90 Jahre Wuppertal Der Berliner Platz gab Hoffnung
Am 28. September 1996 wurde der Stadtplatz mit einem Volksfest eingeweiht. Er wurde als „schönster Platz Wuppertals“ gefeiert.
Es war ein „Zeichen der Hoffnung“. Das sagt Bezirksbürgermeisterin Christel Simon heute über den 28. September 1996, über die Eröffnung des Berliner Platzes. Es gab ein großes Fest auf dem neu geschaffenen Freiraum. Es gab eine Menge Stände, Karussells. „Die CDU hat haufenweise Berliner Ballen verteilt“, erinnert sich Simon. Sie war dabei, als Oberbarmen einen großen, freien Platz bekam - in prominenter Lage am Bahnhof, an der Schwebebahn-Endstadtion. OB Ursula Kraus und Oberstadtdirektor Joachim Cornelius schnitten das Band durch.
Ein Zeichen der Hoffnung, damit am östlichen Ende von Wuppertal etwas passieren kann. „Alle waren begeistert“, erinnert sich Simon, dass es endlich einen Veranstaltungsplatz gab, endlich Platz, um sich hinzusetzen.
Den Berliner Platz gab
es erst seit 1968
Wo jetzt ein riesiger freier Raum war, sah es vorher noch ganz anders aus. Überhaupt gab es den Berliner Platz ohnehin erst seit 1968. Damals entstand er im Zuge des Ausbaus der Berliner Straße. „Vor dem Krieg war die Berliner Straße bis zur Rittershauser Straße voll bebaut mit einer Bautiefe bis zur Wupper, für einen Platz am Schwebebahnhof war kein Platz“. So steht es in der Stadtchronik von Hinrich Heyken.
Und weiter: „Jenseits der Wupper war zwischen Bahnhof und Postamt auch nicht viel freier Raum. Im Krieg wurde dieses Gebiet hart getroffen und nach dem Krieg zunächst mit provisorischen Baracken bebaut – auch weil im Zuge der Talstraßenplanung zunächst die Planung fertiggestellt werden musste.“
Auf dem Berliner Platz gab es nach 1968 einen Busbahnhof. Aber schon 1978 wurde im Rat ein Programm zum Ausbau der Plätze beschlossen. Darin enthalten: Der Berliner Platz, dessen Umbau mit 2,5 Millionen DM angesetzt war. Die Busse wurden vor den Bahnhof verlegt. Der Platz wurde aber nicht einzeln betrachtet, sondern als Endpunkt der Berliner Straße, die nach der Stilllegung der Straßenbahn umgebaut wurde.
Der damalige Stadtverordnete Arnold Norkowsky erinnert sich, dass gegenüber dem Toilettenhäuschen damals noch Häuser standen. Die wurden aber abgerissen. „Man wollte Platz haben für die Menschen“, sagt er.
Bei der Eröffnung 1996 wurde das gefeiert. Heyken schreibt, dass die Oberbarmer sich über den „funktionalsten und schönsten Platz Wuppertals“ freuten. Schausteller und ehemaliger CDU-Ratsfraktionsvorsitzender Michael Müller erinnert sich daran, dass die Eröffnungsfeier „ne Bombe“ gewesen ist. „Da war richtig was los.“
Es sollte sich aber herausstellen, dass es vielleicht etwas zu viel Platz gab. Christel Simon erinnert sich, dass jemand den Platz als „Exerzierplatz“ bezeichnet habe. „Es ist schwierig, den Platz zu füllen“, sagt sie. Allein wegen der Größe der Fläche müsse immer viel Programm auffahren, damit eine Einheit entsteht. Norkowsky sieht die Größe auch kritisch – weil gleichzeitig kein dauerhaftes Angebot besteht: „Das ist eine tote Fläche.“ Er hat sich für ein Café auf dem Berliner Platz eingesetzt.
Abgesehen vom gut laufenden Wochenmarkt am Mittwoch gibt es nur ab und an Programm - wenn die Marktschreier oder die Schausteller kommen. Dauerhafte Nutzer sind nur die „Menschen mit viel Tagesfreizeit“, wie man in Oberbarmen sagt. Simon kämpft dagegen an, dass sie das Bild des Stadtteils bestimmen. Das müsse sie immer wieder entkräften.
Etwas an dem Platz zu ändern, ist nicht wirklich möglich, weil eine bauliche Änderung am Ende noch dazu führen könnte, dass die Stadt die bezogenen Fördermittel von damals zurückzahlen muss.
Dass aber etwas passieren muss, ist klar. Nicht nur weil Platz und Umfeld als „kriminogener Ort“ eingestuft wurden und besondere Aufmerksamkeit der Polizei und Staatsanwaltschaft genießen.
In der Stadt läuft der Prozess der Umfeldgestaltung – vom Vorplatz der Färberei über das Schöneberger Ufer, die Berliner Straße und die Rosenau. Das Schöneberger Ufer soll dabei etwa zur Fahrrad-Promenade ausgebaut werden. Anfang 2020 sollen die Arbeiten losgehen. Wenn dazu etwa die Schwarzbachtrasse vielleicht noch dieses Jahr befahrbar sein wird, könnte dies das nächste Zeichen der Hoffnung sein. In Oberbarmen passiert etwas.