Der Unterschätzte

Jürgen Hardt gehört zu jenen Menschen, deren Erfolge auch darauf gründen, dass ihre Gegner sie unterschätzen. Zugegeben, für seinen überraschend klaren Sieg bei der Kampfabstimmung um die CDU-Kandidatur im Wahlkreis 104 kann der Wuppertaler CDU-Chef selbst am wenigsten.

Er profitierte von einer völlig zerrütteten Solinger CDU und einem Gegner, der es nicht schaffte, die Gräben zuzuschütten.

Gleichwohl zeigt Hardt ein bemerkenswertes politisches Durchsetzungsvermögen. Er wäre nicht angetreten, wenn er nicht den strategischen Vorteil gegenüber dem als Favoriten gehandelten Fabian Kesseler erkannt hätte. Mit dem Coup in Solingen verstummen nun auch die letzten Kritiker Hardts in Wuppertal. Dort ist der Erneuerer nicht in allen Stadtbezirksverbänden unumstritten. Vor allem die alten Haudegen der Partei beobachten durchaus kritisch, wie Hardt daran arbeitet, die Partei zu verjüngen, die Stadtbezirksverbände zu verschlanken und die Mitbestimmung auszubauen.

Die Abschaffung des Deligiertenprinzips in Wuppertal hätte ihm längst nicht jeder Christdemokrat zugetraut. Aber wie gesagt: Hardt ist nicht zu unterschätzen. Das sollte auch Jürgen Kucharczyk beherzigen. Trotz der Lagerbildung bei der CDU ist ein Sieg des SPD-Mannes bei der Bundestagswahl keineswegs ausgemacht.