Tänzerisch, keck und apart: Sinfoniker im Skulpturenpark
Die „Tonleiter“-Reihe begeisterte die Gäste an der Hirschstraße.
Wuppertal. Sturm und heftige Regenschauer hielten die treue Gefolgschaft der „Tonleiter“-Konzerte am Dienstagabend nicht ab, zum Pavillon im Skulpturenpark zu pilgern. Der Lohn war ein Konzert der „Klassizistischen Moderne“ mit kleinen Stücken, die zwar dem vergangenen Jahrhundert angehören, aber doch der Tradition verhaftet sind.
Gerald Hacke führt stets sachkundig in die Werke ein, so dass der Zugang leicht fällt. Die Mitglieder des Sinfonieorchesters und Verena Louis mit kongenial ausgeführten Klavierparts überzeugen wieder auf ganzer Linie.
Jazzig pulsierend und engagiert von Hacke auf der Klarinette geblasen, reißt vor allem der letzte Satz aus Honeggers „Sonatine“ mit. Auch Milhauds bekanntes „Scaramouche“ für Klarinette und Klavier ist mit seinen eingängigen Rhythmen und dem herrlich sentimentalen „Modéré“ ein Ohrwurm. In Strawinskys „Suite Italienne“ für Violine und Klavier schimmert das Pergolesi-Original durch, das durch Dissonanzen oder parallele Linienführungen der Stimmen eine eigene Tonsprache erhält.
Liviu Neagu-Gruber (Violine) geht ganz auf im wirbelnden, aggressiv-dynamischen oder liedhaft versunkenen Spiel. Keck und tänzerisch klingt das Streichtrio von Jean Francaix, das Gruber, Momchil Terziyski (Viola) und Vera Milicevic (Cello) dunkel und verhalten beginnen: Es sind flüchtige, nicht zu fassende Gedanken, in Musik gefasst.
Das jüngste Werk ist Bohuslav Martinus „Kammermusik Nr. 1“ von 1959. In der Form durchaus traditionell, überrascht das Stück durch die ungewöhnliche, aparte Instrumenten-Kombination und reiche Stilistik.
Die perfekt gespielte Harfe (Manuela Randlinger-Bilz) liefert weitere Klangnuancen zu Streichern, Klavier und Klarinette. Nicht nur sphärisch-schwebend kann sie klingen, mit einem Holzstab angeschlagen, ist der Harfen-Klang harsch und schnarrend.
Besonders das langsame „Andante moderato“ mit seinen schwebenden Harmonien in dissonanter Trauer und den klagenden Fünf-Ton-Motiven ist ein durchaus verstörender Satz. Aufgewühlt, unruhig und wild rahmen die Ecksätze und geben einen Geschmack auf die kommende experimentierfreudige Phase der Neuen Musik in den 60er Jahren, auf die Martinus letztes Werk verweisen kann.