Das Verhältnis zu Wuppertal? Liebevoll statt gebrochen

Alice Schwarzer liest erst aus ihrem Buch und spricht dann mit Alfred Biolek — auch über ihr Verhältnis zur Stadt.

Wuppertal. Esther Vilar? Der Name wäre wohl gänzlich vergessen, wenn es nicht altgediente TV-Zuschauer gäbe, die sich an Streitgespräche mit Alice Schwarzer erinnerten. Jetzt war die Frauenrechtlerin, Journalistin und Wuppertalerin Schwarzer zu Gast bei Alfred Biolek, der sie zur zweiten Ausgabe von „Biogramm“ in den Barmer Bahnhof eingeladen hatte.

Im voll besetzten Haus gönnte sich Schwarzer erst einmal die Ruhe zu einer Lesung aus ihrem Buch „Lebenslauf“ und spannte den Bogen „von Alice zu Emma“. Damit waren für das Wuppertaler Publikum gleich zwei Erwartungen bestens erfüllt. Zum einen vernahmen die Gäste zumindest einige Hinweise, die Aufschluss über ein rebellisches Wesen gaben. Zum anderen hörten sie, was es mit Schwarzers frühen Jahren in Elberfeld auf sich hat.

Kursieren gelegentlich Gerüchte, wonach Alice Schwarzer auf Kriegsfuß mit ihrer Heimatstadt steht, so bezeugte ihr Auftritt in Barmen eine rundum liebevolle Position. Sie las Passagen, in denen sich der Vater an die Bombenangriffe auf Elberfeld erinnerte. Sie zitierte die Großmutter, die Berlin gegenüber Wuppertal als „Schweinefurt“ bezeichnete. Sie warf ein kurzes Streiflicht auf ihr Arbeitsleben bei Happich und auf erste Feten mit Salzstangen und Kartoffelsalat, wie sie damals wohl jeder durchlebt und durchlitten hat.

Nun ist das angeblich gebrochene Verhältnis Schwarzers zu Wuppertal nur eine der vielen Verzerrungen, mit denen sich die Frauenrechtlerin im Laufe ihres öffentlichen Lebens konfrontiert sah. Im Gespräch mit Alfred Biolek nahm sie ausführlich Stellung zu diversen Rezeptionen ihrer Person, um sich schließlich in der Diffamierung als „Alt-Feministin“ zu verlieren. An diesen zweifelhaften Titel knüpfte sich eine Analyse der Affäre Kachelmann, die sich im eher auf größere zeitliche Bögen angelegten Gespräch allzu vergänglich ausnahm.

Was blieb, war der Eindruck, an diesem Abend eine bedeutende Frau des Zeitgeschehens von einer sehr persönlichen Seite erlebt zu haben. Im Gespräch mit Biolek wurde zugleich Schwarzers amüsante Seite offenbar, aber auch ihre ungebrochene Liebe zu Wuppertal. Bioleks Plädoyer für Köln nahm sie achselzuckend hin und erinnerte ihn an Wuppertals Highlights zwischen Schwebebahn und sattem Grün.