Der Hitze entkommen Das sind Wuppertals kühle Zufluchtsorte
Wuppertal · Wälder, Brunnen, Kirchen oder die Ice-Zone – in der Stadt gibt es viele Möglichkeiten, den Körper etwas abzukühlen.
In den nächsten Tagen bleibt das Wetter in Wuppertal wechselhaft, erreicht aber weiter Temperaturen bis zu 30 Grad. Wer sich im Tal abkühlen möchte, hat mehr Möglichkeiten, als ins Freibad zu springen. Die WZ stellt eine Auswahl vor.
Zuflucht in der Kirche
Die meisten Kirchen sind groß, haben dicke Wände und bunte Kirchenfenster. Durch sie strahlt je nach Einfallswinkel die Sonne herein, ohne einem brennenden Dornbusch gleichzukommen. Kirchen sind seit jeher Orte, an denen man sich zurückziehen kann – etwa die Laurentiusbasilika in Elberfeld. Während im Winter aufgrund zu hoher Kosten dort mittlerweile nicht mehr geheizt wird und sich Kirchgänger bei Bedarf aus einem Korb eine Decke nehmen können, ist sie im Sommer angenehm und dazu schön ruhig. Durch die Pforte hineintreten. In die Bank setzen. Innehalten. Nicht nachdenken. Nur da sein. Den Blick schweifen lassen: zum leuchtenden Altarbild, den Figuren an den Säulen, den Beichtstühlen. Es tut gut. Nicht nur der Hitze wegen, sondern auch für die Seele. Die Basilika ist in der Regel von 11 bis 19 Uhr geöffnet.
Die frischen Temperaturen gelten allerdings nicht für alle Kirchen, betont Kaplan Thorben Pollmann von der Pfarreiengemeinschaft Südhöhen: Der ungedämmte Beton führe bei manchen Gotteshäusern dazu, dass sie der Außentemperatur „mit wenigen Tagen Abstand folgen“. So ist die Unterkirche in Ronsdorf täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, die Kirche Hl. Ewalde montags bis donnerstags von 9 bis 17.30 Uhr sowie freitags von 9 bis 13 Uhr. Dennoch seien Kirchen wunderbare Orte zum Innehalten. „Man kann mit seinen Gedanken ganz bei sich und bei Gott sein. Selbst wenn man allein in der Kirche sitzt, ist man nie ganz allein.“ Pollmann gehe auch im Sommer gerne in die Kirchen. „Nur die Messgewänder sind dann eine Zumutung.“
Bruder Dirk vom Orden der Kreuzherren in Beyenburg macht in der Klosterkirche St. Maria Magdalena ähnliche Erfahrungen: „Wir haben große Südfenster, da kommt natürlich die Sonne rein. Aber wenn wir draußen 30 Grad haben, sind es in der Kirche 25 Grad, das geht.“ Derzeit kämen wieder einige Pilger, um im Kloster zu übernachten. „Wir hatten jetzt Gäste aus Hamburg, Dänemark und den Niederlanden“, sagt Bruder Dirk. St. Maria Magdalena ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Abkühlung im Grünen
Tiefes Grün. Hohe Bäume. Schützendes Blätterdach. Wuppertal gehört zu den grünsten Großstädten Deutschlands. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Parks, vor allem aber die Wälder ideale Orte darstellen, um sich abzukühlen. Denn abgesehen davon, dass Bäume Schatten spenden, funktioniert der Wald auch als natürliche Klimaanlage. „Einerseits reflektieren die Blätter die Sonnenstrahlen, dadurch dringt weniger Wärme in die unteren Schichten des Waldes“, erklärt Sebastian Rabe, Leiter des Wuppertaler Forstamts. Andererseits helfe die Verdunstung: „Sie sorgt dafür, dass es im Wald fünf Grad kälter werden kann als in der Stadt.“ Das funktioniere aber nur, wenn die Wasserversorgung im Boden ausreichend sei. „Am besten eignen sich dichte Laubwälder, die fast jeder Wuppertaler vor der Haustür hat. Wenn dann noch ein Bach entlangfließt, in den man die Füße halten kann, hilft das schon viel.“ Zu seinen Lieblingswäldern zählen das Gebiet an der Ronsdorfer Talsperre, der Burgholz sowie das Rheinbachtal. Nahe der Innenstädte seien etwa der Kothener Wald, aber auch die Königshöhe für eine Abkühlung prädestiniert – „wobei man dafür erst einmal den Berg hochkommen muss“, betont Rabe.
Gleichzeitig habe die Topografie Wuppertals einen Effekt auf die Innenstädte. „Die kalte Luft aus den Wäldern fließt in der Nacht hinunter in die Stadt.“ Dieses Jahr gehe der Förster entspannt in den Sommer. „Was wir gerade erleben, ist die erste Hitzeperiode“; deshalb sei sie erträglich. „Schwierig wird es, wenn die Phasen länger werden.“ Auf eines weist Sebastian Rabe allerdings mit Nachdruck hin: Auch wenn derzeit der Boden durch die vielfachen Niederschläge der vergangenen Wochen gut durchfeuchtet sei, vermindere dies nicht die Waldbrandgefahr. „Rauchen und Grillen im Wald sind generell verboten – unabhängig vom Wetter.“
Ein Eis im Shopping-Center
Wer einkaufen will, kann das beruhigt tun. In den City-Arkaden in Elberfeld gibt es beispielsweise eine Kühlung, berichtet Center-Managerin Kathrin Becker auf WZ-Nachfrage. Eine allgemeine Klimaanlage gibt es nicht, jedoch würden einzelne Mieter – je nach Sortiment und Bedarf – über eine solche verfügen. „Die Ladenstraße wird mit einem Kühlsystem gekühlt, das funktioniert sehr gut. Wir haben es erst dieses Jahr zum Teil erneuert.“ Auch ein kühles Eis können die Wuppertaler in den City-Arkaden bekommen – quasi Abkühlung von innen heraus. Und wem das nicht reicht, kann sicherlich auch ein paar Minuten vor der Kühltheke des Akzenta verbringen.
