Wuppertal Lieder und Texte gegen den Krieg

Der DGB lud anlässlich des Antikriegstages in die Citykirche ein.

Kai Degenhardt spielte ein Lied aus der zeit des deutsch-französischen Krieges.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Das Datum 1. September ist untrennbar verbunden mit dem 2. Weltkrieg, der am 1.9.1939 mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen begann. Seit Anfang der fünfziger Jahre wird am 1. September der Ereignisse gedacht – unter den Bezeichnungen „Antikriegstag“, „Tag des Friedens“ oder „Weltfriedenstag“. Die bundesdeutsche Initiative für diesen Gedenktag ging ursprünglich vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) aus.

In dieser Tradition stand auch die Veranstaltung „Niemals wieder!“, zu der der DGB Wuppertal und 14 weitere Organisationen einluden. In der voll besetzten Citykirche Elberfeld sprach Oberbürgermeister Andreas Mucke über die Gegenwart von Konflikt und Gewalt. Guido Grüning, Vorsitzender des DGB-Stadtverbandes, widmete sich ebenfalls den aktuellen Lehren aus dem 2. Weltkrieg. Mit Arbeiterliedern und eigenen Songs trat der Hamburger Musiker Kai Degenhardt auf.

Mucke zitierte aus der Präambel des 1949 beschlossenen Grundgesetzes. Darin verpflichtet sich die Bundesrepublik, sich in einem vereinten Europa für den Frieden einzusetzen. 70 Jahre danach, stellte der Redner fest, trage die europäische Integration Früchte. „Aus erbitterten Feinden sind Freunde geworden.“ Doch weltweit dauerten gewaltsame Konflikte an, „und das auch mit Waffen aus Deutschland und Europa.“

Er wies zudem auf die Aufkündigung des INF-Abrüstungsvertrages durch die Trump-Regierung hin. Dieser „Eskalationsspirale“ müsse Deutschland – unter anderem im UNO-Sicherheitsrat – etwas entgegensetzen. „Ich finde, dass unsere Außenpolitik endlich Friedenspolitik werden muss“, sagte Mucke unter dem Applaus seiner Zuhörer.

Gegen Gewalt könne jeder „im Kleinen“ angehen, betonte Mucke. Ihr Wegbereiter sei eine verrohte Sprache. „Verbale Abrüstung muss dabei der erste Schritt sein.“ Er schloss sein Grußwort mit dem Appell, im Engagement für den Frieden nicht nachzulassen.

Redner Guido Grüning wollte die Ergebnisse der Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen nicht unkommentiert stehen lassen. Wenn eine rechte Partei bis zu 27 Prozent der Wählerstimmen bekomme, dann sei „Schluss mit lustig“. Wer diese Partei wähle, sei kein Protestwähler, sondern „ein Rassist oder eine Rassistin“.

Besorgt zeigte er sich auch wegen der weltweit steigenden Militärausgaben und machte Deutschland als „Teil des Problems“ aus. Seine Kritik galt auch der Landesregierung. Durch die Aufhebung der Zivilklausel lasse sie zu, dass die Hochschulen in NRW wieder für militärische Zwecke forschen dürfen.

Dabei lag für ihn auf der Hand, dass Gewalt kein Problem lösen kann. „Fluchtursachen lassen sich nicht mit Waffen bekämpfen“, kommentierte Grüning. „Unsere Alternative heißt Solidarität und Frieden.“ Statt das Budget für die Bundeswehr zu erhöhen, solle die Politik mehr Geld für öffentliche Investitionen ausgeben. Moderne Kitas und Schulen sowie ein gut funktionierender Nahverkehr seien erstrebenswerte Ziele.

Beim Namen Kai Degenhardt fällt wohl vielen sein Vater Franz Josef ein. Dabei ist der Sohn selbst ein Liedermacher und spielt auf der Gitarre eine Mischung aus Blues und Country. Obendrein kennt er sich mit den Texten der frühen Arbeiterbewegung aus. Sein Wuppertaler Publikum überraschte er mit einem Lied aus der Zeit des deutsch-französischen Krieges 1870/ 71.