Das zarte Pflänzchen Dialog
Fastenbrechen: Wuppertals Muslime hatten in Barmen eingeladen – aber die Resonanz der Aktion war eher durchwachsen.
Wuppertal. Die Blechspardose findet kaum Beachtung, nur wenige Passanten in der Elberfelder Einkaufszone lassen sich zur Spende für die Flutopfer in Pakistan bewegen. Auch auf dem Barmer Markt führt Zurückhaltung statt Mildtätigkeit das Regiment, doch verweist nicht weit davon das Festzelt vor dem Rathaus auf eine Kultur, die das Geben mit Inbrunst zelebriert.
Mit dem Ende des Monats Ramadan begehen dort die Muslime der Stadt das Fest des Fastenbrechens und entrichten zu diesem Anlass auch ihre Almosensteuer. Es gebe einen festen Satz, sagt Selim Mercan von der Türkisch-Islamischen Gemeinde Wuppertal, der aber werde gerne auch mal freiwillig erhöht, gerade angesichts des großen Leids, das über die Glaubensgenossen in Pakistan hereingebrochen sei.
Bismillah und Barmherzigkeit - Muslime und Christen haben ihre eigenen Begriffe für ein und dieselbe Herzenssache, leben sie aber auf unterschiedliche Weise aus. Um Brücken zu schlagen, feierten Wuppertals Muslime am Wochenende das Fastenbrechen zum dritten Mal vor dem Rathaus und signalisierten damit wiederum ihre Bereitschaft zum Dialog.
Der steckt allerdings noch in den Kinderschuhen, wie Yavuz Aktas, Vorsitzender der Moschee an der Wichlinghauser Straße, an einem Beispiel aufzeigt: "Eine Dame sagte mir, sie habe als Teilnehmerin einer Reisegruppe Moscheen besichtigt. Hier aber, in Wuppertal, tue sie das nicht."
Mit Tee, Kaffee und Rosen empfangen die Muslime jeden Gast an ihrem Stand, zudem klären sie auf, wie und warum sie fasten. Die Almosensteuer, der Zakat, reinige das Vermögen, wie das Fasten die Seele reinige. "Man muss nicht ständig Kaffee holen und ihn wieder wegbringen. Man hat den Kopf frei für andere Dinge", erläutert dazu anschaulich Selim Mercan. Allerdings sei das, was die Muslime während des Ramadans praktizieren, nicht auf das freiwillige Hungern beschränkt, sondern stelle ein ganzes Paket dar. "Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel auch nachempfinden, wie es den Menschen in Pakistan geht." Damit werde die Spenden eine ganz selbstverständliche Angelegenheit.
Ebenso fraglos ist aber auch, dass dem selbst auferlegten Darben eine ausgelassene Feier als Gemeinschafterlebnis folgt. Angehörige aller Religionen waren dazu herzlich willkommen unter dem Festzelt und erlebten die Herzlichkeit einer Religion, die gerne teilen möchte - fernab der derzeit laufenden heftigen Diskussionen um Thilo Sarrazin.