Von der Heydt-Museum in Wuppertal Der vergessene Meister — Spätexpressionist Jankel Adler
Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal zeigt den Avantgardisten inmitten seiner Künstlerfreunde. Am Samstag, 26. Mai, können Leser der WZ die Ausstellung kostenlos besuchen - unter einer Bedingung.
Wuppertal. Den jüdischen Jankel Adler, einen Impulsgeber der Avantgarde, der später von den Nazis vertrieben wurde, präsentiert das Von der Heydt-Museum Wuppertal in einer großen Ausstellung. Diese Zeitung lädt heute ihre Leser ein, das Museum kostenlos zu besuchen (siehe Kasten).
Wer ist Jankel Adler? Vielen ist der Name heute unbekannt. Dabei gehörte er zu den vielversprechenden Künstlern der 1920er Jahre und gilt als wichtiger Repräsentant und Impulsgeber der Moderne. Er stand im Mittelpunkt der künstlerischen Avantgarde, war eine ihrer treibenden Kräfte und pflegte Umgang mit Marc Chagall und Paul Klee, Pablo Picasso, Otto Dix und Amedeo Modigliani. Als polnischer Jude und Mitbegründer der Künstlergruppe „Jung Jiddisch“ war er aber auch eine nahezu ideale Projektionsfläche für den heraufziehenden Nationalsozialismus — als Vertreter einer spätexpressionistischen, kubistischen und konstruktivistischen Formensprache galt er den Nazis als Kulturbolschewist.
Während er sich selbst 1933 nach Paris und später London retten konnte, wurden seine Werke als „entartete Kunst“ gebrandmarkt, in den Ausstellungen „Entartete Kunst“ 1937 in München und 1938 in Berlin gezeigt, aus den Museen gerissen, zu Schleuderpreisen verkauft und teilweise sogar zerstört.
So ist Jankel Adlers Werk immer in ein Oeuvre „vor 1933“ und ein Oeuvre „nach 1933“ zu unterteilen, denn sein Frühwerk unterscheidet sich stark von seinen späteren Werken. Nach seiner Flucht 1933 über Paris nach Großbritannien entwickelte Adler seinen Stil weiter und kreierte ab 1941 herausragende Werke, mit dem er jüngere Künstler nach dem Krieg beeinflusste. Deutschen Boden betrat Adler nie wieder.
Nach seinem Tod 1949 gab es eine Ausstellung 1955 in Wuppertal. 1985 erinnerte zuletzt eine Schau in Düsseldorf an den Künstler, die auch in Lodz und Tel Aviv gezeigt wurde. Nun also erinnert das Von der Heydt-Museum Wuppertal mit einer großen Ausstellung an Jankel Adler.
„Leider ist Jankel Adler zunehmend in Vergessenheit geraten. Wir stellen in unserer Ausstellung sein Werk in Verbindung mit dem anderer Künstler, um zu zeigen, wie wichtig und besonders Adlers Schaffen ist, wie sehr er vernetzt war und den Dialog mit anderen Künstlern seiner Zeit suchte“, sagt Antje Birthälmer, stellvertretende Direktorin des Von der Heydt-Museums, die die Schau kuratiert hat. Jankel Adler sei oft als Maler der Ostjuden interpretiert worden. Die Wuppertaler Ausstellung versuche dagegen, „ihn im Kontext der westlichen Künstler zu zeigen und seine Beziehungen zu ihnen zu beleuchten“, sagt Antje Birthälmer.
Die Schau verfolgt seine Entwicklung von seinen Anfängen mit den Künstlern der Barmer „Wupper“-Gruppe über sein Wirken in der „Jung Jiddisch“-Gruppe in Lodz, im „Jungen Rheinland“ und bei den „Kölner Progressiven“; sie untersucht seine Verbindung mit Klee an der Düsseldorfer Kunstakademie, mit dem Graphiker Hayter und Picasso in Paris. Sie endet mit Adlers Zeit in London und beleuchtet auch seine Rolle in der britischen Kunstszene.
Das Von der Heydt-Museum selbst besitzt fünf Werke des Künstlers, darunter das „Bildnis Else Lasker-Schülers“ von 1924, mit der Jankel Adler eng befreundet war und die ihn einmal einen „hebräischen Rembrandt“ nannte. Das Bildnis der Wuppertaler Dichterin gehörte schon früh dem Barmer Kunstverein, wurde von den Nazis als „entartet“ beschlagnahmt und tauchte erst im Jahr 1985 bei der Jankel-Adler-Ausstellung in Düsseldorf wieder auf, so dass das Von der Heydt-Museum es zurückkaufen konnte.
Rund 110 Werke von Jankel Adler sind zu sehen, daneben rund 110 Werke anderer Künstler, darunter zahlreiche Weggefährten und Freunde wie Otto Dix, Marc Chagall, Paul Klee, Marek Szwarc, Pablo Picasso und Lasar Segall. Anhand dieser Werke, die das Von der Heydt-Museum aus den USA ebenso wie aus Israel, Brasilien, Frankreich, Polen und Großbritannien zusammengeholt hat, lässt sich hier ein Malerrevolutionär im Kontext der Moderne wiederentdecken.