Der Stadtmarketingpreis für Wuppertals schwebendes Markenzeichen

Die hellblauen Wagen der neuen Modellreihe sind ein Symbol für die Aufbruchstimmung in der Stadt. Die Schwebebahn steht für Tradition und Moderne — und ist damit wichtigster Botschafter Wuppertals.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Im Dezember 2016 ging der erste Wagen der neuen Schwebebahnreihe auf die Strecke. Doch so richtig in Fahrt kam die neue Modellreihe der Schwebebahn erst in diesem Jahr. Zehn weitere der hellblauen Bahnen sind seitdem in Betrieb genommen worden und haben für Aufsehen und Bewunderung weit über Wuppertals Stadtgrenzen hinaus gesorgt. Drei unabhängige Jurys mit insgesamt fast 40 Experten haben daher dem schwebenden Markenzeichen der Stadt den Stadtmarketingpreis 2017 verliehen.

Im Laufe der Jahrzehnte hat der stählerne Lindwurm einige Modellwechsel erlebt. Vom Prototypen bis zur aktuellen Generation 15 waren es sechs Baureihen. Mit Umbauten und Modernisierungen hingen schon elf unterschiedliche Typen des „Straßenbahnwagens besonderer Bauart“ an den Schienen des sichersten Massenverkehrsmittels der Welt. Am prägendsten waren wohl die orange-blauen Wagen der Baureihe GTW72. Sie sind seit mehr als 40 Jahren im Einsatz. Aber auch der 1962 eingeführte „Blaue Enzian“ erfreut sich bei Liebhabern heute noch großer Beliebtheit.

Bei dieser Vielfalt an Fahrzeugen verwundert die vom Denkmalschutz getriebene Empörung vor der Totalsanierung der Strecke von 1995 bis 2014 umso mehr. Viele Wuppertaler fürchteten damals um die Seele ihres Wahrzeichens. Doch die Schwebebahn blieb was sie immer war, an ihrem Ort, in ihrer Art, zu jeder Zeit. Einzig für den Erhalt der Jugendstil-Juwelen, den Stationen Werther Brücke, Völklinger Straße und Landgericht hat sich die Aufregung gelohnt.

Mit der nötigen Renovierung wurde auch zeitgemäß modernisiert. Weitere Kurvenradien und Flüsterschienen ermöglichen zusammen mit neuer Sicherheits- und Leittechnik einen zeitgemäßen Betrieb für die kommenden Jahrzehnte. Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Seilbahn zur Universität sei auch einmal erwähnt, dass das Glück der Schwebebahn sicher ihr Alter ist. Mit ihrer Streckenführung gerade im Bereich zwischen Zoo und Vohwinkel wäre die Bahn heute so wohl nicht baubar. Gegner hatte die Bahn freilich schon damals. Im Wilhelminischen Sprachklang war vom Bau als einem „wahnsinnigen Unterfangen“ die Rede. Es sei „sündige Eitelkeit und Gottes Versuchung, sich einem solchen Satanswerk anzuvertrauen“.

Andere sehen in dem Gerüst das stählerne Band, das Wuppertal zusammenhält. 1903 verbannt sie die Städte Elberfeld und Barmen. Deren Vereinigung wäre wohl auch ohne Schwebebahn gekommen. Aber gemeinsam ein Wahrzeichen zu erbauen und zu betreiben und dabei die Verkehrsprobleme zwischen den Städten ein für alle Mal zu lösen, verbindet sicher mehr, als das es trennt. Den Wuppertalern ist ihre Bahn im Alltag selbstverständlich geworden. Doch die Großartigkeit wird immer wieder an den Reaktionen der auswärtigen Besucher erlebbar. Staunende Kinderaugen auf den Bahnsteigen und platt gedrückte Nasen an den Panoramascheiben der neuen Wagen gehören genauso dazu, wie die Verwunderung berühmter Persönlichkeiten. Erschien die Schwebebahn der aus Elberfeld stammenden Else Lasker-Schüler als „stahlharter Drache mit vielen Bahnhofsköpfen und sprühenden Augen“, so schwärmte der Schriftsteller und Surrealist Jean Cocteau bei ihrem Anblick: „Aber das ist ja ein Engel!“. ch