Kirche Das Reformationsjahr wirkt in der evangelischen Kirche nach
Wuppertal · Die Gemeinden in Wuppertal spüren eine erhöhte Aufmerksamkeit für kirchliche Themen.
Das „Lutherjahr“ fand vor einem Jahr seinen Höhepunkt in den Feierlichkeiten zum Reformationstag am 31. Oktober. Auch in Wuppertal wurde das Reformationsjubiläum gefeiert. Die WZ hat nachgefragt, wie das Jahr heute noch auf die Gemeinden in Wuppertal wirkt.
Im Anschluss an jede Feier bleibt etwas. Mal ist es die Freude über das gelungene Fest, ein anderes Mal herrscht Ernüchterung. Im Falle des Jubiläumsjahres der Reformation und der evangelischen Kirche in Wuppertal scheint ein Gefühl des Aufbruchs vorzuherrschen. „Die Erfahrung in den Gemeinden, raus zu gehen und wahrgenommen zu werden und als Kirche relevant zu sein, war eine positive Erfahrung im vergangenen Jahr“, berichtet Pfarrer Werner Jacken vom evangelischen Kirchenkreis Wuppertal.
„Ich halte es für wesentlich, dass kein ‚Lutherjahr‘ gefeiert wurde“, betont Professor Hellmut Zschoch von der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. „Im Vergleich zu früheren Jubiläen finde ich es wichtig, dass eigentlich niemand mehr im Modus der Heldenverehrung gefeiert hat.“ Denn es sei wichtig, Luther nicht als Idealbild von Kirche, Frömmigkeit und Gesellschaft zu stilisieren, sondern den Prozess der Reformation zu betrachten.
„Reformation ist mehr: ein von vielen Personen und Kräften getragener grundlegender Umbruch, der zunächst die kirchliche Gestalt der christlichen Religion betrifft“, so Zschoch. Doch greife die Reformation zugleich gesellschaftliche, politische und kulturelle Veränderungsprozesse an.
Jubiläumsjahr als Anstoß
für die Weiterentwicklung
Für Pfarrer Werner Jacken war demnach das letzte Jahr – welches bereits zehn Jahre im Vorfeld in der sogenannten „Reformationsdekade“ vorbereitet wurde – auch eine Zeit der Selbstvergewisserung: „Was war denn damals zu Zeiten der Reformation? Was heißt es heute, Christ zu sein?“, fragt Werner Jacken.
„Es ist schwer, schon jetzt zu beurteilen, welche Themen aus dem Reformationsjubiläum besonders wichtig waren und was davon bleibt“, stellt Prof. Zschoch zudem fest. In der Lehre der Kirchlichen Hochschule wurde der Reformation ebenfalls besondere Aufmerksamkeit gewidmet, etwa durch die Organisation einer Ringvorlesung im Jubiläumsjahr 2017.
Zschoch stellt aber klar: „Die Kirchliche Hochschule in Wuppertal hat den Bezug auf die Reformation schon seit ihrer Gründung im Programm.“ Dass die Reformation dabei bis heute Ausgangspunkt für kritische Reflektionen in der Ausübung christlichen Glaubens wie auch in der Forschung und Lehre sei, ist für den Professor für Kirchengeschichte dabei wichtig: „Für die Reformation wird die Predigt zum zentralen Medium religiöser Kommunikation. Was war Predigt damals, was war sie vorher, was wurde dann aus ihr?“, führt Zschoch exemplarisch eine Fragestellung der Forschung aus. Mit Blick in die Zukunft: „Was heißt predigen heute, inhaltlich und medial, angesichts von Digitalisierung und Globalisierung? Wie verhalten sich Wortzeugnis und Tatzeugnis zueinander, zum Beispiel in der Diakonie?“, so Zschoch.
„Mit dem Jubiläumsjahr 2017 ist der evangelischen Kirche eine Aufmerksamkeit zugekommen, wie schon lange nicht mehr“, so Pfarrer Werner Jacken. Um diese zu nutzen, habe man unterschiedlichste Veranstaltungsformate ausprobiert. „Die 18 Wuppertaler Gemeinden haben dabei die Kraft mitgebracht, um all das zu stemmen“, so Jacken. „Diese positive Erfahrung wirkt nach. Zum Beispiel haben wir dieses Jahr eine ‚Church Night‘ für Jugendliche durchgeführt, die sehr gut angenommen wurde“, so Jacken.
„Eine Sache, die bleibt, ist die Ausstellung ‚Wer glaubt, übernimmt Verantwortung‘ in der Gemarker Kirche“, berichtet Jacken. „Zu der Dauerausstellung in Wuppertal gibt es auch eine Wanderausstellung. Wir dachten, diese würde, nachdem sie in Wittenberg war, vielleicht noch ein Jahr weiterziehen und dann eingelagert werden. Doch sie ist auf Jahre ausgebucht!“, so Jacken.
„Ich wünsche mir, dass die Wuppertaler Evangelischen in dieser positiven Bewegung bleiben und leben – und dass auch die anderen in der Stadt davon etwas spüren“, fasst Hellmut Zschoch seine Hoffnungen über das, „was nach dem Reformationsjubiläum bleibt“, zusammen.