Stadtentwicklung Deweerth’scher Garten in Elberfeld: Der Park mit den zwei Gesichtern
Elberfeld. · Die Anlage ist beliebt bei allen Altersklassen. Dass nun eine Umgestaltung ansteht, kommt gut an. Doch die nächtlichen Feiern sorgen immer wieder für Ärger.
Vom Spielplatz ist Kinderlachen zu hören. An der Tischtennisplatte findet gerade ein Match statt. Auf der Bouleanlage fliegen die Kugeln. Sonnenhungrige, vor allem junge, liegen auf der Wiese und beim Italiener am Rande des Parks wird lecker gegessen und getrunken. Wer an einem schönen Tag den Deweerth’schen Garten im Herzen Elberfelds besucht, wird wahrscheinlich genau das erleben. Die Parkanlage ist Treffpunkt, hier, mitten in der Stadt. Beliebt bei allen Altersklassen und verschiedensten Nutzergruppen. Doch das ist nur die eine Seite. Anwohner Julian Dell spricht vom „Park mit den zwei Gesichtern“.
Es ist buchstäblich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Abends und erst recht wenn es dunkel wird, ist es mitunter immer noch voll im Deweerth’schen Garten. Doch oft mit negativen Folgen. Vor allem Jugendliche treffen sich dort, besonders am Wochenende, aber auch schon mal unter der Woche. Manche würden es Gelage nennen, sagt Dell, der seit fünf Jahren direkt am Deweerth’schen Garten wohnt, aktuell mit Blick auf die Anlage. Dass er trotz sommerlicher Temperaturen die Fenster nach vorne zulassen muss aufgrund des Lärms, daran habe er sich schon gewöhnt. Seit Beginn der Corona-Auflagen sei praktisch jedes Wochenende was los.
„Spätpubertäres Halligalli“, sagt Dell mit einem Schmunzeln. Streitigkeiten, nicht nur verbale, Dramen, Geheule - Dell bekommt alles mit. Auch die daraus resultierenden Polizeieinsätze, die oft gar nicht so dramatisch sind, aber so wirkten, weil die Beamten manchmal mit Fahrzeugen von allen Seiten an die Anlage heranfahren.
Ein Sprecher der Polizei sagt zwar, dass die Anlage zwischen Luisen-, Briller- und Friedrich-Ebert-Straße nicht auffalle unter Wuppertals öffentlichen Parks. Gerade für die, die dort wohnen, ist es aber trotzdem ärgerlich.
„Dabei ist der Deweerth’sche Garten so schön“, erklärt eine Spaziergängerin, die regelmäßig dort vorbeikommt. Auch Dell ist gerne dort. Dass die Anlage so gut angenommen werde, zeige ja, dass viele das so sehen. Da nehme er auch gerne in Kauf, „dass man an der Tischtennisplatte mal warten muss, bis man drankommt“. Michael Felstau vom Förderverein Historische Parkanlagen hat auch schon Yoga-Gruppen dort beobachtet. „Der Deweerth’sche Garten ist einfach klasse.“
Doch dann ist da eben noch das „zweite Gesicht“. Die Spuren sind morgens zu sehen. Eine Anwohnerin sammelte kürzlich noch Fotobeweise. Klar zu erkennen: Beim Treffen am Abend und in der Nacht vorher muss ordentlich getrunken worden sein. Sie hat wenig Verständnis dafür, dass die, die offenbar dort gerne feiern, nicht wenigstens ihren Müll entsorgen können. Dann müsse leider die Stadt tätig werden.
Lösungsansatz: Als Vorbild Hardteinander?
In einem Schreiben an Oberbürgermeister Andreas Mucke prangerte sie die Situation an. Der OB habe auch direkt geantwortet, lobt sie, und Hilfe zugesagt. Die Stadtreinigung werde mehr kontrollieren. Außerdem brachte er als Idee eine Initiative ins Spiel, die sich auch selbst um den Park kümmert. Aus der Nutzerschaft heraus. Vorbild: Hardteinander. Die Gruppe, vor ein paar Jahren von Jugendlichen auf der Hardt gegründet, als dort das Müllproblem überhand nahm, sorgte dafür, dass sich die Situation dort merklich verbessert hat, wie viele sagen.
Die Folgen der Feierei am Deweerth’schen Garten beschränken sich aber nicht nur auf die Anlage selbst. Auch der Eigentümer des Häuserblocks zwischen Park und Friedrich-Ebert-Straße, wo unter anderem ein Ärztehaus untergebracht ist, und sein Pächter, die Betreiber des Restaurants „Il Ghiotto“ können davon ein Lied singen. Tagsüber seien es oft Stadtstreicher, die rumschrien, so der Restaurantleiter Nazzareno Acciaroli.
Für die Gäste sei das schwierig. Gerade jetzt, wo aufgrund der Corona-Auflagen jeder lieber draußen im Biergarten sitzen will. Und abends kämen dann die ersten Feiernden. Die Polizei habe sicher viel zu tun, zeigt er Verständnis. Aber ein paar mehr Kontrollen würde er sich schon wünschen. „Die Leute müssen wissen, dass die Polizei da ist.“
Für den Gebäudekomplex, den er 2011 übernahm, gibt es einen Wachdienst, wie der Eigentümer erzählt. „Doch der kann auch nicht immer da sein.“ Der Müll liege dann morgens oft in den Hausfluren. Der eine oder andere verrichte zudem dort seine Notdurft.
Dass die Stadt nun den Park umgestalten will, sei erstmal eine gute Idee. Gerade auch die Bürgerbeteiligung, so der Eigentümer. „Da werden wir mitmachen.“ Skeptisch sind aber so ziemlich alle Beteiligten, ob die geplante Umgestaltung an der Situation vor allem nachts etwas ändern wird.
„Das sind ja unterschiedliche Themen“, sagt Dell. „Ob da jetzt eine Tony-Cragg-Skulptur. ein Wasserspiel oder drei neue Bänke hingesetzt werden, das ändert ja nichts.“ Die Anwohnerin hat zumindest einen Wunsch: „Es wäre schön, wenn alle - AnwohnerInnen, BesucherInnen, Kinder, Feiernde - zu einer konstruktiven und friedlichen Lösung kommen könnten.“