Wuppertal Das Uhrenmuseum kann digital besucht werden
Die Sammlung Abeler hat im September geschlossen. Jetzt ist sie wieder zu sehen. Christian Stüben hat sie ins Netz gebracht.
Wuppertal. Es war Samstag, 10. September, als das Museum des Uhrenhändlers Abeler das letzte Mal öffnete. Es gab einen letzten großen Ansturm auf die Ausstellung bei 24 Stunden Live, nachdem in den Jahren vorher die Besucher nach und nach weggeblieben waren. Es schien, als würde vielen Wuppertalern erst klar, was sie da hatten, als es zu spät war.
Auch Christian Stüben war nie im Uhrenmuseum. Bis zu jenem Septembertag. Der 55 Jahre alte IT-Fachmann hat die Ausstellung dann aber doch noch besucht — eine Stunde lang. Ganz alleine. Ausgestattet mit zwei Kameras. Denn Stüben macht Fotos von Orten und baut daraus Panorama-Rundgänge. Mittlerweile, so schätzt er, habe er knapp 100 davon gemacht.
Christian Stüben hatte in der Westdeutschen Zeitung darüber gelesen, dass das Museum schließt. „Dann habe ich bei Henrick Abeler nachgefragt, ob ich kommen und Bilder machen dürfte.“ Er durfte. Nach der letzten Führung hatte er eine Stunde Zeit, bevor die knapp 1200 Ausstellungsstücke verpackt und an ein Auktionshaus verschickt wurden.
Jetzt ist das Ergebnis im Netz (=> Link zum virtuellen Rundgang). „Das ist vielleicht ein kleiner Trost, für die Wuppertaler, die das Museum nicht mehr besuchen können“, hofft Stüben. Er hat einige Zeit mit der Aufarbeitung des Rundganges verbracht. „Einige Tage“, schätzt er.
Wer die Seite von Hüben besucht, kann digital ab sofort wieder durch den Keller des Uhrenhändlers gehen. An mehreren Punkten können die Besucher Halt machen und sich umsehen — in 360 Grad. Die Orientierung wirkt wie bei Google Maps.
Hüben hat dazu Fotos mit einer Spiegelreflexkamera gemacht. Von jedem Punkt aus drei in jeder Himmelsrichtung: eins unterbelichtet, eins korrekt belichtet und eines überbelichtet. So konnte er ideale Aufnahmen erzeugen, aus denen er am Ende eine virtuelle Kugel erzeugt — den Raum, in dem sich die Besucher bewegen können.
Spannend wird es dann, wenn es ins Detail geht. Denn Stüben konnte noch mit seiner kleinen Spezialkamera das Innenleben einiger größerer Uhren fotografieren. Wer sich in eine Uhr klickt, fühlt sich wie ein Zwerg, der sich zwischen riesige Zahnrädern verirrt hat. Eine Perspektive, die es im Museum selbst nicht gegeben hat.
Darin liegt der große Mehrwert der Seite — abgesehen davon, dass das Museum so zumindest digital erhalten bleibt. Auch für Henrick Abeler, Inhaber des Juwelier- und Uhrenhandels, ist es „schön zu sehen“. Er habe natürlich tausende Fotos und Erinnerungen an das Museum, das sein Großvater Georg Abeler 1958 an der Elberfelder Poststraße eröffnet hatte. Abeler sagt, er habe der Idee zugestimmt, damit die Menschen das Museum noch einmal sehen könnten, oder auch damit die, die Stücke ersteigert hatten, sehen könnten, wo diese Uhren vorher standen. Der Juwelier Abeler hatte knapp 1000 Uhren im November über das Auktionshaus Dr. Crott in Frankfurt versteigern lassen.
Während die letzten Gäste des Museums im vergangenen Herbst - und unzählige in den Jahren zuvor — spannende Führungen erlebt hatten und viel über die Zeitgeschichte und die Uhrmacherkunst lernen konnten, fehlt es dem Digitalrundgang noch an Text und Ton. Henrick Abeler sagt aber, er könnte sich durchaus vorstellen, mit Christian Stüben an ein paar Highlights zu arbeiten und Erklärtexte oder Audio-Erklärungen einzufügen. So könnte das Museum noch etwas lebendiger werden.