Handel und Gastronomie „Schnelles Geld für kleine Betriebe kann nur der Anfang sein“

Wuppertal · Die Gastronomen und Händler erwarten noch weitere Hilfen. Der Bundestag hat Soforthilfen in Höhe von bis zu 50 Milliarden Euro für die Existenzsicherung von Solo-Selbstständigen und Kleinunternehmen beschlossen

Isabel Hausmann von der Dehoga.

Foto: WZ/Fischer, Andreas H503840

Der Einzelhandelsverband und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband befürworten die Zuschüsse, einen Grund zur Entwarnung sehen sie aber trotz der direkten Zuschüsse nicht.

„Der große Vorteil ist, dass die Hilfe direkt und ohne Antragsverfahren unbürokratisch ausgezahlt werden wird“, sagt Ralf Engel, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes NRW in Wuppertal. Unternehmen bis fünf Beschäftigte werden einen Zuschuss von 9000 Euro erhalten, Betrieben bis zehn Beschäftigte werden 15 000 Euro an Soforthilfe gewährt. Beträge, die nicht zurückgezahlt werden müssen. „Das sind Maßnahmen, die wir als Verband gefordert haben. Sie sichern Existenzen, denn so können Mieten und Heizkosten sowie Personalkosten zum 1. April gezahlt werden“, sagt Ralf Engel.

Isabel Hausmann, stellvertretende Geschäftsführerin der Dehoga Nordrhein, beurteilt die Soforthilfe „in einer Ausnahmesituation“ positiv. „Es ist aber deutlich gesagt worden, dass noch andere Maßnahmen zu erwarten sind“, sagt sie. Dass die Effekte der Finanzspritze nicht lange anhalten würden, dürfe nicht dazu führen, diesen Beschluss des Bundestags zu zerreden. Ralf Engel ist skeptisch, ob die Rücklagen der Händler länger als zwei Monate ausreichen. „Es ist in der Branche nicht üblich, in sehr großen Zeiträumen zu planen“, so Engel. Unter den Mitgliedern des Verbandes werde Kritik an einigen Regelungen laut. So sei für viele Händler nicht nachvollziehbar, warum Baumärkte geöffnet bleiben, und Discounter ihr Vollsortiment anbieten dürfen – also nicht nur Lebensmittel. „Wir sollten uns überlegen, ob es unsere Zukunft sein soll, noch stärker auf den Online-Handel zu setzen. So wie die Innenstädte jetzt aussehen, so könnten sie sonst auf Dauer aussehen“, sagt Engel.

„Die Banken und Sparkassen machen unseren Mitgliedern aktuell die größten Sorgen“, sagt Isabel Hausmann. Es sei noch nicht angekommen, in welcher prekären Lage sich Selbstständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Krise befänden. „Wenn den Unternehmern gesagt wird, dass sie einen Kredit mit elf Prozent Zinsen aufnehmen oder Insolvenz anmelden könnten, dann hilft das nicht weiter“, sagt Isabel Hausmann.

Das Land NRW will die vom Bund beschlossenen Soforthilfen mit einem eigenen Programm aufstocken. Beide Hilfsprogramme müssen über das Land beantragt werden. Die Anträge sollen ab Freitag um 12 Uhr in digitaler Form über die Seite www.wirtschaft.nrw/corona gestellt werden können.