Nur Bücher für den Religionsunterricht ausleihen? Das war früher. Die Mediothek des Schulreferates bietet sehr viel mehr, wie Referentin Beate Haude berichtet. Der kleine Jona, der vom großen Wal verschluckt wird: Die biblische Geschichte ist immer noch ein Klassiker in Kindergottesdiensten und im Religionsunterricht der Grundschule. Die Menge an Bilderbüchern, theologischen Auslegungen und Unterrichtsentwürfen ist groß, auch in der Mediothek des evangelischen Kirchenkreises Wuppertal.
Doch Schulreferentin Beate Haude weiß: „Nicht Bücher oder Fachzeitschriften werden am häufigsten ausgeliehen, sondern Materialien, mit denen der Religions- oder Konfirmandenunterricht anschaulich gestaltet werden kann.“ Und dazu gehören neben dem Plüschwal auch Erzählschafe oder Bodenbilder.
Orientierung bieten in einer Welt voller Informationen
Über 300 Religionslehrkräfte aller Schulformen begleitet das Schulreferat in Wuppertal mit regelmäßigen Fortbildungsangeboten und seiner Mediothek. Etwa 60 Prozent von ihnen kennt Beate Haude persönlich. Vor allem während der Ausbildung sind viele regelmäßig in der Mediothek zu Gast. Die Zeiten, in denen die Mediothek vorrangig zum Ausleihen von Büchern genutzt wurde, sind längst vorbei. „Theologisches Wissen gibt es auch im Internet, aber hier finden Religionslehrerinnen und -lehrer, Studierende, Lehramtskandidaten und Religionspädagogen viel Anschauungsmaterial für ihren Unterricht und eine passgenaue Beratung“, sagt Beate Haude.
Das Konzept der Mediothek sei die Orientierung mit gesichtetem Material in einer Welt voller Informationen, so die Schulreferentin weiter. „Deshalb bleibt die Mediothek überschaubar und wächst nicht unbegrenzt. Es wird ständig Neues beschafft, aber auch Altes entfernt.“ Dafür hat sie die Mediothek jetzt mit ihrer langjährigen Mitarbeiterin Dorothea Boelitz-Baglio gründlich umgestaltet. Neben Ordnern, in denen ganze Unterrichtsentwürfe und viel religionspädagogische Fachliteratur zu finden sind, fallen vor allem die bunten Bilderbücher, Stofftiere, Puppen und eine Kirche als Puppenstube auf. Denn auch Kinder sind willkommen.
„Junge Lehrkräfte haben nicht nur einen großen Bedarf an Material, sondern oft auch kleine Kinder. Und sind im Konflikt, ordentliche Arbeit zu machen und zugleich gute Eltern zu sein“, beobachtet Beate Haude. Nach der Umgestaltung der Mediothek gibt es nun mehr Platz zum Arbeiten an einem geräumigen Tisch und eine Spielecke. Mitarbeiterin Dorothea Boelitz-Baglio sorgt zudem für Kaffee und Kekse. „Inspiriert haben mich die Spielcafés“, erklärt die Schulreferentin. „Wenn die Kinder zufrieden sind, sind es auch die Eltern. Und“, schmunzelt sie, „manches Material wird da multifunktional. Unsere Schafe können nämlich nicht nur im Unterricht sprechen. Sie sind auch nett zu Kleinkindern.“
Zum Angebot, das im Laufe der Jahre stetig gewachsen ist, weil es am meisten nachgefragt wird, gehören knapp 20 Lernkoffer. Schulreferentin Beate Haude bezeichnet sie gerne als „Herzstück“ der Mediothek, die sie seit 25 Jahren betreut.
Der Lernkoffer zum Islam wird aktuell oft ausgeliehen
Ob Islam, Judentum, Hinduismus, Christentum, Martin Luther oder die Barmer Theologische Erklärung: In den Koffern gibt es jede Menge Gegenstände, die anschaulich und lebensnah vom Thema erzählen, um das es geht.
Ein Koffer wird in der letzten Zeit besonders häufig ausgeliehen: der Lernkoffer zum Islam. „Seit dem Angriff der Hamas auf Israel ist die Stimmung in den Schulen beim Thema Islam gereizt“, erklärt sie. „Religionslehrerinnen und -lehrer suchen daher nach Material, das die Religion anhand des Alltags von Muslimen beschreibt, ohne damit sofort Vorurteile zu schüren.“ Aus dem Koffer, der ordentlich verpackt einen Gebetsteppich, Tschador, Koran und Wallfahrtsgewand für den Hadsch enthält, zieht sie eine silberne Teekanne mit Gläsern. „Sie steht für die Gastfreundschaft des Islam“, erklärt Beate Haude. „Und dafür, in dieser aufgeregten Zeit, erstmal innezuhalten, nachzudenken und dabei ins Gespräch zu kommen. Eigentlich genau das, was auch unsere Mediothek ausmacht.“