könnten.

Wuppertal könne bei weiterhin schrumpfender Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2050 als „Low Carbon City“ Schule machen, als eine Stadt, die mit vorbildlicher Bilanz beim Ausstoß von Treibhausgasen aufwarte. Zu erreichen sei dies teils durch Vermeidung von Verkehr in einer „Stadt der kurzen Wege“, teils durch Verlagerung des Verkehrs auf umweltverträgliche Alternativen und durch Fahrzeuge, die Energie effizienter nutzen. Obwohl Reutters Vortrag bereits auf dem Campus Haspel zu hören war, begrüßte das Publikum die „neuen Denkansätze“, die Schrumpfung einmal nicht mit Makel gleichsetzten. Dennoch saßen manche Zuhörer dem Wachstums-Mythos auf, als sie Wuppertal Chancen als Wohn-Vorstadt Düsseldorfs ausrechneten.

Als weiterer Ansatz aus dem Publikum kam der Vorschlag, die Werte zu überprüfen und sich zu fragen, ob gängige auch tatsächlich vernünftige Erwartungen seien. Ob es beispielsweise nötig sei, per Heizung die Raumtemperatur auf ein Maß zu heben, das wärmende Kleidung überflüssig mache. Deutlich wurde bei dieser Stoßrichtung, dass Klimaschutz nur ein kleiner Teil der Chancen sei, die sich aus Schrumpfung ergeben können.