Der große Steinetausch am Kuhler Viadukt

Der Verkehrausschuss gibt grünes Licht für die Bauabschnitte vier bis sechs. 1,8 Millionen Euro kostet die weitere Sanierung des Denkmals.

Foto: Anna Schwartz

Barmen. Gut 2,6 Millionen Euro hat die Stadt bereits in die Sanierung des Kuhler Viadukts gesteckt. Für die Bauabschnitte vier bis sechs kommen jetzt bis 2020 noch einmal 1,8 Millionen Euro dazu. Am Donnerstag gab der Verkehrsauschuss einstimmig und ohne Diskussion grünes Licht.

Projektleiterin Nicola Wessels und ihr Team können also bald loslegen. Die gebürtige Wuppertalerin ist noch relativ neu bei der Stadt, hat aber bereits den dritten Bauabschnitt geleitet. Beim Ortstermin mit der WZ zeigt sie, was schon passiert ist. Selbst für den Laien ist das schnell klar: In den Bereichen, wo helle Steine im 140 Jahre alten Viadukt zu sehen sind, war die Stadt bereits aktiv. Am Rest halt noch nicht. Und was damit ebenso schnell klar wird: Der sechste Bauabschnitt wird definitiv nicht der letzte sein. Denn damit ist nur die Sanierung im Brüstungs- und Konsolbereich abgeschlossen. Die Netze unterhalb der großen Bögen über der Carnaper Straße und den Steinweg werden zum Beispiel noch länger hängen bleiben müssen, bis die Sanierung dieser Bereiche an der Reihe ist. Wie viele Bauabschnitte es wohl geben wird? Das können wir noch gar nicht sagen, erklärt Wessels. Ein Projekt, mit dem man in Rente geht, sei das Kuhler Viadukt aber auch nicht, sagt die 34-Jährige schmunzelnd.

Ursprünglich war das Viadukt nur für die Nordbahntrasse hergerichtet worden, damit es rechtzeitig mit der Eröffnung klappt. Mit der Einrichtung des Rad- und Fußweges war zwar die Befahrbarkeit der Trasse gewährleistet. Am Viadukt blieb aber noch viel Arbeit übrig — was denen, die tagtäglich oben drüber fahren, kaum auffallen dürfte.

„Aber diese Arbeiten sind notwendig“, betont Wessels. Sonst drohen weiterer Zerfall und am Ende sogar der Zusammenbruch des Denkmals. Denn der Zahn der Zeit hat gewaltig an dem 280 Meter langen Bauwerk mit seinen 18 Bögen genagt. Der Zustand erwies sich auch als deutlich schlechter, als die Ingenieure der Stadt ursprünglich erwartet hatten. An vielen Stellen bröckelten die Steine schon, ließen sich mit bloßem Finger eindrücken. Alle Steine auswechseln wollte die Stadt dann aber nicht. Nicht zuletzt aus Kostengründen. Aber auch optisch mache die Mischung aus Alt und Neu etwas her, sagt Wessels. Wie viel insgesamt ersetzt wurde? Wessels hat schnell die Zahlen parat — auf den Stein genau. In Bauabschnitt zwei und drei waren es 11 119 für die Brüstung und 784 Steine an den sogenannten Konsolen. In Bauabschnitt drei kamen dann noch einmal allein 3633 neue Ziegel für die Brüstung hinzu, plus etliche Meter Gesimssteine. Und jetzt warten noch einmal wahrscheinlich tausende auf ihre Auswechslung. Jedes X, also die Markierung eines Steins zum Austauschen, koste Geld. Die Zahl der Steine, die jetzt noch raus müssen, könne man nur schätzen, so die Projektleiterin. „Natürlich mit Sachverstand, aber es ist schon eine große Unbekannte und hat was von Raten“, sagt sie. Allerdings sei man diesmal, da der schlechte Grundzustand des Viadukts ja nun bekannt sei, bestimmt näher dran, als noch vor den letzten Bauabschnitten.

Mit dem vierten Bauabschnitt soll auch endlich die Sperrung einiger Privatflächen unterhalb des Viadukts aufgehoben werden. Und eins stellt Wessels ebenfalls klar. Die Nordbahntrasse werde die ganze Bauzeit über befahrbar sein. Nur werde die Breite auf drei Meter eingeschränkt — wie schon bei den vorangegangen Abschnitten.