Eine ruhige Kugel schieben
Kühl ist es seit einigen Wochen auch auf der Bowlingbahn im Rainbowpark am Dönberg – dort lässt sich auch Billard spielen, Kinder können sich im Indoor-Spielplatz austoben. „Der ganze Bereich ist neu klimatisiert. Das hat sich angeboten“, sagt Geschäftsführer Carl Almenräder. Denn erst im September 2023 ist eine große Solaranlage auf dem Dach des Rainbowparks ans Netz gegangen. „Wir haben einen erheblichen Stromüberschuss. Bevor wir ihn einspeisen, wollen wir ihn dafür nutzen, dass sich die Kunden noch wohler fühlen.“ Bislang heizte es sich in dem Gebäude auf, wenn die Sonne auf das Dach stand, erklärt Almenräder. Nun lasse sich wirtschaftlich kühlen. „Die Gäste sind bisher zufrieden und auch die Mitarbeiter freuen sich.“ Der Rainbowpark ist auch ein Tipp für alle Wuppertaler, denen Freibad und Einkaufscenter zu trubelig sind. „Bei schönem Wetter ist es bei uns meist ruhiger“, sagt er. Ein verregneter Sommer sei hingegen gut für das Geschäft. „Wenn man der Hitze entkommen möchte, hat man hier einen guten Ort.“
Kälter geht’s nicht
Der wohl kälteste Ort, den man in Wuppertal gegen eine Gebühr betreten kann, ist die Ice-Zone am Laurentiusplatz in Wuppertal, Friedrich-Ebert-Straße 17. Dort können sich die Besucher drei Minuten lang in eine Kammer mit frostigen minus 78 Grad begeben. Das soll gesundheitsfördernd sein und lässt die Hitze draußen erst einmal komplett vergessen. Eine vorherige Terminbuchung ist möglich, aber nicht nötig.
Abkühlung im Kino
Erfrischend kann auch ein Kinobesuch sein: Im Rex-Kino in Elberfeld sind alle drei Säle je nach Außentemperatur per Klimaanlage auf Werte im unteren 20-Grad-Bereich abgekühlt, wie Marketingleiter Michael Kaus-Brieger auf WZ-Nachfrage erklärt. Im Cinema in Barmen sorgen Belüftungsanlagen für angenehme Temperaturen. Außerdem gibt es Eis und Eiskonfekt zum Abkühlen. Und wer im Rex einen Logenplatz nimmt, hat dort Zugriff auf einen Kühlschrank. Dafür am besten vorher reservieren, empfiehlt Kaus-Brieger. Manche Vorstellung findet schon am heißen Nachmittag statt. Als Sommerfilme empfiehlt er die französische Komödie „Liebesbriefe nach Nizza“, die coolen Minions in „Ich – einfach unverbesserlich 4“ oder den Horrorthriller „Longlegs“, bei denen es den Zuschauern eiskalt über den Rücken laufen werde.
Wasser marsch
Wenn’s heiß ist, ist der Bedarf nach Wasser groß – zum Trinken, aber auch zur Abkühlung von außen. Beliebt bei Kindern ist etwa das Wasserspiel auf dem Von-der-Heydt-Platz in der Elberfelder Innenstadt – bei dem sie sich je nach Lust ziemlich nass machen lassen können. Ähnlichen Spaß versprechen die Wassersäulen im Deweerthschen Garten und das Wasserspiel auf der Hardt vor den Glashäusern. Auch die 30 städtischen Brunnen bieten die Möglichkeit, sich mit Wasser zu benetzen. Etwa der Neptunbrunnen auf dem Neumarkt, der Brunnen „Das Tal der Wupper“ am Rathausplatz in Barmen oder der Kugelbrunnen am östlichen Ende des Werth. Die Stadt weist darauf hin, dass es sich bei Brunnenwasser nicht um Trinkwasser handelt. Hände und Füße dort abzukühlen, ist erlaubt, auch, mal ein Kind hineinzuhalten – solange der Kopf über Wasser bleibe. Gefahr besteht auch, weil sich unter Wasser Pumpen, Lampen oder Düsen befinden können, die beschädigt werden oder zu Verletzungen führen können. Wasser zum Trinken spenden die Trinkwassserbrunnen am Gutenbergplatz (Arrenberg) und auf dem Wichlinghauser Markt.
Leben am Fluss
Mit der Wupper hat Wuppertal Wasser an vielen Stellen in der Stadt. Allerdings ist die Wupper nicht überall leicht zugänglich. Einen guten Zugang gibt es mit der Treppe am Islandufer in Elberfeld, eine Treppe führt auch am Finanzamt Barmen zum Fluss. Roland Thölen vom Verein Neue Ufer weist auf eine Leiter an der Adlerbrücke hin, die ebenfalls öffentlich zugänglich sei, und auf den gestalteten Wupperzugang am Rauental gegenüber der Kletterhalle. An der Rosenau in Oberbarmen (zwischen Berliner Platz und Färberei) sind Uferwiese und Wupper ebenfalls leicht erreichbar.
Tipps für heiße Tage finden sich auch auf der Internetseite der Stadt (Kurzlink):