Wuppertal Der Trend zu Urne lässt Gräberfelder schrumpfen
Was wird aus den Flächen, wenn sie nicht mehr als Friedhof benötigt werden?
Die „ewige Ruhe“ ist in unserem Kulturkreis gar nicht ewig. Gräber werden nach einer befristeten Ruhezeit eingeebnet, sogar ganze Friedhöfe können geschlossen werden. Weil sich die Bestattungsformen ändern, könnte das künftig häufiger der Fall sein.
Ein Erdgrab bleibt etwa zwanzig bis dreißig Jahre bestehen - je nach Bodenart, von der abhängt, wie lange eine vollständige Zersetzung des Körpers braucht. Meist wird noch eine zusätzliche Pietätszeit von zehn Jahren gewährt, bevor das Grab neu belegt oder eingeebnet wird.
Das Einebnen geschieht heute häufiger, denn „es gibt eine sehr starke Tendenz zur Urnenbeisetzung“, berichtet Ingo Schellenberg, Geschäftsführer des evangelischen Friedhofsverbands Wuppertal. Heute werde bei rund 65 Prozent der etwa 1600 evangelischen Beerdigungen pro Jahr eine Urne beigesetzt. Menschen entscheiden sich für die Urnenbestattung, weil das Grab kostengünstiger und weniger aufwendig zu pflegen ist - ein wichtiger Aspekt, wenn Angehörige weiter weg leben.
Das verändert den Flächenverbrauch: Urnengräber sind kleiner, in einer belegten Grabstelle kann zusätzlich eine Urne bestattet werden, und Urnen können auch statt in der Erde in einem Kolumbarium untergebraucht werden — einem Bauwerk mit Fächern für Urnen.
Wird ein Grab nicht neu belegt, wird der Stein abgeräumt, Gras gesät. „Die Friedhöfe zersiedeln sich“, beschreibt es Schellenberg.
Auch Bettina Wallbrecher von der Katholischen Friedhofsverwaltung berichtet von „vielen Freiflächen“. Man versucht, die Neubelegung von Gräbern so zu organisieren, dass geschlossene Gräberfelder erhalten bleiben, andere Flächen aus der Nutzung genommen werden.
Der richtige Umgang mit solchen Freiflächen wird noch diskutiert, nicht zuletzt unter Kostenaspekten. Auch eine Obstwiese sei schon im Gespräch gewesen, berichtet Bettina Wallbrecher, die brauche keine intensive Pflege.
Manchmal werden Friedhöfe auch geschlossen. So wird auf dem kleinen evangelischen Friedhof Eschensiepen in Laaken seit sechs Jahren keiner mehr bestattet. Die Kirche wird den Friedhof pflegen, bis Ruhezeit und Pietätszeit der letzten Gräber abgelaufen sind. „Wir haben aber durch diesen Friedhof keine Einnahmen“, macht Schellenberg auf den finanziellen Aspekt aufmerksam.
Was danach geschieht, steht noch nicht fest. Es könnte ein Park daraus werden — wie der Park am Petrus-Krankenhaus, der einst ein katholischer Friedhof war.