Der kleine Laden von Friseurmeisterin Julia Ellwart, den sie gemeinsam ihren beiden Angestellten Jule und Andrea, einem Auszubildenden und einem Praktikanten betreibt, hat sich allerdings zwei Aspekte besonders auf die Fahnen geschrieben: Nachhaltigkeit und vegane Produkte. „Dafür kommen unsere Kunden aus ganz NRW“, erzählt die Inhaberin. Sogar eine Kundin aus Großbritannien komme regelmäßig vorbei, wenn sie Verwandtschaft in der Gegend besucht.
Einer der Gründe: Die Produkte, die hier verwendet werden, sind alle vegan. Das bedeutet, dass keine tierischen Inhaltsstoffe in Farben, Shampoos, Conditionern, Make-Up oder ähnlichem enthalten sind. Das betreffe unter anderem auch Bestandteile wie Milch- oder Seideproteine, Gelatine oder Bienenwachs. „Auch Bürsten sind im Profi-Bereich häufig mit Wildschweinborsten bestückt – das wird man bei uns auch nicht finden“, erklärt Julia Ellwart. Ein weiterer wichtiger Punkt: Vieles wird auch heute noch in Tierversuchen getestet, bevor es für Menschen verwendet werden kann – bei den veganen Produkten ist das ausgeschlossen.
„Wir arbeiten ohne
jegliche tierische Produkte “
„Es hat einige Zeit gedauert, bis ich Firmen gefunden habe, die vegane Artikel in der Qualität anbieten, die ich mir wünsche“, schildert Ellwart weiter. Verschiedene Marken seien zwar „unfassbar natürlich“, aber das Ergebnis sei nicht zufriedenstellend für sie. „Ich möchte, dass meine Kunden nicht das Gefühl haben, beim veganen Friseur gewesen zu sein, sondern einfach ein tolles Erlebnis haben und sich danach wohlfühlen.“ Der vegane Nachhaltigkeitsgedanke runde das Bild weiter ab.
Das werde noch verstärkt, indem man versucht, möglichst wenig Plastik zu verwenden, etwa mit Einmalumhängen zum Haarefärben aus Maisstärke. „Wir testen – wie bei allen Produkte, die wir verwenden – vorher, wie gut sie sind, wie praktikabel“, sagt Ellwart. Für die Kunden, die darauf besonderen Wert legen, könne man so sicher sein, einen rundum tierleidfreien Friseurbesuch zu erleben. Für andere sei es ein Bonus. „Wir haben auch viele Kunden, die sich da nicht mit auseinandersetzen – und wir werben zwar damit, binden es aber natürlich niemandem extra auf die Nase oder fangen gar an zu missionieren“, sagt Julia Ellwart. Sie selbst lebt seit etwa 2011 vegan und möchte deshalb diesen Teil ihres Lebens auch im Beruf integrieren.
Die Preise sind hier übrigens für Männer und Frauen gleich. „Dass man da Unterschiede macht, halte ich für Unsinn.“
Mit ihrem Auszubildenden Sabhan, der mittlerweile im dritten Lehrjahr ist und aus dem Irak stammt, und Rahmat aus Afghanistan, der als Praktikant hier ist, hat sie zwei motivierte junge Menschen gefunden, die die Arbeit im Friseursalon auch dafür nutzen, Deutsch zu lernen. „Hier wird immer geredet, da lernt man schnell“, erklärt Rahmat. Erst einmal möchte er jetzt die Schule beenden und einen Abschluss schaffen. Ob er danach seine Ausbildung bei Julia Ellwart beginnen möchte, lässt er, der auch im Boxsport tätig ist, noch offen. Sabhan möchte im Anschluss gerne noch eine Zusatzausbildung als Barbier machen. „In meiner Familie gibt es viele Friseure, ich habe da viel Freude dran“, erklärt er. Beide helfen viel und probieren sich aus. Die Zusammenarbeit laufe gut, die beiden jungen Mitarbeiter fügen sich gut in das Team ein.
„Insgesamt haben wir hier keine Probleme, bei den Kundinnen und Kunden kommen unsere Azubis und Praktikanten auch super an. Rahmat ist sehr offen, Sabhan braucht manchmal ein wenig, um aufzutauen“, erklärt Julia Ellwart. Die Ausbildung wird von der Gesa, einer gemeinnützigen Stiftung für Integration, Inklusion und Teilhabe gestützt und finanziert. „Das läuft sehr gut und problemlos, auch die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt.“