Serie Ortswechsel Von der angesagten Pipeline zur fast vergessenen Ski-Sprungschanze
Wuppertal · Im dritten Teil der Serie Ortswechsel besuchte die WZ die Skate-Halle Wicked Woods, den Toelleturm und das Gelpetal.
Hip-Hop-Musik und surrende BMX-Reifen liefern heute den Sound in der Skate-Halle Wicked Woods auf dem Bergischen Plateau in Wichlinghausen. Jugendliche und Kinder sind extra aus Düsseldorf angereist, um sich im Wuppertaler Osten mit Vollgas in die 320 Quadratmeter große, sogenannte Schüssel zu stürzen und auf den diversen Rampen möglichst lässig abzuheben. Wicked Woods, das ist bei einer bestimmten Zielgruppe eine der heißgeliebtesten Orte in ganz Wuppertal, deshalb hat uns die Reise von Lieblingsort zu Lieblingsort auch hier hin geführt.
Projektleiter Dirk Blaeser ist froh, dass nach der Corona-Zwangspause seit dem 1. Juni wieder Leben in der Bude ist. „Für die jungen Leute ist das eine Religion hier“, sagt er. Als Wicked Woods wieder seine Türen öffnete, seien die Fahrer „heiß wie Frittenfett“ gewesen. 30 Fahrer dürfen sich jetzt noch gleichzeitig in der Halle austoben. Jetzt vermisst der 56-Jährige nur noch die Rückkehr der Wettkämpfe, die immer noch nicht stattfinden dürfen.
Außerhalb der Halle hat Dirk Blaeser einen Lieblingsort an dem es weniger wuselig ist: das Areal rund um den Toelleturm. „Ich finde es super von dort oben hinunter in den Moloch zu schauen“, sagt er. Dort oben geht er gerne mit einem Eis spazieren und erinnert sich an eine Zeit zurück, als noch die Barmer Bergbahn Ausflügler aus dem Tal ins Grüne transportierte. Für ihn sei ein Nachmittag an diesem Ort am Rande der Barmer Anlagen wie „eine emotionale Zeitreise“.
Gerne an früher zurück denken Ursula Weitz (75), Margarita Janz (76) und Barbara Bayko (78). Sie sitzen auf einer Bank am Toelleturm, jeder mit einem Eishörnchen in der Hand. Auf dem Spielplatz, auf der Wiese und auf den Bänken direkt vor dem Turm gibt es kaum einen Menschen, der nicht an einem Eis schleckt.
Weitz, Janz und Bayko kennen sich seit beinahe 50 Jahren - und jeden Dienstag treffen sie sich irgendwo im Stadtgebiet, wo es schön ist. „Wir waren früher zusammen im Sportverein“, berichtet Ursula Weitz. „Erst turnen und dann einen trinken.“ Margarita Janz korrigiert: „Danach geselliges Beisammensein.“ Eigentlich war die muntere Frauentruppe einst zu acht gewesen, doch mit der Zeit gingen die Lebenswege auseinander.
Im Gelpetal flogen früher die
Ski-Springer am Biergarten vorbei
Von den Barmer Südhöhen aus könne man wunderbare Spaziergänge machen, schwärmt das Trio. Janz sagt: „Hier gibt es lange, kurze, flache und bergige Wege. Je nach körperlichem Zustand der Teilnehmer.“
Ein Lieblingsort? Nun, besonders idyllisch sei es im Gelpetal. Im dortigen Café Zillertal habe man schon das eine oder andere „gesellige Beisammensein“ stattfinden lassen. Für ältere Bürger sei das eine super Adresse, weil man mit dem Auto anreisen kann und trotzdem direkt in der Natur sei.
Und so ist es dann auch. Am Ende der Zillertaler Straße taucht hinter der letzten Biegung das altehrwürdige Haus Zillertal aus dem Jahr 1904 auf. Im Biergarten sitzen die Gäste ringsum von Bäumen umgeben. Für die idyllische Abrundung sorgt das Plätschern der Gelpe.
Die Ronsdorferin Renate Müller (73) spaziert mit ihrem Mann gerne hinunter ins Tal zu dem Ausflugslokal. „Im Winter ist der Weg besonders schön“, sagt Müller. Dann stapfe das Ehepaar sehr gerne durch den verschneiten Wald und nutze dann im Haus Zillertal den angebotenen Brunch. Die Müllers kennen das Lokal schon seit mehreren Jahrzehnten und auch unter anderen Besitzern. „Früher war hier sogar eine Sprungschanze“, berichtet Renate Müller und zeigt auf die hohen Bäume, die heute den Biergarten begrenzen. „Das war alles nicht da. Man konnte also im Biergarten sitzen und den Springern zusehen.“ In den 1970er Jahren wurde die Schanze stillgelegt, an die heute noch eine Gedenktafel erinnert.
Bevor die Müllers sich einen Platz im Biergarten suchen, verraten sie noch, was denn ihr Lieblingsort in Wuppertal ist: die Ronsdorfer Talsperre. „Von dort aus gibt es viel zu erkunden.“ Das machen wir dann beim nächsten Mal.